Das plötzliche Quarantäneleben ist für eine Autorin nicht ganz neu; wir igeln uns zum Arbeiten immer gerne ein, und ich habe derzeit nicht nur eines, sondern eigentlich zweieinhalb, respektive drei Projekte, für die und an denen ich werkele. Hilfreich ist die Lage trotzdem nicht, denn im Normalfall hat man als Autorin Bibliotheken zur Verfügung, die mittlerweile auch geschlossen haben. Zum Glück gibt es die Onleihe.
Da ich berufsmäßig viel vor dem Bildschirm sitze, nehme ich zur Entspannung besonders gerne Hörbücher wahr, um meine Augen zu entspannen – ganz gleich, ob Hörspiele oder das gesprochene Buch. In Zeiten des Coronavirus sind mir die Stimmen anderer Menschen wichtiger denn je, also nutze ich jetzt nicht nur die Hörbücher, die ich schon habe, sondern gerade auch die Streamingdienste. Geschichten zu erzählen und sich erzählen zu lassen, das ist eine der schönsten Dinge, die wir tun können, ob mit oder ohne Virus. Gerade ist mein erstes reines Hörbuch erschienen, dessen Titelheldin, „Die Gefängnisärztin“, ebenfalls in einer extremen Situation lebt – auf engstem Raum eingesperrt mit Kriminellen, zu Unrecht Verurteilten und Menschen, die einfach nur überleben wollen. Ich hoffe, damit kann ich auch für andere Scheherazade spielen.
Tanja Kinkel ist Schriftstellerin und lebt in München.