Hoffnung für Buchhändler, Verlage und Autoren: Zum ersten Mal seit 2012 ist die Zahl der Buchkäufer in Deutschland wieder gestiegen – und zwar um 300000 Menschen, die 2018 mindestens ein Buch gekauft haben. Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, sprach bei der Vorstellung der Wirtschaftszahlen in der vergangenen Woche von einer kleinen Sensation. Mit dem Begriff Trendwende wollte er sich zurückhalten, „aber wir gehen davon aus, dass wir mit den Maßnahmen, die wir noch ergreifen wollen, einiges erreichen können“.
Aufgerüttelt hatte die Branche die vor einem Jahr veröffentlichte Studie „Buchkäufer – quo vadis?“, „Wohin gehst du?“, die sich mit den Abwanderungstendenzen von Lesern auseinandersetzte. Man habe verstanden, was der gesellschaftliche Wandel bewirkt und wie sich die Buchbranche darauf einzustellen hat, betont Skipis. Viele Menschen, die für die Studie befragt worden waren, hätten nicht generell die Lust am Lesen verloren; sie setzten nur auf andere Medien. Vielen habe auch die Orientierung auf dem Buchmarkt gefehlt, schildert der Börsenverein-Hauptgeschäftsführer. Woraufhin Verlage und Buchhandlungen ihre Nähe zum Kunden ausgebaut hätten – etwa durch neue Veranstaltungsformate, Verlagsprogramme und Social-Media-Aktionen.
Gegenüber unserer Zeitung nennt Alexander Skipis die beiden Buchhandlungen Thalia und Hugendubel, die sich jeweils mit neuen Ladenkonzepten präsentierten. Eine neue Strategie verfolge die Buchhandlung Heymann, die seit einiger Zeit einen „Buchfinder“ auf ihrer Website anbiete. Und Pankebuch veranstalte Lesungen in Zusammenarbeit mit einem Bettenfachgeschäft, während RavensBuch einen Escape Room für Kinder organisiere. „Die Beispiele funktionieren, weil sie noch stärker vom Kunden aus gedacht sind“, sagt Skipis. Und weil Buchhandlungen und Verlage nicht länger erwarteten, dass Kunden zu ihnen kommen, sondern nun umgekehrt dorthin gehen, wo sich Kunden aufhielten. Kauften im Jahr 2017 noch 29,6 Millionen Menschen zumindest ein Buch, so waren es im vergangenen Jahr 29,9 Millionen.
Auffällig ist, dass besonders diejenigen Käufergruppen Zuwächse verzeichneten, die zuletzt am stärksten verloren hatten. So stieg die Zahl der Käufer bei den 20- bis 29-Jährigen um 15,2 Prozent, die 30- bis 39-Jährigen legten um 15,8 Prozent zu. Skipis zufolge hätten sich Verlage und Buchhandlungen diese Altersgruppen ganz bewusst angesehen und Maßnahmen speziell für sie entwickelt. Ein gutes Beispiel hierfür sei der dtv-Verlag mit seinem Programm „bold“, das er eigens für die sogenannten Digital Natives kreiert habe.
Die aktuellen Zahlen der Buchbranche geben also Hoffnung. Gleichzeitig fragt sich allerdings, ob mit der Kauflust auch die Leselust der Deutschen gewachsen ist?
Grundsätzlich, bekräftigt Alexander Skipis, gebe die jetzt präsentierte Statistik lediglich Aufschluss über das Kaufverhalten – nicht über das Leseverhalten der Menschen. Und dennoch: „Wir sehen sie durchaus als Indiz dafür, dass die Menschen sich wieder mehr mit dem Buch beschäftigen.“ Seiner Ansicht nach sehnen sich viele Menschen nach dem Buch und vermissen das Lesen als Freizeitbeschäftigung. (mit dpa)