Mehrere deutsche Generationen haben zu den Liedern Udo Lindenbergs getanzt, geschmust und dem kalten Krieg abgeschworen. Nun huldigt ein Kinofilm der Musik-Ikone. „Lindenberg! Mach Dein Ding“ von Hermine Huntgeburth („Die weiße Massai“) zeigt, wie sich ein kleiner Junge mit einer Vorliebe für das Schlagzeug und für ältere Mädchen von einer vorgezeichneten Zukunft lösen kann und nach ereignisreichen Lehrjahren den Durchbruch als Panikrocker feiert.
Kinofilme lassen den jungen Udo an den großen Durchbruch glauben
Immer wieder wird Udo im Film auf die Kindheitsjahre im westfälischen Gronau zurückblicken, auf den trinkenden Klempner-Vater, in dessen Fußstapfen der Filius treten soll. Auf seine Jugendliebe Susanne, das Mädchen aus dem Hit „Cello“. Auf Kinofilme wie „Die Glenn Miller Story“, die in dem Jungen die Gewissheit schaffen, eines Tages ganz groß rauszukommen. Zunächst aber kommt Udo weit weg. Als Drummer verschlägt es den 17-Jährigen für ein Jahr in die Clubs des US-amerikanischen Luftwaffenstützpunktes im libyschen Tripolis. Später in Hamburg fallen die Pläne des aufstrebenden Talents auf fruchtbaren Boden.
Epische 135 Minuten hat dieser Film und keine Sekunde davon ist langweilig. Der Zuschauer wird Zeuge, wie sich Songs, Stil und Outfit Udos entwickeln und wie er auf die harte Tour lernt, die Spielregeln des schon damals existierenden Haifischbeckens namens Musikindustrie für sich zu nutzen. Hauptdarsteller Jan Bülow („Radio Heimat“) erweist sich als echter Glücksgriff. Er bewegt nicht etwa die Lippen zu Udo-Songs aus der Konserve, er liefert seine eigene Interpretation. Auch das Schauspiel des 23-jährigen wirkt nie wie eine bloße Kopie, vielmehr entsteht ein authentisch anmutender „Jan Lindenberg“, auf den sich der Zuschauer emotional einlassen kann.
"Lindenberg! Mach Dein Ding" macht Lust auf musikalischen Nachschub
Großartige Schauspieler geben sich die Klinke in die Hand, etwa Charly Hübner und Julia Jentsch als Eltern, Detlev Buck als Produzent und Saskia Rosendahl als das wahre „Mädchen aus Ostberlin“. Eine detailverliebte Ausstattung macht die Zeitreise perfekt, die dazu geeignet ist, heftige Nostalgieschübe auszulösen. Wenn Udo Lindenberg der Produktion am Schluss ein Ständchen bringt, ist der eingefleischte Fan glückselig. Doch auch der bis dahin Unkundige hat einen kurzweiligen, humorvollen und aufschlussreichen Musikfilm erlebt und höchstwahrscheinlich Lust auf musikalischen Nachschub.
Lesen Sie auch das Interview: Rock-Legende Udo Lindenberg: "Saufen nach der Mengenlehre ist vorbei"
Wir möchten wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.