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The Doors: Das Erbe des Eidechsenkönigs Jim Morrison

The Doors

Das Erbe des Eidechsenkönigs Jim Morrison

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    Jim Morrison war der charismatische Sänger der Band The Doors. Er wird auch 50 Jahre nach seinem Tod kultisch verehrt.
    Jim Morrison war der charismatische Sänger der Band The Doors. Er wird auch 50 Jahre nach seinem Tod kultisch verehrt. Foto: Manfred Rehm/ dpa

    Ist es wirklich eine Ehre, wenn jemand zum Namenspaten eines Tieres wird? Nach Prince Charles beispielsweise wurden ein tropischer Frosch benannt (Hyloscirtus princecharlesi), nach Mick Jagger ein ausgestorbenes Sumpfschwein (Jaggermeryx naida). Da kam Jim Morrison vergleichsweise prima weg, denn seinen Namen trägt eine prähistorische Riesenechse, die Barbaturex morrisoni. In diesem Fall haben sich die Entdecker des Fossils bei der Benennung tatsächlich etwas gedacht, denn der Sänger der Doors hat in seinem Gedicht „Celebration of the Lizard“ die Zeile geschrieben: „I am the Lizard King“, ich bin der Eidechsenkönig. Das wurde schon zu Lebzeiten zu seinem Spitznamen und verlieh ihm noch mehr die Aura des Mysteriösen, des Unbegreiflichen, erhob ihn in eine Sphäre, wo Normalsterbliche nichts zu suchen haben. Dort, im Reich der Legenden, lebt er immer noch weiter, obwohl Jim Morrison heute vor 50 Jahren in einem Pariser Appartement starb.

    Das heißt: Starb er dort wirklich? Ist er nicht vielmehr auf der Toilette eines Clubs nach einer Drogenüberdosis zusammengeklappt, ins Haus geschleppt und in die Badewanne gelegt worden? Oder hat ihn gar die böse CIA ermordet, weil sie eh schon dabei war, populäre Stars der amerikanischen Gegenkultur der 60er Jahre aus dem Weg zu räumen?

    Erst nach seinem Tod wird Jim Morrison zur legendären Figur

    Das sind nur zwei von etlichen immer noch kursierenden Verschwörungsmythen um den Tod eines Mannes, der so richtig erst durch sein Ende zur legendären Figur wurde. Manche behaupten gar, er weile immer noch unerkannt unter den Lebenden. Natürlich ist er immer noch unter uns, weil es noch seine Musik, seine Gedichte, seine ikonischen Fotos gibt – und die vielen Geschichten aus dem Leben eines früh ausgebrannten Rockstars.

    James Douglas „Jim“ Morrison wird am 8. Dezember 1943 als Sohn eines Marineoffiziers in Florida geboren. Mit der Welt seiner Eltern, speziell seines strengen Vaters, will er nichts zu schaffen haben. Er liest viel – französische Dichter, aber auch Nietzsche – fühlt sich als Künstler und studiert gegen den erklärten Willen der Eltern in Kalifornien Film- und Theaterwissenschaften. Dann trifft er drei junge Männer, die ihn wegen seiner Gedichte, von denen er schon einige veröffentlicht hat, zu ihrem Sänger machen – auch wenn er den Gebrauch einer Stimme erst noch lernen muss.

    Die Doors spielen einen düsteren, Orgel-getriebenen, ausufernden Rock, der die damaligen musikalischen Grenzen auslotet. Das Schlussstück „The End“ von ihrem Debütalbum, hat die für 1967 revolutionäre Länge von 11:35 Minuten.

    Es ist der Sänger, der diese Band so besonders macht

    Doch es ist Jim Morrison, der diese Band so besonders macht. Mit seinen dunklen Locken, seinen weichen Gesichtszügen und seiner hautengen Hose aus schwarzem Leder ist er ein Hingucker. Pamela DesBarres, eines der berühmtesten Groupies der Pop-Geschichte, beschreibt einen frühen Auftritt des Sängers so: „Ich hatte noch nie solch eine unverhohlene Sexualität auf einer Bühne gesehen. Er wand sich in geilem Schmerz und forderte, jeder in diesem schwülen, aufgeheizten Raum solle sein Feuer anzünden.“

    Morrison wird zu einem Sex-Symbol der Hippie-Ära. Er singt ein „unheiliges Loblied auf die verbotenen Wonnen“ des Abseitigen, wie das Nachrichtenmagazin Newsweek damals befindet, einen lasziven Blues über „Sex, Revolte, Chaos und Tod“. Als Kenner von Sigmund Freud bekennt er sich zu den „dunklen Trieben in uns selbst“. Er provoziert, entblößt sich angeblich auf offener Bühne – was seine Mitmusiker bestreiten – und muss sich wegen Obszönität vor Gericht verantworten. Im März 1969 organisiert eine „Liga für den Anstand“ eine Anti-Doors-Demonstration in Miami mit 30000 Teilnehmern.

    Wegen der provokanten Ausfälle ihres zunehmend von Alkohol und Drogen gezeichneten Sängers tut sich die Band immer schwerer, an Auftritte zu kommen. Die Plattenaufnahmen bringen die Musiker beinahe um den Verstand, wenn etwa der Sänger erst nach dem Genuss von 36 Bieren ins Studio wankt. „Die Situation war furchtbar“, sagt Keyboarder Ray Manzarek über die Aufnahmen zum vorletzten Album, das ausgerechnet „Morrison Hotel“ heißt. Als die Situation unerträglich wird, sind alle damit einverstanden, dass sich der Sänger 1971 eine Auszeit in Paris nimmt. Er kommt nicht zurück.

    Warum strahlt Morrison bis heute diese dunkle Faszination aus?

    Nach seinem Tod – die Doors haben mit Morrison nur fünf Studioalben aufgenommen – wächst die Legende des Sängers geradezu ins Unermessliche. Schon 1978 fühlt sich der Rolling Stone angesichts der anschwellenden Verehrung zu der Titelblatt-Schlagzeile berufen: „Er ist heiß, er ist sexy, und er ist tot“.

    In den 50 Jahren nach seinem Ableben wird die Legende von Jim Morrison, der genauso wie Jimi Hendrix, Janis Joplin und Stones-Gitarrist Brian Jones nur 27 Jahre alt wurde, immer wieder aufgekocht und auch kräftig gemolken, etwa in einem Film von Oliver Stone, den nicht alle Band-Mitglieder so großartig finden.

    Doch warum strahlt Morrison immer noch diese dunkle Faszination aus? Sicherlich nicht, weil sein Ende auch so etwas wie das Ende der Hippieträume von Liebe, Frieden und chemisch befeuerter Glückseligkeit markiert. Er ist eine Ikone der Unangepassten, der schöne Außenseiter, der gequälte Poet, der Grübler und das tragische Sex-Symbol. Einer, der anstelle der vielen Stillen rebelliert, aber nicht hirnlos, sondern gewissermaßen mit Stil.

    Die ungebrochene Verehrung lässt sich an seinem Grab auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise ablesen. Es ist eine Pilgerstätte, die 2004 mit Metallzäunen gesichert werden musste, weil der Grabstein ständig beschmiert worden war. Viele wollen dem Idol nahe sein, doch das werden sie nie, denn: „Jim ist nicht hier“, hat Ray Manzarek nach einem Besuch des Grabes gesagt und das später präzisiert: „Da ist ein Körper, aber nicht Jim. Die Energie, der Geist, der Intellekt, das Herz, die Seele von Jim Morrison sind nicht da.“

    Für all das gibt es ja Bilder, Filme, Platten, Bücher, Dokumentationen. Seine Musik enthält Jims Seele im Übermaß.

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