Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kultur
Icon Pfeil nach unten

Streaming-Angebote: Was Zahlen über den Erfolg von Theater-Streams verraten

Streaming-Angebote

Was Zahlen über den Erfolg von Theater-Streams verraten

    • |
    Enorme 45.000 Zuschauer sahen die gestreamte „Freischütz“-Premiere der Staatsoper.
    Enorme 45.000 Zuschauer sahen die gestreamte „Freischütz“-Premiere der Staatsoper. Foto: Wilfried Hösl

    Für das Augsburger Brechtfestival ist es eine Premiere: Pandemiebedingt findet es in diesem Jahr komplett im Netz statt. Was wiederum hieß, auf die bewährte Infrastruktur verzichten zu müssen und eine neue zu schaffen. Was man nach den ersten Festivaltagen schon sagen kann: So groß war das Einzugsgebiet des Brechtfestivals noch nie – über die ganze Republik und darüber hinaus. Und: Zum Auftakt des Festivals sind 1500 Festivalpässe, die für die kompletten 10 Tage gültig sind, zu 12 Euro das Stück verkauft worden. Seitdem sind auch weitere Pässe verkauft worden, genauere Auswertungen – etwa über die Abrufe einzelner Festivalangebote – stehen aber noch aus.

    Während das Augsburger Brechtfestival notgedrungen erstmals streamt, kann die Bayerische Staatsoper auf ihre Erfahrungen seit 2011 mit dieser Vermittlungsform verweisen – seinerzeit erstmals ausprobiert an einem Beethoven-„Fidelio“. Am anderen Ende der Staatsopern-Streaming-Historie steht jetzt die Neuproduktion von Webers „Freischütz“, den laut Pressechef Christoph Koch zur Premiere am 13. Februar rund 45.000 Zuhörer in aller Welt – kostenlos – am Screen angeschaut haben, gefolgt von weiteren 15.000 Opernfreunden in den zwei Wochen danach. Diese mussten dafür ebenfalls nicht zahlen, weil dies so in dem Vertrag mit dem Co-Produzenten Bayerischer Rundfunk festgelegt worden war.

    Streaming-Einnahmen können die Produktionskosten nicht decken

    Christoph Koch erklärt aber auch, dass die Zugriffszahlen stark vom gezeigten Werk und der Sänger-Besetzung abhängen – sowie bei kostenpflichtigen Streaming-Angeboten vom Preis: „In dem Moment, wo wir etwas verlangen, geht es schnell mit den Zahlen runter.“ Seit 2020 befinde man sich – wie die Verlagsbranche schon zuvor – an einer „Weggabelung“: Was sollte etwas kosten, was sollte kostenfrei sein...?

    Auch beim Brechtfestival wird Streaming gut angenommen - hier Lina Beckmann in "HelliBert & PandeMia".
    Auch beim Brechtfestival wird Streaming gut angenommen - hier Lina Beckmann in "HelliBert & PandeMia". Foto: Charly Hübner

    Bei den sogenannten konzertanten „Montagsstücken“, die die Staatsoper anbietet, sei die Premiere kostenlos, danach aber werden bei Video-on-Demand zwischen 4,90 und 9,90 Euro für den 24-StundenZugang verlangt. Das letzte „Montagsstück“ mit u.a. der Sopranistin Lise Davidsen und dem Intendanten Nikolaus Bachler habe 5500 Zugriffe bei der live gestreamten Aufführung gehabt, danach stellten sich – so auch die Regel – Zuhörerzahlen im mittleren bis höheren dreistelligen Bereich ein. Insgesamt, so Koch, können die Stream-Einnahmen aber nicht die Produktionskosten decken, die bei einer großen Operninszenierung im Bereich von 20.000 bis 30.000 Euro lägen.

    Auf überraschende Erkenntnisse durch das Streaming-Angebot angesprochen, weiß Koch erstens zu berichten, dass die größte Zahl an Zuschauern – nach Deutschland – in den USA zu finden sei und dass die meisten Zuhörer eine Aufführung ohne Untertitel präferierten.

    Gestaffeltes Streaming-Angebot am Residenztheater München

    Anders als an der Staatsoper decken am benachbarten Residenztheater die Streaming-Einnahmen erklärtermaßen die Streaming-Kosten. Vieles ist im „Resi“ zu unterschiedlichen Konditionen und frei wählbaren Preisen im Angebot – vom Podcast über begrenzte Zoom-Kleingruppen-Vorstellungen bis hin zu (Live-)Streamings. Und weil auch manches aktuelle Streaming-Angebot schon auf der Bühne live vor Publikum gezeigt wurde im letzten Spätsommer und Herbst, findet es Ingrid Trobitz, die Pressesprecherin und stellvertretende Intendantin, „wahnsinnig schwer zu vergleichen“ – zumal ihr bis heute wichtige Zahlen fehlten. Insgesamt aber lasse sich sagen, „dass sich bei unseren Streams die Zugriffszahlen via Paywall je nach Produktion im mittleren bis höheren dreistelligen, teilweise auch im niedrigen bis mittleren vierstelligen Bereich bewegen.“ Darin seien aber noch nicht die Zugriffe auf die Gratis-Streams erfasst: „Diese liegen deutlich im mittleren vierstelligen Bereich.“

    Um Kultur im Lockdown geht es auch in einer Folge unseres Podcast "Augsburg, meine Stadt". Hier können Sie das Gespräch mit Cellist Maximilian Hornung und Geigerin Sarah Christian anhören.

    Das könnte Sie auch interessieren:

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden