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Stockholm: König Carl Gustav verleiht Nobelpreise

Stockholm

König Carl Gustav verleiht Nobelpreise

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    Tomas Tranströmer (links) erhielt den Literaturnobelpreis
    Tomas Tranströmer (links) erhielt den Literaturnobelpreis Foto: dapd

    Der schwedische König Carl XVI. Gustaf hat am Samstag in Stockholm die diesjährigen Nobelpreise für Physik, Chemie, Medizin, Literatur und Ökonomie überreicht. Zuvor wurden in Oslo drei Frauen für ihren Kampf gegen Diktatur, Ungerechtigkeit und sexuelle Gewalt mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Die liberianische Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf, die liberianische Bürgerrechtlerin Leymah Gbowee und die jemenitische Journalistin Tawakkul Karman nahmen während der Zeremonie ihre Urkunden und Medaillen entgegen.

    In der Kategorie Medizin nahm die Witwe des Immunforschers Ralph M. Steinman in einem besonders bewegenden Moment die Auszeichnung ihres Mannes entgegen. Dieser war nur wenige Tage vor Bekanntgabe der Preisträger verstorben. Dem in Kanada geborenen Steinman war der Preis gemeinsam mit dem Amerikaner Bruce Beutler und dem Franzosen Jules Hoffmann zuerkannt worden.

    Der Nobelpreis für Physik wurde den drei in den USA geborenen Astrophysikern Saul Perlmutter, Brian P. Schmidt und Adam G. Riess für ihre Entdeckung zugesprochen, dass sich die Ausdehnung des Universums beschleunigt.

    Dem schwedischen Lyriker Tomas Tranströmer wurde der Literaturnobelpreis verliehen. Der 80-jährige Schwede bekam in Stockholm die mit umgerechnet 1,1 Millionen Euro (zehn Millionen Kronen) dotierte Auszeichnung am Samstag von König Carl XVI. Gustaf überreicht, zusammen mit den wissenschaftlichen Nobelpreisträgern.

    In der Laudatio als Sprecher des Nobelkomitees sagte der Schriftsteller Kjell Espmark, Tranströmer sei einer der "wenigen schwedischen Autoren mit Einfluss auf die Weltliteratur". Der Lyriker hat insgesamt nur 13 relativ schmale Gedichtsammlungen sowie ein biografisches Buch veröffentlicht. Seine Arbeiten sind in 54 Sprachen übersetzt.

    Tranströmer leidet seit einem Schlaganfall 1990 an einer schweren Sprachbehinderung, kann deswegen nur wenige, einzelne Wörter sagen und ist an den Rollstuhl gebunden. Er galt über viele Jahre als "Dauerfavorit" auf den begehrtesten Literaturpreis der Welt. Bei der Zuerkennung im Oktober begründete die Schwedische Akademie ihre Entscheidung damit, dass Tranströmer "uns in komprimierten, erhellenden Bildern neue Wege zum Wirklichen weist".

    Der Chemienobelpreis ging an den israelischen Chemiker Dan Shechtman für die Entdeckung der sogenannten Quasikristalle.

    Die amerikanischen Professoren Thomas J. Sargent und Christopher A. Sims wurden für ihre empirische Arbeiten zur Makroökonomie mit dem Preis der Schwedischen Reichsbank für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. Die Nobelpreise sind mit jeweils zehn Millionen Kronen (rund 1,1 Millionen Euro) dotiert.

    Demokratiebewegung im arabischen Raum gewürdigt

    Der Vorsitzende des norwegischen Nobelpreiskomitees, Thorbjörn Jagland, sagte, Sirleaf, Gbowee und die jemenitische Journalistin Karman, stünden für den Kampf für "Menschenrechte im Allgemeinen und von Frauen für Gleichberechtigung und Frieden im Besonderen". Mit der Auszeichnung von Karman würdigte das Nobelpreiskomitee auch die zahlreichen Aktivisten der  emokratiebewegung im arabischen Raum und in Nordafrika. Mit 32 Jahren ist sie die bislang jüngste Friedensnobelpreisträgerin. Die Menschenrechtsaktivistin und Journalistin wurde für ihr Engagement bei den Protesten gegen den jemenitischen Präsidenten Ali Abdullah Saleh ausgezeichnet.

    Karman widmete ihren Preis den arabischen Frauen, "ohne deren harten Kampf und ihren Einsatz in einer von Männern dominierten Welt ich nicht hier wäre". Sie kritisierte das "repressive, militaristische und korrupte" Regime des scheidenden Präsidenten Saleh und beklagte, dass die internationale Gemeinschaft den Protesten im Jemen nicht die gleiche Aufmerksamkeit gewidmet hätte wie den Unruhen in Ägypten, Tunesien, Libyen und Syrien. "Das sollte auf dem Gewissen der Welt lasten, denn es widerspricht den Idealen von Fairness und Gerechtigkeit", sagte Karman.

    Sirleaf erhielt den Nobelpreis für ihre Aufbau- und Versöhnungsarbeit nach dem Bürgerkrieg in Liberia. Im Oktober war sie als Präsidentin des westafrikanischen Landes wiedergewählt worden. "Meine Schwestern, meine Töchter, meine Freundinnen - findet eure Stimme", sagte Sirleaf nach der Verleihung.

    Die liberianische Friedensaktivistin Gbowee wurde für ihren Einsatz für Frauenrechte ausgezeichnet. 2003 organisierte sie einen Protestmarsch Hunderter Frauen durch Monrovia und forderte die zügige Entwaffnung der Kämpfer und ein Ende der sexuellen Gewalt gegen Frauen. "Wir haben unseren Schmerz, unsere gebrochenen Körper und ängstlichen Gefühle genutzt, um der  Ungerechtigkeit und dem Schrecken in unserer Nation entgegenzutreten", sagte Gbowee. (dapd/dpa)

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