Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kultur
Icon Pfeil nach unten

Stephanie zu Guttenberg stellt ihr Buch vor

Kultur

Stephanie zu Guttenberg stellt ihr Buch vor

    • |
    Stephanie zu Guttenberg stellt ihr Buch vor
    Stephanie zu Guttenberg stellt ihr Buch vor Foto: DPA

    Die 33-Jährige hat sich aber ein wenig glamouröses Thema ausgesucht, um Schlagzeilen zu machen: Sie hat ein Buch über Kindesmissbrauch geschrieben. Darin gibt sie nicht nur ganz konkrete Ratschläge, was gegen

    Doch die Aufregung um ihre Kritik an "Porno-Chic" und Shows wie "Germany's next Topmodel" greift zu kurz. Zu Guttenberg hat in "Schaut nicht weg" ein Thema angefasst, bei dem viele immer noch weghören, sich schämen. Die Mauer des Schweigens wolle sie einreißen, wachrütteln, sagte die Autorin am Mittwoch bei der Buchvorstellung in Berlin. "Wir müssen uns dem Thema stellen und hinsehen."

    Zu Guttenberg - selbst Mutter zweier kleiner Töchter - geht es auch nicht um den Fingerzeig auf Models wie Heidi Klum oder Popstars wie Lady Gaga, die sich sexy inszenieren. Es geht ihr darum, eine Debatte zu entfachen, die seit den Missbrauchsfällen in der Kirche, an der Odenwaldschule oder am Canisius-Kolleg an Fahrt gewonnen hat. Dass sie dabei Lobbyarbeit für den Hilfsvereins Innocence in Danger macht, dessen Präsidentin sie ist, kann ihr angesichts des Themas nicht als politisches Kalkül ausgelegt werden. Sie und ihr Mann gelten sowieso schon als Vorzeigepaar der deutschen Politik.

    Die Lektüre von "Schaut nicht weg!" ist bedrückend und beschämend. Von heruntergeschlucktem Samen ist die Rede und von der Gefahr, dass Papa "Stehaufmännchen" mit seinem Kind spielt. Das Sujet einer adeligen Ministergattin, einer Ururenkelin von Reichskanzler Otto von Bismarck, stellt man sich anders vor. Aber zu Guttenberg ist kämpferisch, als sie am Mittwoch in schwarzen Wildlederstiefeln und kurzem Fransenrock die Bühne für ihre Lesung betritt. Ein Missbrauchsopfer müsse sich im Durchschnitt an acht Erwachsene wenden, ehe ihm geglaubt wird, klagt sie. "Wir haben zu lange Erwachsenen geglaubt und nicht Kindern, das ist fatal."

    Das Buch ist ein Appell an die Gesellschaft und ein Ratgeber, wie Eltern erkennen können, dass ihr Kind missbraucht wurde - und wie sie helfen können. Es warnt vor Chatrooms und Internetnetzwerken, in denen Pädophile Kindern auflauern können. Sie wolle auch das Bild von Frauen "als willigen Sexobjekten" in den Medien infrage stellen. Doch diese Kritik differenziert sie in ihrem Buch. Denn ein Kind wird natürlich nicht Opfer sexueller Gewalt, nur wenn es sich spärlich bekleidete Stars auf Youtube anschaut und zum Vorbild nimmt.

    Zu Guttenberg bemängelt die Gesetzgebung in Deutschland, bei der "vieles im Argen liegt". "Die Bundesregierung ist in ihrem Bemühen, gegen Kinderpornografie im Internet anzugehen, keinen Schritt vorangekommen", schreibt sie. Auch gegen die katholische Kirche holt sie aus: "Haben wir nicht schon immer gewusst, dass gerade die Machtstrukturen der katholischen Kirche und deren teils weltfremde Sexualmoral den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch einzelne Täter erst begünstigen?"

    Zu Guttenberg hat selbst ihre Erfahrungen als Mutter in das Buch eingebracht. So erlaube sie keinen Computer im Kinderzimmer. Nur so könnten Eltern sehen, was ihre Kinder im Internet treiben. Es gehe dabei aber darum, mit den Kindern zu üben und zu besprechen, was im Netz vor sich geht. "Und es geht natürlich nicht darum, Kinder bis zum Sankt Nimmerleinstag zu kontrollieren."

    Stephanie zu Guttenberg mit Anne-Ev Ustorf

    Schaut nicht weg! Was wir gegen sexuellen Missbrauch tun müssen

    Kreuz Verlag, Freiburg im Breisgau

    180 Seiten, 16,95 Euro

    ISBN 978-3783134858

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden