Stargeigerin Anne-Sophie Mutter hat ihre überstandene Coronavirus-Infektion als beklemmend erlebt und war froh darüber, als die sie sonst plagende Schlaflosigkeit wieder zurückkehrte. „Ich hatte Glück“, sagte die 56-Jährige unserer Redaktion. Sie habe als einzige Symptome eine sehr große Müdigkeit und 24 Stunden lang Atemnot verspürt. Allerdings denke sie heute, dass die Atemnot durch die psychischen Belastungen der Krankheit ausgelöst worden sein könnte.
„Ich glaube, das war mehr mein Kopf – nachdem die Diagnose gestellt worden war“, sagte Mutter. „Da fragt man sich dann schon, was passiert als nächstes, wann ist der Höhepunkt der Krankheit erreicht, was kündigt sich an zwischen harmlos und tödlich?, berichtete sie. „Das ist beklemmend und ich meinte, keine Luft zu bekommen“, erzählte die Stargeigerin. „Aber als dann meine Schlaflosigkeit wieder kam, wusste ich, ich werde wieder gesund.“ Inzwischen sei sie negativ getestet. „Demnächst mache ich auch einen Antikörper-Test. Wer weiß, vielleicht braucht man ja das Ergebnis auf Papier einmal.“
Anne-Sophie Mutter fordert Unterstützung für freiberufliche Künstler
Sie wolle nun als Fürsprecherin über die Nöte der freiberuflichen Künstler sprechen, die durch die Corona-Beschränkungen um ihre Existenz kämpfen müssten. „Die Musiker, vor allem die an der Armutsgrenze, brauchen Übergangsregelungen, Perspektiven – und Regelungen für Konzerte“, sagte sie . „Man darf uns nicht vergessen“, forderte Mutter.
Auch in Nicht-Krisenzeiten brauche die Kultur wieder einen höheren Stellenwert: „Je weniger relevant die Kunst und Musik im öffentlichen Leben ist, umso ärmer wird das Land der Dichter und Denker“, warnte Mutter. „Und wenn wir aus der Krise rauskommen, dann kann man nicht einfach den Schalter umlegen. Die vielen Freiberufler, die inzwischen andere Jobs annehmen mussten, um zu überleben, sind dann weg. Verloren for ever.“
Schon jetzt gebe es viel zu wenig deutschsprachige Talente auf er internationale Bühne der Klassischen Musik. In ihrer Stiftung für hochbegabte hochbegabte Streich-Solisten seien viel großartige Musiker aus China, Korea und aus Osteuropa. „Aber deutschsprachige Musiker? Ich weiß nicht, wo diese Musiker sind!“ Es werde in Deutschland nicht früh genug gefördert und Musiklehrern zu wenig Anerkennung entgegengebracht „Solange nicht ein Umdenken in der Gesellschaft passiert und wir nicht weg vom leeren Kommerz hin zum Grundnahrungsmittel Literatur, Bildende Kunst und Musik flächendeckend zurückfinden, wird es immer schlimmer werden und wird der Nachwuchs ausbluten“ warnte Mutter.
Lesen Sie hier auch das ganze Interview mit Anne-Sophie Mutter.