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Sky Rojo: Kritik zu "Sky Rojo": Serie auf Netflix mit drastischen Gewaltszenen

Sky Rojo

Kritik zu "Sky Rojo": Serie auf Netflix mit drastischen Gewaltszenen

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    Die drei Prostituierten Wendy (Lali Esposito, von links) Coral (Verónica Sánchesz) und Gina (Yany Prado) wollen aussteigen.
    Die drei Prostituierten Wendy (Lali Esposito, von links) Coral (Verónica Sánchesz) und Gina (Yany Prado) wollen aussteigen. Foto: Tamara Arranz/Netflix

    Mit dem Bankräuber-Epos „Haus des Geldes“, das diesen Sommer in die fünfte und letzte Staffel geht, haben Álex Pina und Esther Martínez Lobato Seriengeschichte geschrieben. Ursprünglich für einen spanischen TV-Sender konzipiert eroberte die Geschichte vom Professor und seiner illustren Gang über Netflix die globale Binge-Community im Sturm. Der Erfolg der spanischen Serie brachte Pinas Produktionsfirma „Vancouver Media“ einen lukrativen Deal mit dem Streaming-Dienst ein.

    Dort hofft man damit vor allem die Abo-Zahlen bei den etwa 400 Millionen spanischsprachigen Erdenbewohnern weiter ausbauen zu können. Neben vier weiteren Staffeln von „Haus des Geldes“ haben Pina und Martínez Lobato für Netflix im letzten Jahr mit „White Lines“ das Party- und Drogenparadies Ibiza erkundet. Mit ihrer neuen Serie „Sky Rojo“ (ab 19.3. bei Netflix) geht es noch weiter südlich im spanischen Hoheitsgebiet nach Teneriffa.

    Kritik zu "Sky Rojo": In der Netflix-Serie gibt es kein Entkommen für die Sexarbeiterinnen

    Wie ein gestrandetes Schiff liegt das Haus in der vertrockneten Steppenlandschaft. Der schmuddelige Bau beherbergt in seinem Inneren einen glamourösen Sexclub mit mehreren Striptease-Bühnen und lang gezogenen Bars, an denen sich die Prostituierten aufreihen, um sich den Freiern anzubieten. Weniger pompös sehen die Schlafquartiere der Sexarbeiterinnen aus, die in einem großen Saal mit Doppelstockbetten untergebracht sind und oben auf dem Dach zwischen den Wäscheleinen ein Stück Fleisch auf den Grill werfen. Der „Las Novias Club“ ist eine abgeschlossene Welt für sich, aus der es für die Frauen kein Entkommen gibt.

    Zuhälter Romeo (Asier Etxeandia) regiert hier mit harter Hand und verwahrt die Pässe seiner Angestellten im Tresor. Als Gina (Yany Prado), die unter falschen Versprechungen aus Kuba hierher gelockt wurde, ihre „Schulden“ bezahlen und aussteigen will, rechnet der Boss ihr mit dem Lineal seine Ausgaben vor: 2327 Euro für Kondome, 2490 für Haare und Make Up, 810 Euro für Dessous. Schließlich geht Gina auf ihn los, Romeo sticht mit dem Eispickel auf sie ein, von draußen stürmen die Kolleginnen Coral (Verónica Sánchez) und Wendy (Lali Espósito) herbei und am Ende liegt der Zuhälter niedergeschlagen in einer Blutlache am Boden.

    Kritik: Zu den Gewaltszenen in der Netflix-Serie "Sky Rojo" erklingt tänzelnde Musik

    Auch wenn zu den drastischen Gewaltszenen aus dem Off eine lustig, tänzelnde Musik erklingt, macht „Sky Rojo“ schon in den ersten zehn Minuten klar, dass es hier auf wenig zimperliche Weise zur Sache gehen wird. Als „Latin Pulp“ vermarkten Pina und Martínez Lobato ihre Geschichte um drei Frauen, die sich aus den Fängen der Zwangsprostitution befreien und von den Häschern des Clubbesitzers verfolgt werden. Quentin Tarantino und Robert Rodriguez sind hier die Vorbilder, die Ende der 90er das filmische Groschenroman-Format zur Kunstform erhoben haben.

    Davon bleibt „Sky Rojo“ jedoch weit entfernt. Hier wird zwar viel in die grell-coole Attitüde investiert, aber wenig in originelle Dialoge und Figurenentwicklung. Das ist gerade für Fans von „Haus des Geldes“ sehr enttäuschend, wo sich die Spannung und Plotkapriolen ja vornehmlich aus den widersprüchlichen und unberechenbaren Charakteren herleitete. Auch „Sky Rojo“ entwickelt mit schnellen Schnitten, Rückblenden-Akrobatik, wechselnden Erzählkommentaren, rasenden Autos und pointierten Gewaltausbrüchen eine gewisse filmische Dynamik, die durch das kompakte Format von den acht jeweils 25-Minuten kurzen Folgen unterstützt wird. Aber zumindest in den ersten vier Episoden, die der Presse vorab zugänglich gemacht wurden, bedient die temporeiche Inszenierung nur Oberflächenreize ohne größeren dramatischen Nährwert.

    Kritik: "Sky Rojo" auf Netflix lebt vom sadistischen Spannungspotenzial

    Vielmehr setzt „Sky Rojo“ voll und ganz auf den Fluchtmodus, in dem sich seine Protagonistinnen befinden. Die Greifer des Zuhälters haben ein erhebliches Wut-Management-Problem, was in schwarzhumorigen Gewaltszenen deutlich veranschaulicht wird. Und das durchaus sadistische Spannungspotenzial wird hier an der Frage aufgeladen, ob die angedrohten sexuellen Untaten für die ausstiegswilligen Prostituierten Wirklichkeit werden. Ein durchaus problematischer Erzählansatz gerade für eine Serie, die mit der Pose weiblicher Selbstbefreiung auf Publikumsfang geht und ihre Heldinnen allzu gerne in knapper Berufskleidung in Szene setzt. Dass starke Frauen unbedingt auch sexy sein müssen, ist ein Stereotyp, das sich auch schon in „Haus des Geldes“ nachweisen ließ. Aber dort wurden gerade die weiblichen Figuren mit einer emotionalen wie intellektuellen Komplexität ausgerüstet, die man in „Sky Rojo“ schmerzlich vermisst.

    "Sky Rojo" läuft auf Netflix ab 19. März

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