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Schloss Scherneck: LaBrassBanda: Bayern-Power Pur

Schloss Scherneck

LaBrassBanda: Bayern-Power Pur

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    LaBrassBanda: Bayern-Power Pur
    LaBrassBanda: Bayern-Power Pur

    „Danke an den Sommer, danke an die Schankkellnerinnen und Schankkellner, danke an“… na ja, weiß Gott wen. Hätte noch gefehlt, dass er das Kirchenlied „Danke für diesen guten Morgen“ anstimmt. Hat er nicht. Sänger und Trompeter Stefan Dettl ist bei den Konzerten von "Revoluzzer mit Horn: LaBrassBanda“ ein Danksager vor dem Herrn. Dabei erscheint das Doppelturbo-Liedgut, mit dem LaBrassBanda auf Scherneck binnen Minuten in eine brodelnde Tanzfläche verwandelt, für sakrale Räume ungeeignet. Bei dem, was die Formation mit der Grundbesetzung Trompete, Gesang (Stefan Dettl), Tuba (Andreas Hofmeir), Posaune (Manuel Winbeck), Bass (Oliver Wrage) und Schlagzeug (Manuel da Coll) in Rehling, mit einigen Gastmusikern verstärkt, abliefert, bei dem verginge den Cherubim und Seraphim Hören und Sehen.

    LaBrassBanda heizen mit bayerischen Texten ein

    Schon beim Opener „Tecno“ bereitet Dettl das Publikum („Woid’s ihr danzn?“) auf das vor, was kommt: musikalische Bayern-Power. Das in zweieinhalb Stunden gespielte Liedgut stammt aus den drei Alben „Habedieehre“, „Übersee“ und „Europa“. Letztere ist, mit viel Lob bedacht, gerade erst erschienen.

    Wer LaBrassBanda bislang nur von den Musikkonserven kannte, kann anfangs nur ahnen, welche überschäumende Energie in den von Bass und Schlagzeug getriebenen Stücken freigesetzt wird.

    Das mehrheitlich jüngere Publikum, teils wie die Band in Dirndl und Lederhosen gewandet, ist bald nahe am Ausrasten. Auch eher kontrollierte Menschen werfen ihre Beine in die Höhe wie einstmals Bhagwan-Jünger bei ihren Tanzritualen. Hände schießen gen Himmel, Zöpfe fliegen, Guru Dettl, inzwischen auch schon 32 Jahre alt, gibt die Choreografie vor.

    Eines der neuen Stücke heißt „Holland“. „Heijeijeijeijeijeijeijeijei, wooooow“ singt der Chiemgauer. Für große Lyrik ist er nicht bekannt. Am Ende des Stücks übernimmt das Publikum die Regie und treibt die Band, berauscht von sich selbst wie bei La-Ola-Wellen im Fußballstadion, immer weiter.

    Eurovision Song Contest: LaBrassBanda wollte nur live spielen

    LaBrassBanda unterhält mit einem Cocktail unterschiedlichster Stile – von Reggae und Techno bis hin zu Heavy Metal und Ska-Funk-Bucovina-Blasmusik. Um den erhitzten Menschen Atempausen zu geben, streut die Combo getragene Instrumentalstücke ein, die als Soundtracks für Bergfilme taugen. Dann geht die Post wieder ab.

    Natürlich fehlen am Ende auch die bekanntesten Stücke wie „Autobahn“ und „Nackert“ nicht. Mit Letzterem war LaBrassBanda beim Barfuß-Siege beim Eurovision Song Contest angetreten. Dettl erklärt, die Band habe darüber diskutiert, ob sie teilnehmen sollte, weil jeder Interpret mit Halbplayback auftreten sollte. Erst als ihnen die Organisatoren erlaubten, live zu spielen, hätten sie mitgemacht.

    Prestissimo geht es weiter. Bei „Bauer, Bauer“, einer Hommage an die Landwirtschaft, singt Dettl im Dieter-Thomas-Heck-Tempo mit verbalen Loopings. Wann holt der Bursche mal Luft? Und was singt er eigentlich? Nichts ist zu verstehen. Aber bei dem Krawall muss man nichts kapieren.

    Nach dem Konzert ist es wie immer: Die Menschen stehen verwundert da, tanzen noch ein wenig, verschwitzt, euphorisiert. „Benebelt von den überschallartig über sie hereingebrochenen Liedern. Verwirrt von den schnellen Rhythmen. Überrascht von der eigenen Ekstase, die bayerische Blasmusik in ihnen auslöst“, wie es in einer Kritik im Magazin Der Spiegel heißt. Besser kann man das nicht sagen.

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