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Foto: Kay Blake, dpa
Foto: Kay Blake, dpa

Regisseurin Greta Gerwig entstaubt den Klassiker "Little Women".

"Little Women"
30.01.2020

Schauspielerin und Regisseurin Greta Gerwig mischt Hollywood auf

Von Stefanie Wirsching

Über Greta Gerwig spricht man in der Filmbranche immer. Nun hat sie einen Klassiker entstaubt. Für den Regie-Oscar wurde sie nicht nominiert - für viele ein Skandal.

Ihre Nichtnominierung für den Oscar gilt als Skandal. Wenn nächste Woche die begehrten Trophäen vergeben werden, dann in der Kategorie Regie an einen der fünf nominierten Männer – aber nicht an die Amerikanerin Greta Gerwig für ihren Film „Little Women“. Der Männerverein also bleibt mal wieder unter sich, aber andererseits: Die talentierte Frau Gerwig, 36, ist dennoch wieder die, über die man spricht. Wie man im Grunde eben immer über Greta Gerwig spricht, egal ob sie sich vor der Kamera zeigt oder ob sie sich hinter die Kamera stellt, ob sie spielt, tanzt, schreibt, spricht, dreht...

Multitalent Greta Gerwig war mehr als einmal Shootingstar

Wenn sie, nur als ein Beispiel, als planlose Endzwanzigerin in „Frances Ha“ durch New York rennt, tänzelt, strauchelt und versucht, das Leben irgendwie in geregelte Bahnen zu lenken, wird sie von der New York Times als maßgebliche Leinwandheldin ihrer Generation und ihr Spiel als Triumph des Ungekünstelten über jede Methode gefeiert. Das war 2012, Regie führte ihr Lebensgefährte Noah Baumbach, das Drehbuch schrieben sie gemeinsam. Kann sie auch!

Dann wagt sie sich zum ersten Mal auf den Regiestuhl, wagt sich, tatsächlich. Es war „ein beängstigender Schritt“, sagt Gerwig, und wieder wird sie zum Shooting-Star: Als erst fünfte Frau in der Geschichte nominiert die Academy sie für ihr Debüt „Lady Bird“ 2018 für den Regie-Oscar. Es gewinnt dann ein Mann, aber gesprochen wird über die junge Frau aus Sacramento. Und nun? Um Himmels willen, ein kleiderraschelnder Historienfilm! Sieben Mal bereits wurde der Klassiker „Little Women“ von Louisa May Alcott verfilmt, mit so grandiosen Schauspielern wie Katharine Hepburn (1933) oder Winona Ryder (1994), warum macht sich eine so kluge Regisseurin ausgerechnet an einen derartig überinterpretierten Stoff? Weil sie den Roman liebt, es sei das Buch, das sie dazu gebracht habe, zu schreiben, sagt Gerwig im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Und beim Wiederlesen habe sie entdeckt, dass es bei den vier Schwestern im Grunde genau um die Dinge geht, die auch sie umtreiben: „Copyright, Kunst, Ehrgeiz, Geld, Frauen.“

Greta Gerwig entstaubt den Klassiker „Little Women“

Sie hat für ihr Drehbuch den Roman umgestellt, und siehe da, nach dem Gerwig-Feinschliff ist alles Angestaubte verschwunden. Und die Frauen, die da im 19. Jahrhundert um Selbstbestimmung kämpfen, tanzen mehr denn je! Nach Dreh-ende bekam Gerwig ihr erstes Kind, am Set hatte sie es geheim gehalten, unbeabsichtigt, wie sie sagt: Irgendwie sei nie der rechte Moment gekommen… Sechs Mal ist der Film für die Oscars nominiert, unter anderem als bester Film und als bestes adaptiertes Drehbuch. Ihr Partner Noah Baumbach könnte mit dem Film „Marriage Story“ in der Kategorie „Bestes Original-Drehbuch“ und „Bester Film“ gewinnen. Es wird, man kann sich also ziemlich sicher sein, nächste Woche etwas zu feiern geben für Hollywoods größtes Talent.

Lesen Sie dazu auch: "Little Women": Kritik und Trailer zum Film

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