Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kultur
Icon Pfeil nach unten

Rüstkammer zeigt Schuhe von Päpsten und Kaisern

Kultur

Rüstkammer zeigt Schuhe von Päpsten und Kaisern

    • |
    Rüstkammer zeigt Schuhe von Päpsten und Kaisern
    Rüstkammer zeigt Schuhe von Päpsten und Kaisern Foto: DPA

    "Ob türkische Kaiser, die Päpste im Vatikan oder der Philosoph Immanuel Kant - ihre Schuhe sind hier", sagt Oberkonservatorin Jutta Charlotte von Bloh. 139 Einzelstücke und Paare - vom Hausschuh bis zu Krönungsstiefeln - werden in den Depots gehegt und gepflegt, darunter Pantoffeln der Kaiserin Maria Theresia von Österreich sowie "Hornschuhe" von Kaiser Karl V..

    Das älteste Stück ist eine gotische "Trippe". Der Überschuh aus Leder, Kork, Holz und Eisen hat die für diese Zeit typische überlange Spitze. Zum Bestand gehören ebenso Turnier- oder Eisenschuhe, Schuhe als Slipper, mit Riemchen oder Schnürsenkeln, Tanz- und Wanderschuhe, Modellschuhe, flache oder Schuhe mit Plateausohlen wie eine Chopine aus weißem Ziegenleder mit grünen Seidenquasten. "Solche haben junge Adels- und Bürgerfrauen getragen."

    Dank eines Höflings hat die Rüstkammer auch eine ganze Reihe von Kuriositäten, wie Schuhe von Immanuel Kant. "Ein Objekt von besonderer Ausführung, so leicht wie seine fliegenden Gedanken", sagt von Bloh. Das von ihm gesiegelte Paar "schwarze lederne Schuhe" hatte der Philosoph 1803 einem Leipziger Buchhändler für den Baron von Block mitgegeben. "Ein Auslaufmodell des Schnallenschuhs, schon flach, wie die Empiremode es erforderte."

    Baron Peter Ludwig von Block war 1802 der erste Inspektor des Grünen Gewölbes. Seine private "Trophäen"-Sammlung umfasste Andenken bedeutender Persönlichkeiten wie Goethe, Wieland, Napoleon sowie Stücke aus fernen Ländern. "Es gab damals einen Personenkult um Dichter und Denker", erzählt die Oberkonservatorin. "So betrachtete man alle Kleinigkeiten von ihm als heilige Reliquien, schon stehen ein Paar Schuhe von ihm in einer Raritätenkammer in Dresden, und es war sein Wille, dass sie hingeschickt würden", berichtete etwa Johann Gottfried Hesse als Kants Tischgenosse.

    Als Hofrat genoss Kunstliebhaber Block das besondere Vertrauen des Königs und nutzte es für seine Sammelleidenschaft. Dafür ließ er große Edelsteine aus Juwelen-Garnituren der Schatzkammer gegen kleine Steine austauschen und versetzte die anderen im Pfandhaus. 1816 wurde sein Verhalten entdeckt, seine 220 Paar sowie 32 Einzelstücke umfassende Schuhsammlung ging in königlichen Besitz über. Tänzerinnen- oder ein 41,5 Zentimeter-"Riesenschuh" belegen die Kultur an europäischen Fürstenhäuser, bestickte Seidenschuhe und Modelle für Lotusfüße zeugen von der Tradition der Deformierung der Frauenfüße durch enges Bandagieren an asiatischen Höfen.

    Aber auch Stiefel des Kaiser Napoleon, die dieser in der Schlacht bei Dresden im August 1813 getragen haben soll oder Pontifikalschuhe von zwei Päpsten des 19. Jahrhunderts gehörten zu Blocks Schätzen. "Der Papst hatte eine große Kiste bei sich stehen und Besuchern auch mal einen Schuh von sich geschenkt." Die von Block erworbenen außereuropäischen Stücke aus China, Indien oder Neuseeland kamen 1882 in das damals neugegründete Völkerkundemuseum.

    Bis zum Zweiten Weltkrieg waren die Rüstkammer-Schuhe ausgestellt, dann ausgelagert und 1945 als Trophäe in die Sowjetunion gebracht worden. Als sie 1958 zurückkehrten, fehlten 30 Einzelstücke und Paare wie die Krönungsschuhe Kaiser Napoleons I. von 1804, Gamaschenstiefel des Dichters Wieland oder die Stiefel eines chinesischen Kaisers. Einen Vorgeschmack auf eine gewünschte Präsentation der kompletten Sammlung geben die Schuhe der sächsischen Kurfürsten und Könige, die von 2012 mit den Herrscherkostümen im Schloss gezeigt werden.

    Die ganze Kollektion aber repräsentiert die Schuhmode vom 15. bis ins 19. Jahrhundert, sagt von Bloh. Sie gehöre zu den zehn bedeutendsten Sammlungen europäischen Schuhwerks. "So manches über die Jahrhunderte gepflegte Modell hat schon Designer der Gegenwart inspiriert."

    www.skd-dresden.de

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden