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Rückblick aufs Jahrzehnt: Aufbruch in eine neue Welt: Wie sich das Kino seit 2010 verändert hat

Rückblick aufs Jahrzehnt

Aufbruch in eine neue Welt: Wie sich das Kino seit 2010 verändert hat

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    Disney greift im Filmgeschäft nach der Weltherrschaft.
    Disney greift im Filmgeschäft nach der Weltherrschaft. Foto: Richard Drew/AP, dpa

    2010

    Eine passende Überraschung zur Eröffnung des Jahrzehnts: Als erste Frau überhaupt gewinnt Kathryn Bigelow mit ihrem Bomben-Entschärfer-Drama „The Hurt Locker“ den Regie-Oscar (und einige andere). Es bleibt der Einzige bis heute – aber bleiben wird aus diesem Jahrzehnt auch die Kritik an der Dominanz der weißen Männer in Hollywood. Aus „Black Lives Matter“ wird hier #OscarsSoWhite, und Jahr für Jahr beäugt wird bei der Verleihung der Frauenanteil. Beste Filme zum Schwarz-Weiß-Thema werden in den Zehnern noch „12 Years a Slave“ und „Green Book“. Im Superhelden-Kino triumphieren auch „Black Panther“ und „Wonder Woman“.

    2011

    Spätestens dieser Neubeginn des „Planet der Affen“-Mythos (und dann seine zwei Fortsetzungen) zeigt, wozu Computertechnik fähig ist. Die Schöpfung von irdischen Landschaften, Fantasiewelten (zum Dreh im Green-Room) und Lebewesen erreicht eine Perfektion, die auch in Neu-Animationen von „Dschungelbuch“ und „König der Löwen“ Staunen macht. Richtungsweisend ist – wie als Gollum in „Herr der Ringe“ und als Titelfigur in „King Kong“ – Andy Serkis mit seinem „Motion Capture“-Verfahren. Das wird auch ermöglichen, dass (wie etwa in Star Wars) Gestorbene neu in Filmen auftreten, also (re-)animiert werden können.

    2012

    Die Deutschen liebten längst französische Komödien, bevor dieser Film kam. 2008 war bereits „Willkommen bei den Sch’tis“ ein großer Erfolg. Aber „Ziemlich beste Freunde“ ist tatsächlich der Film mit den meisten Kino-Zuschauern in den Zehner-Jahren hierzulande, 9,2 Millionen. Da reichte nur „Star Wars“ in Episode VII knapp ran. Filme mit weit über zehn Millionen Zuschauern wie noch im Jahrzehnt zuvor (2001 etwa mit „Harry Potter 1“, „Herr der Ringe 1“ und „Schuh des Manitu“) gab es bei insgesamt rückläufigem Publikum keine mehr. Dafür noch mehr französische Komödien: „Monsieur Claude und seine Töchter“, „Verstehen Sie die Béliers?“ …

    2013

    Komödien bleiben die erfolgreichsten deutschen Filme. Aber nicht Schweighöfer oder Schweiger machten das Rennen nach dem Genrewechsel von Bully Herbig – trotz Hits wie „Kokowäh“ und „Honig im Kopf“. Seriensieger wurde Borat Dagtekin, der mit „Fack Ju Göhte“ nicht nur die klassische Schulkomödie neu belebte. Mit Elyas M’Barek macht er zudem den Hauptdarsteller aller seiner Filme zum Gesicht, zum Star der Zehnerjahre in Deutschland. Insgesamt fast 21 Millionen Zuschauer haben die drei „Fack Ju …“-Teile gesehen; M’Barek aber spielte auch in Spannenderem wie dem starken deutschen Hacker-Drama „Who Am I“ mit.

    Die Eiskönigin ist der umsatzstärkste Animationsfilm aller Zeiten.
    Die Eiskönigin ist der umsatzstärkste Animationsfilm aller Zeiten. Foto: Verleih

    2014

    Ein fast schon klassischer Disney-Erfolg in einem Jahrzehnt, in dem die Kino-Welt ohnehin in Richtung Maus-Konzern gekippt ist – mit dem Kauf von „Star Wars“, den Marvel-Comic-Verfilmungen, den Fox-Film-Studios … „Die Eiskönigin“ schaffte es mit alten Tugenden – freilich in zeitgemäßer technischer Umsetzung – zum umsatzstärksten Animationsfilm aller Zeiten: 1,3 Milliarden Dollar. Klar, dass die emsigen Mäuse in Fortsetzung gehen. Läuft 2019 an – da ist Teil eins bereits an der Spitze abgelöst worden. Von

    2015

    Die wertvollste Marke der Filmwelt hat den Besitzer gewechselt – und mit ihrem Verkauf von George Lucas an Disney läuft nicht nur das Merchandising noch hochtouriger. Einmal fortgesetzt, gibt es nun jährlich einen „Star Wars“-Film: Am erfolgreichsten dank der Neugier ist Episode VII (2015), am besten das erste Spin-Off, „Rogue One“ (2016). Danach nutzte sich der Hype in jährlicher Wiederholung eher ab. Doch die Planungen reichen bei Disney längst über das „Ende der Saga“ 2019 und das dritte Spin-Off 2020 hinaus. Geld verdient und Kult befördert wird auch in Animationsserien, Computerspielen … Die Marke bleibt der Star.

    2016

    Außer in technischen Kategorien: kein deutscher Oscar in den Zehner-Jahren. Auch wenn man sich noch so sehr mit dem neuen Tarantino-Lieblings-Darsteller Christoph Waltz (geehrt für „Inglorious Basterds“ und „Django Unchained“) und dem Regisseur Michael Haneke („Liebe“) mitfreute – es bleiben Österreicher. Am erfrischendsten und international am stärksten gefeiert unter allen deutschen Filmen war die für Oscars und Globes nominierte Tragikkomödie „Toni Erdmann“. Ging – in Europa reich prämiert – in den USA dennoch leer aus. Genauso wie Florian Henckel von Donnersmarcks „Werk ohne Autor“ – trotz Nazi- und DDR-Bombast.

    2017

    Ein Höhepunkt der Skandale um #MeToo: „Alles Geld der Welt“. Nach den Missbrauchsenthüllungen um Produzent Harvey Weinstein und dessen Verbannung wurden unter einigen Schauspielern auch Vorwürfe gegen Kevin Spacey laut. Er wurde daraufhin nicht nur aus der letzten Staffel der Erfolgsserie „House of Cards“ gestrichen – Regisseur Ridley Scott tilgte auch alle Szenen mit ihm im fertig gedrehten Kinofilm „Alles Geld der Welt“ – und drehte mit Christoph Plummer nach. Auch Kollege Casey Affleck gehörte zu den Beschuldigten – wurde aber 2017 für seine Hauptrolle in „Manchester by the Sea“ bei den Oscars und Golden Globes ausgezeichnet.

    2018

    Ein Scheidepunkt in der Oscar- und Filmwelt. Denn Regisseur Alfonso Cuarón, der mit dem achtfach prämierten „Gravity“ zuvor auch den erfolgreichsten Film bei den Oscars in den Zehner-Jahren gedreht hatte, verwirklichte sein bildstarkes Mexiko-Drama „Roma“ nicht fürs Kino, sondern für den Streaming-Dienst Netflix. Geht das? Heiße Debatten folgten; der Film lief dann auch kurz in den Kinos – und Cuarón gewann zwar in Regie und beim fremdsprachigen Film, aber nicht beim besten Film. Der Wandel hält an. Favoriten des Jahrgangs 2019 sind Scorseses „The Irishman“ und Noah Baumbachs „Marriage Story“ – beides

    2019

    Als passenden Schlusspunkt eines Jahrzehnts, das im Blockbuster-Kino von Superhelden-Filmen aus dem (inzwischen zu Disney gehörenden) Marvel-Universum dominiert wurde, setzte sich – zehn Jahre nach dem Spitzensturm von „Avatar“ – der vierte Teil von „Avengers“ an Platz eins der ewigen Bestenliste mit dem höchsten, absoluten Einspielergebnis: 2,8 Milliarden Dollar. Die Serie mit inzwischen 23 Filmen ist zudem die erfolgreichste aller Zeiten – und wird weitergehen. In Deutschland rangiert „Avengers: Endgame“ nur auf Platz zwei der Jahresliste. Platz drei: Borat Dagtekins „Das perfekte Geheimnis“. Platz eins: „Der König der Löwen“. Disney! 

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