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Rosa von Praunheim auf der Suche nach der Hölle

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Rosa von Praunheim auf der Suche nach der Hölle

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    Rosa von Praunheim auf der Suche nach der Hölle
    Rosa von Praunheim auf der Suche nach der Hölle Foto: DPA

    Der intensiv recherchierte Dokumentarfilm gibt einen tiefgründigen Einblick in die unterschiedlichen Sichtweisen der verschiedensten Religionen zum Thema. Nach der bemerkenswerten Premiere bei den 43. Internationalen Filmtagen wird "Rosas Höllenfahrt" von diesem Donnerstag (5. November) an bundesweit in den Kinos zu sehen sein.

    "Nur wer in der Hölle war, kommt in den Himmel", stimmt der 66- Jährige das Premierenpublikum auf seinen 90-Minuten-Film ein. Seine Auseinandersetzung mit dem Thema reicht zurück bin in seine Jugend. Als Messdiener erlebte er, wie strenge Priester in den 50er Jahren von der Kanzel massiv mit Höllenstrafen drohten. Als Homosexueller tritt er mit 19 Jahren aus der katholischen Kirche aus. "Ich war ja nun ein Verdammter, und Schwule landeten unweigerlich in der Hölle."

    Vor einem Jahr besuchte der Stammgast der Filmtage den kleinen Ort Hölle wenige Kilometer entfernt von Hof. Fasziniert von den intensiven Höllendarstellungen des Mittelalters begann er mit Recherchen für seinen Film. "Gibt es eine Seele?", "Ist nach dem Tode alles aus, oder gibt es doch Energien, die weiterleben?" Auf dem Katholikentag in Osnabrück befragt er Nonnen, Priester, Bischöfe und Gläubige zum Sündenfall von Adam und Eva und zum Jüngsten Gericht, das die Sünder immer noch in die Flammen der Hölle schickt.

    In "Rosas Höllenfahrt" erfahren die Zuschauer, dass auch bei den Juden eine Hölle existiert. Dort dauert sie aber höchstens ein Jahr. Sogar 32 Höllen gibt es bei den Buddhisten. Dort sind sie aber nur ein Zwischenstadium im Kreislauf der Wiedergeburten. Auch der Islam hat eine Hölle, die für die einen nur ein Durchgangsstadium ist, für andere aber ewig dauert.

    In ausführlichen Interviews erläutern Experten wie Viola Altrichter und Professor Hartmut Böhme von der Freien Universität Berlin die Entwicklung der Seele, den Traum vom ewigen Leben und die grausamen Höllenstrafen im Mittelalter. Die heitere Seite des Themas vermitteln ein Gitarre spielender und singender Pfarrer von der "Elvis Church" und die tanzenden Anhänger der Sekte der Pfingstler in den Vereinigten Staaten von Amerika.

    Schließlich hält die Theologin Uta Ranke-Heinemann insbesondere der katholischen Kirche den Spiegel vor. Sie verkündet überzeugend, dass Jesus kein Höllenprediger war. Alle Zitate zum Thema Hölle wurden nachträglich in die Bibel hineingeschrieben, behauptet sie. Für sie gibt es keine Hölle, kein richtendes Jenseits und nur einen liebenden Gott.

    Rosa von Praunheim will mit seinem Film zeigen, dass die Hölle auf der Erde ist, dass Menschen für den Holocaust und andere Grausamkeiten verantwortlich sind und nicht Gott, dass die Hölle ein Produkt der Menschen ist. "Das Bedürfnis der Menschen nach Religionen begründet sich wohl darin, dass wir uns nicht mit der Endlichkeit des Todes abfinden können und Himmel und Erde brauchen, um uns unsterblich zu machen", lautet das Fazit des Regisseurs.

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