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Rassismus-Vorwurf: Kunze, Beisenherz und Hallaschka entschuldigen sich

Rassismus-Vorwurf

Kunze, Beisenherz und Hallaschka entschuldigen sich

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    Janine Kunze hat sich für ihre Worte in der WDR-Sendung «Die letzte Instanz» entschuldigt.
    Janine Kunze hat sich für ihre Worte in der WDR-Sendung «Die letzte Instanz» entschuldigt. Foto: Oliver Berg/dpa

    Berlin/Köln (dpa) - Nach Empörung und Kritik an der WDR-Sendung "Die letzte Instanz" haben sich die Talk-Gäste Janine Kunze (46) und Autor Micky Beisenherz (43) sowie Moderator Steffen Hallaschka (49) entschuldigt.

    "Mir ist klar geworden, dass ich Menschen, insbesondere die der Sinti und Roma Community, mit meinen unbedachten Äußerungen zutiefst verletzt, als auch diskriminiert habe", schrieb Kunze am Sonntag bei Instagram. Beisenherz sagte am Montag in seinem Podcast "Apokalypse und Filterkaffee": "Wenn ich Leute enttäuscht habe, dann tut mir das aufrichtig leid, denn das möchte ich nicht."

    Auch WDR-Unterhaltungschefin Karin Kuhn betonte: "Die Kritik ist absolut berechtigt, und ich kann sie sehr gut nachvollziehen. Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass wir diese ernsten Themen in einer so unpassenden Gästezusammenstellung produziert und ausgestrahlt haben. Ich kann es nicht anders ausdrücken: Diese Folge von 'Die letzte Instanz' ist misslungen. Das hätten wir anders und besser machen können und müssen."

    In der Talkrunde bei Moderator Hallaschka hatten die Gäste Micky Beisenherz, Thomas Gottschalk, Janine Kunze und Jürgen Milski aktuelle gesellschaftliche Themen diskutiert, darunter auch die Frage: "Das Ende der Zigeunersauce: Ist das ein notwendiger Schritt?". Die Gäste konnten mit einer grünen Karte zustimmen und mit einer roten Karte dagegen stimmen. Alle vier Gäste hielten die rote Karte hoch. Die Sendung war am Freitagabend als Wiederholung ausgestrahlt worden.

    Die Runde stieß auf massive Kritik, zum Beispiel beim Zentralrat Deutscher Sinti und Roma. "Diese Sendung erweckt den Eindruck, sie wolle mit Antiziganismus und dümmlichen Auftritten Quote machen", sagte Vorsitzender Romani Rose laut Mitteilung. Es sei "unverschämt und beleidigend, wenn in der Sendung billige Witze auf Kosten einer Minderheit gemacht werden", hieß es dort weiter. In großen Teilen der Medienlandschaft gebe es "keinerlei Bewusstsein für den in der Gesellschaft weit verbreiteten und gewaltbereiten Antiziganismus".

    Auf Twitter empörten sich im Anschluss viele Zuschauer darüber, dass die Gäste "empathielos", "unkritisch" und "naiv" mit dem Thema Alltagsrassismus umgegangen seien und rassistische Begriffe verteidigt hätten. Auch der Umstand, dass zu einer Diskussion über Rassismus ausschließlich weiße Gäste in die Talkrunde eingeladen waren, wurde heftig kritisiert.

    Besonders im Fokus stand eine Aussage von Kunze, die sagte, sie habe sich "über viele Worte nie Gedanken gemacht". "Haltet mich für naiv, nein, sie gehören dazu", führte sie weiter aus. Scharfe Kritik gab es auch an Thomas Gottschalk (70), der angab, bei einer Kostümparty in Los Angeles mit Jimi-Hendrix-Verkleidung das erste Mal erfahren zu haben, "wie sich ein Schwarzer fühlt".

    Kunze schrieb in ihrem Statement am Sonntag, als Mutter von drei Kindern sollte sie aufgeklärter sein. Sie werde künftig ihre Wortwahl überdenken. Beisenherz sagte, er hätte in der Sendung bei vielen problematischen Aussagen vehementer reagieren müssen. "Das habe ich verstanden und das nehme ich mit fürs nächste Mal."

    Moderator Hallaschka schrieb auf Facebook, er müsse "schmerzlich" erkennen, dass viele Menschen den Talk als massiv verletzend und rassistisch diskriminierend erlebt hätten. "Das bestürzt mich, weil ich Rassismus abgrundtief verachte", erklärte er. "Diejenigen, die die Sendung als verletzend empfunden haben, möchte ich aufrichtig um Entschuldigung bitten." Er habe an vielen Stellen interveniert - das Einschreiten sei aber nicht immer entschlossen genug gewesen. "Den Verlauf unserer Diskussion hätte auch ich mir anders gewünscht."

    Hallaschka betonte allerdings, er habe bei keinem Gast offen beleidigende Absicht erkennen können. Das mindere natürlich nicht die Verletzung, die dadurch ausgelöst worden sei. "Die letzte Instanz" sei nicht als klassischer Polit-Talk angelegt - eher wie eine "Runde von Freunden, die sich in einer Kneipe" treffe. "Da steht Tiefsinniges neben Unsinnigem, alles ohne vorherige Absprachen", so Hallaschka. Beim Talk zur "Zigeunersauce" sei das aber gehörig schief gegangen. "Manche Themen verlangen eine sensiblere Gästeauswahl."

    Am Sonntag hatte der Sender Fehler eingeräumt: Die Sendung sei nicht so gelaufen, "wie wir es geplant und uns vorgestellt hatten". In der "letzten Instanz" sollten kontroverse Themen auf unterhaltsame Weise diskutiert werden, und dabei dürfe natürlich jeder Gast seine Meinung äußern. "Aber rückblickend ist uns klar: Bei so einem sensiblen Thema hätten unbedingt auch Menschen mitdiskutieren sollen, die andere Perspektiven mitbringen und/oder direkt betroffen sind", hieß es in der Stellungnahme. "Daraus haben wir in jedem Fall gelernt", sagte eine WDR-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur.

    Deutlicher wurde Beisenherz: "Wenn da vier Kartoffeln sitzen und über Rassismus mit Karten abstimmen, dann ist im Kern ja schon mal etwas falsch, das kannst du so einfach nicht machen", sagte er in seinem Podcast. Als Gesellschaft sei man deutlich weiter, "als im Jahr 2021 noch ernsthaft über dieses verdammte Schnitzel zu diskutieren und zu sagen, ich möchte unbedingt das Z-Wort benutzen, wenn ich bestelle."

    Nach Angaben des WDR sind aktuell keine weiteren Produktionen des Formats geplant. Insgesamt seien zehn Folgen produziert, am Freitag (5. Februar) laufe erneut eine Wiederholung. Auf die Frage, ob man bei möglichen weiteren Ausgaben stärker auf eine ausgewogene Auswahl der Gäste achten werde, erklärte der Sender: "Wenn ja, dann ja."

    © dpa-infocom, dpa:210201-99-250856/5 (dpa)

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