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Rainald Grebe: Karl May ist out

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Rainald Grebe: Karl May ist out

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    Rainald Grebe: Karl May ist out
    Rainald Grebe: Karl May ist out Foto: DPA

    In der offiziellen Ankündigung zum Stück wird "eine Reise zu deutschen Schamanen, Hartz IV-Cowboys und Hobby-Apachen" angekündigt. Es solle der Frage nachgegangen werden, warum die Zeit des Karl-May-Fiebers in Deutschland vorbei sei. Er selbst habe die Indianer-Bücher als Kind langweilig gefunden, verriet Grebe in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur dpa.

    Herr Grebe, warum widmen Sie Karl May einen ganzen Theaterabend?

    Grebe: "Unter anderem liegt es daran, dass mein Vater ein Karl-May-Spezialist ist. Das trage ich so mit mir rum, mein ganzes Leben lang schon. Ich hab selber Karl May nie gelesen, außer jetzt. Ich kam über die langen Landschaftsbeschreibungen nicht hinaus. Mein Vater hat die Gesamtausgabe dastehen und verkleidet sich oft wie Karl May - und hält auch Vorträge über ihn. Das ist so eine Kindheitserinnerung. Eigentlich ist die Sache so abgestanden und so alt - aber mich interessieren ja solche Sachen, um zu gucken, was man da noch rausholen kann."

    Gibt es denn etwas, was Sie jetzt, nachdem Sie sich mit dem berühmten Indianer-Schriftsteller beschäftigt haben, doch fasziniert?

    Grebe: "Die Biographie. Er ist schon interessant, der Mann; ein manischer Mensch. Ich glaube, Intellektuelle haben ihn oft bewundert, weil er so etwas hatte, was kluge Leute oft nicht haben: so eine Getriebenheit und Nichtklugheit. Das ging alles ein in sein Werk. Oder dass er nie Korrektur gelesen hat bei seinen Werken, das fand ich sehr spannend. Oder der Zauber, dass Millionen Leute es geglaubt haben, dass er Old Shatterhand ist. Man darf nicht vergessen - ich hab extra nochmal nachgefragt, ich darf das behaupten - er ist der meistgelesene Autor in der deutschen Sprache."

    Was erwartet den Zuschauer in Ihrer Karl-May-Revue?

    Grebe: "Revue ist, glaub ich, zu viel gesagt. Es wird erstmal ein Live-Hörspiel, sehr spartanisch, mit Karl-May-Originaltext und natürlich mit Rollen. In erster Linie geht es um die Ost-Indianer, in der DDR. Es gibt immer noch Indianerclubs, eine breite Szene. Da bin ich auch hingefahren und habe Leute besucht. Wir machen uns auf die Suche - im Reservat Ostdeutschland. Es gibt auch ein Pferd auf der Bühne und Stuntmen. Lieder und Gesänge von mir gibt es diesmal nicht. Ich bin Moderator."

    In der Ankündigung heißt es, der Wilde Westen tauge nicht mehr als Sehnsuchtsort. Warum denn?

    Grebe: "Heute lesen Kinder eher Fantasy, interessieren sich für Fantasiewelten. Diese eine konkrete Welt ist nicht mehr so interessant. Seit es keine blinden Flecken mehr gibt auf der Landkarte, ist das out. In der DDR hat es ein bisschen länger gehalten, weil sie nicht rauskonnten. Im Westen war bis in die 60er Jahre hinein so die Hochphase, glaube ich. Er taugt nicht mehr für unsere Phantasiewelten, er ist da zu arm, der Western. Eine konkrete Welt ist zu wenig. Jetzt gibt es "Tolkien", "Krieg der Sterne" oder "Harry Potter"."

    Interview: Sophia-Caroline Kosel, dpa

    dpaq.de/karlmay

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