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Neues Buch nach 80 Jahren: "Pu der Bär" ist wieder da

Neues Buch nach 80 Jahren

"Pu der Bär" ist wieder da

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    «Pu der Bär» ist wieder da
    «Pu der Bär» ist wieder da Foto: DPA

    London (dpa) - Kann ein Esel die großen Fragen der Literatur beantworten? Die zum Beispiel, ob ein Klassiker fortgesetzt werden kann und soll?

    Denn so ist es nun geschehen mit "Pu der Bär", einem der bekanntesten Kinderbücher der Welt. Der honigsüchtige Bär und seine Freunde sind nach mehr als 80 Jahren wieder da. Neu geschrieben von dem britischen Autor David Benedictus, ist das Buch am Montag erschienen. Doch Pus griesgrämiger Freund, der Esel I-Ah, zerschlägt schon im Vorwort alle Hoffnung, dass der Autor der Aufgabe gewachsen ist. "Er wird alles falsch machen. Was versteht er schon von Eseln", schimpft I-Ah. Doch I-Ah ist schon im Original-Buch von A.A. Milne ein Dauerpessimist. Benedictus hat also eine Chance verdient.

    "Rückkehr in den Hundertsechzig-Morgen-Wald" ist die erste Fortsetzung, die die Pu-Rechteinhaber autorisiert haben. Und weit ist Benedictus nicht vom Original abgewichen, schon in der Widmung an Milne verspricht er "Deine Träume sind meine". Und wirklich, es hat sich nichts geändert im Hundertsechzig-Morgen-Wald - außer vielleicht dass Pu "ein paar Unzen" schwerer ist: Der Bär zählt immer noch voller Sorge Honigtöpfe, er ist immer noch von geringem Verstand und dabei grandios komisch.

    Sein ängstlicher Freund Ferkel wähnt immer noch überall Gefahr, der Esel bläst immer noch Trübsal, und das Kaninchen schafft immer noch Ordnung - oder versucht es zumindest. "Man könnte sagen, A.A. Milnes Geist sei über Benedictus gekommen", sagte Harry Rowohlt, der wie das Original aus dem Jahr 1926 auch die Fortsetzung ins Deutsche übersetzt hat.

    Nur eine neue Figur hat sich in die neuen Folgen geschlichen. Lottie, das eitle und herrische Otterweibchen. Eine Besserwisserin, die den Waldbewohnern gute Manieren beibringen will. Und das Menschenkind Christopher Robin ist älter geworden - aber auch irgendwie altklüger, fast ein Streberlein.

    So versucht Christopher Robin bei seiner Rückkehr in den Wald, dem bunten Haufen Spaß am Lernen beizubringen. Ein Buchstabierwettbewerb ruft er ins Leben, und auch Schule spielen sie. Doch es bleibt ein vergeblicher Versuch. "Warum muss eine Schule Schüler haben", fragt Lottie letztendlich, und das Projekt Erziehung ist damit beendet.

    Es sind die naiven aber doch so treffenden Fragen der Tiere, die den Charme des Buches ausmachen. So will Christopher Robin mit einem Synonymwörterbuch den Wortschatz der Tiere erweitern - doch als einziges lehrt er Ferkel das Fürchten, ist dieses doch fest davon überzeugt, dass es sich bei "Thesaurus" um eine fürchterliche Monsterart handelt. Den Sinn eines Wörterbuches versteht es obendrein nicht: "Warum kann man nicht das Wort benutzen, das man als erstes hatte?", fragt Ferkel ganz treffend.

    Der Geist des Originals schwebte auch über dem neuen Illustrator Mark Burgess. Der hält sich getreu an die originalen Zeichnungen des Briten E.H. Shepard. Man hat das Gefühl, als sei die Zeit stehengeblieben, Pu und seine Freund altern eben nicht.

    Freilich beklagten schon die Kritiker, es sei nichts Neues, nichts Gewagtes herausgekommen. Und ach ja, Benedictus sei zwar witzig, aber nicht ganz so witzig und intelligent wie Milne. Und die Zeichnungen seien zwar nett und erinnerten immerhin nicht an die verkitschte Disney-Filmversion. Aber so nett wie die originalen seien sie dann doch wieder nicht.

    Doch warum sollte es schlecht sein, sich an den Klassiker zu halten? Wer wollte schon eine Fortsetzung von Pippi Langstrumpf lesen, in der Pippi nicht mehr Pippilotta Viktualia ist? Und so sind auch die Tiere im Hundertsechzig-Morgen-Wald immer noch so unschuldig wie freundlich, so einfältig und dabei so brillant. Nicht nur Kinder, auch Erwachsene lieben die Charaktere so wie sie sind. Und sie lieben die absurd-komischen Sprachspiele so wie sie immer waren. Denn: "Eines Tages, als Pu nichts tat, aber das ziemlich gut tat....", liest sich auch nach 80 Jahren noch ziemlich gut.

    David Benedictus

    Pu der Bär - Rückkehr in den Hundertsechzig-Morgen-Wald

    Mit Illustrationen von Mark Burgess

    Cecilie Dressler Verlag, Hamburg

    208 Seiten, Euro 14,90

    ISBN 978-3-7915-2679-9

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