Tiefgründiges Meister- oder haarsträubendes Machwerk? Über kein zweites Operntextbuch wird so heftig gestritten wie über Schikaneders Libretto zur „Zauberflöte“. Ein Ende des Meinungszwists ist nicht absehbar. Allzu Ungleiches ist hier unter den Hut gebracht, Hochtrabendes wie Possenreißerisches, blühend Fantastisches ebenso wie Menschlich-Allzumenschliches, ganz zu schweigen von den Volten, die die Handlung schlägt. Das hat scharfsinnige Geister nicht davon abgehalten, Schikaneders Entwurf in den höchsten Tönen zu loben – schon Goethe schlug sich auf diese Seite –, während andere, nicht weniger kluge Leute – man denke nur an den Schriftsteller Wolfgang Hildesheimer – dem „Zauberflöten“-Komponisten Mozart nur ihr nachträgliches Beileid auszusprechen vermochten, dass er ein solches Gestümper in Töne zu setzen hatte. Somit kein leichter Ausgangspunkt für Regisseure, dieses Spiel um Gut und Böse, Natur und Kultur, Individualität und Gesellschaft, Triebe und Liebe auf die Bühne zu bringen.
Premierenkritik