Auflagenkönig Sebastian – man kann das natürlich ganz leicht über Zahlen und Tabellen nachweisen: dieser Fitzek, auch 2018 wieder dominant in Deutschland. Der 47-jährige Berliner ist ja inzwischen sowieso so was wie die Helene Fischer des Buchmarkts. In den Verkaufs-Charts also … Aber nein, halt, stopp, stopp, stopp, so geht das hier nicht. Weil Fitzek, hey, das heißt doch: Nervenkitzel! Spaß! Unterhaltung! Brutalität!
An Autor Sebastian Fitzek kommt niemand vorbei
Ähm, also, Folgendes. War neulich ein anderer Autor auf Lesereise, dessen aktuelles Buch nicht wie Fitzeks etwa „Der Augensammler“ oder „Der Seelenbrecher“, „Amokspiel“ oder „Abgeschnitten“ heißt, sondern: „Ich glaub, mir geht’s nicht so gut, ich muss mich mal irgendwo hinlegen.“ Benjamin von Stuckrad-Barre also sprach aber quasi ständig über Sebastian Fitzek. Weil dessen Werke nämlich zum Beispiel überall da stünden, wo er seine eigenen gern sähe, auf den besten Plätzen auch an jedem Bahnhof nämlich. Und darum habe er, Stuckrad-Barre, jetzt mal reingelesen in einen dieser Serien-Bestseller und festgestellt: Das scheint genau das Richtige zu sein für Menschen, die mit Literatur nichts anfangen können, aber das Gefühl doch irgendwie ganz schön finden, ein Buch in Händen zu halten. Ha! Ist das nicht witzig? Und brutal?
Nun ja. Jedenfalls zeigt das: An Fitzek kommt keiner vorbei; und die Quantität des Verkaufs führt zu Naserümpfen über die künstlerische Qualität. Die Fakten dazu: Meistverkaufter Roman in Deutschland war 2018 sein „Das Paket“ (wie 2017 schon „AchtNacht“); auf Platz drei landete sein „Der Insasse“ (dazwischen drängte sich Rita Falks „Kaiserschmarrndrama“). Über zehn Millionen Bücher hat Fitzek nun verkauft, 2018 lief neben allein drei im Fernsehen auch mit „Abgeschnitten“ die erste Verfilmung im Kino; bereits vor zwei Jahren erhielt er als erster Deutscher überhaupt den Europäischen Preis für Kriminalliteratur, den „Ripper Award“ …
Fitzek ist ein echter Unterhaltungsprofi
Sein Rezept? Zum Ersten: Es knallt zuverlässig brachial bei ihm, die Spannungsbögen sind häppchenkurz und cliffhangerreich, jedes Jahr liefert er neuen Stoff. Zum Zweiten: Er ist ein begnadeter Selbstvermarkter, vor allem und von Anfang an über Online-Kanäle; aber auch, indem er schon samt Dunkelkammer oder begleitendem Game auf Lesereise war und bereits unter Decknamen Horror schrieb, als Max Rhode, der dann wiederum als Figur in einem Fitzek-Thriller auftauchte. Zum Dritten: Er kennt keine Grenzen, hat auch schon das Gesellschaftsspiel „Safehouse“ auf den Markt gebracht und das Kinderbuch „Pupsi & Stinki“ (wenn das Stuckrad-Barre wüsste!).
Was passt: Fitzek, seit 2010 verheiratet und Vater dreier Kinder (8, 7, 5 Jahre), ist promovierter Jurist. Und er jobbte einst beim Privatradio, wurde bald zum Programmentwickler – ist also ein echter Unterhaltungsprofi. Und was Stoff und Niveau angeht: Fitzek, dem manche „lustvoll zelebrierte Grausamkeit“ vorwerfen, sagt, er schreibe sich eben seine „eigenen Ängste von der Seele“. Prinzip Blitzableiter. Für Millionen.