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Porträt: Juergen Boos – und die Frankfurter Buchmesse in Corona-Zeiten

Porträt

Juergen Boos – und die Frankfurter Buchmesse in Corona-Zeiten

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    Juergen Boos hat Hoffnung für die Zukunft der Frankfurter Buchmesse.
    Juergen Boos hat Hoffnung für die Zukunft der Frankfurter Buchmesse. Foto: Arne Dedert, dpa

    Also deinen Job möchte ich im Moment auch nicht haben. Sagt man ja mal so, wenn einem gestresste Menschen über ihr alltägliches Ungemach erzählen, nickt dabei dann verständnisvoll. Wenn Juergen Boos bislang von seiner Arbeit als Direktor der Frankfurter Buchmesse erzählte, klang das hingegen nach wenn auch forderndem Traumjob. In diesem Jahr aber neidet dem 59-Jährigen wohl niemand seinen Posten.

    Noch bevor die Messe am heutigen Dienstag eröffnet wird, steht bereits fest, dass sie mit einem Millionenverlust enden wird. Die Hallen bleiben leer, die gewohnten Stände wird es nicht geben, die weltgrößte Bücherschau findet 2020 ausschließlich digital statt. "Ein Experiment", sagt Boos, aber eines, zu dem man sich erst spät durchringen konnte. Noch bis in den August hinein, versuchte Boos und seine Mitstreiter die Messe in einem "sehr reduzierten Maße" zu retten. Dann aber habe man sich "den Realitäten der letzten Wochen beugen müssen …"

    Direktor: Frankfurter Buchmesse wird sich dauerthaft verändern

    Dass die Zukunft der Messe aussehen wird wie in der Vergangenheit, sich wieder alle in den Hallen drängen, glaubt Juergen Boos nicht. Die Messe werde sich dauerhaft verändern. Wer einmal aussetzt, der wird sich im kommenden Jahr vielleicht überlegen, ob sich all die Kosten für Stand, Hotel und Reise denn auch lohnen...

    Gewandelt aber hat sich die Buchmesse unter Juergen Boos, Buchhändler und Diplomkaufmann, in den vergangenen 15 Jahren natürlich jedes Jahr, wenn auch weniger dramatisch. Weg von der klassischen Bücherschau, vom literarischen Hochamt, hin zur Ideenschau, zur Bühne für gesellschaftliche und politische Diskussionen, Kampfplatz für die Meinungsfreiheit. Wozu für Boos auch gehört, rechte Verlage zuzulassen und damit "Meinungsäußerungen jeder Couleur".

    Im letzten Jahr sah es bei der Frankfurter Buchmesse noch so aus.
    Im letzten Jahr sah es bei der Frankfurter Buchmesse noch so aus. Foto: Jens Kalaene, dpa (Archiv)

    Der schönste Teil des Jobs von Juergen Boos war vermutlich immer auch, zu Beginn der Messe vorzustellen, was einem alles Neues eingefallen ist: Zum Beispiel der eigene Bereich für die Selfpublisher, die Zusammenarbeit mit der Berlinale, oder eine branchenübergreifende Konferenz mit Filmproduzenten und Spiele-Entwicklern zum Beispiel genannt Story Drive. Ein Mantra von Boos in jedem Jahr: Es gehe um die guten Geschichten, wie immer die dann auch verpackt werden …

    Auf die Messe kam Boos zum ersten Mal als Jugendlicher, gemeinsam mit seinem Onkel, einem Buchhändler. Der riet dem orientierungslosen Teenager nach dem Schulabschluss dann auch zur Verlagsausbildung. Auf der Buchmesse im vergangenen Jahr führte Boos ein Gespräch mit dem Literaturstar Karl Ove Knausgard, da konnte man erahnen, was die Literatur für ihn bedeutet, die Begegnungen auf der Messe. Seit Jahren habe er auf diesen Moment gewartet, erklärte der Buchmessen-Direktor, er sei schrecklich nervös. Das Gespräch lief gut, er wirkte wie ein Mann, der mit seinem Job ganz schön glücklich ist.

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