Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kultur
Icon Pfeil nach unten

Porträt: H.P. Baxxter: Das ist der Mann hinter dem "Döp döp döp dödödöp döp döp"

Porträt

H.P. Baxxter: Das ist der Mann hinter dem "Döp döp döp dödödöp döp döp"

    • |
    Scooter-Frontmann H.P. Baxxter in seinem Studio.
    Scooter-Frontmann H.P. Baxxter in seinem Studio. Foto: Christian Charisius, dpa

    Das hatte selbst ihm die Laune verhagelt. Dass Hans Peter Geerdes wegen Corona nicht mehr als H.P. Baxxter auf die Bühne treten und zu so wuchtigem wie simplem Techno seine Parolen ins Volk rufen konnte, dazu fiel ihm in charakteristischer Feinsinnigkeit wohl nur noch eines ein: „Fuck!“ Also machte der Wahl-Hamburger mit seinen zwei Soundbastlern halt einen Song draus und landete den deutschen Corona-Hit: „FCK 2020!“ Scooter eben. Nun werden also künftig Tausende auch das in ausverkauften Hallen mit ihm schreien. Neben „How Much Is The Fish?“, aber vor allem den Refrain ihres Hits „Maria“, auch auf T-Shits gedruckt: „Döp döp döp dödödöp döp döp“. Alles dada?

    Denn es soll auch nach Corona weitergehen für den inzwischen 57-jährigen, noch immer Wasserstoffblondierten, der schon vor über 25 Jahren generationsübergreifend für Gesichtsentgleisungen sorgte – das zeigt das soeben erschienene 20. Album von Scooter.

    "God Save The Rave": Das neue Album von Scooter

    Es heißt typisch, nun ja, wortwitzelnd „God Save The Rave“ und verspricht im Titelsong „A Party Never Ending!“. Die Tour für das Frühjahr 2022 ist gebucht, größer als je zuvor in einer Karriere, die bereits mit über 30 Millionen verkauften Tonträgern, 180 Gold- und Platin-Awards und 23 Top-Ten-Hits gepflastert ist. Aber nur einer Nummer eins: „Nessaja“, der Refrainmelodie-Aneignung eines „Tabaluga“-Songs, die vor fast 20 Jahren vielleicht auch Peter Maffay die Gesichtszüge entgleisen ließ.

    Zuvor war das schon bei Müttern passiert, die den Nachwuchs die Bayern3-Hitparade im Küchenradio hören ließen und in den 90ern ja einiges verkraften mussten: Rap und Grunge und so. Aber dieser Maschinenstampf! Zuerst von U 96 mit „Das Boot“, 1994 dann mit Marushas „Somewhere over the Rainbow“-Cover und: H.P. Baxxter, „Hyper! Hyper!“.

    H.P. Baxxter ist der Frontmann von Scooter

    Nicht weniger fassungslos waren die, die mit den damals groß werdenden Raves aus den Klubs in die Arenen, auf Straßenparaden fluteten. Sollte das eine Verarschung ihrer Musik sein? In den Hitparaden? Dabei war’s beim Rap auch nicht anders, als die faschingsfröhlichen Fantastischen Vier mit „Die da?!“ den ersten Hit in Deutschland landeten. Als würde in der Chart-Maschine erst mal alles zum Schlager …

    Geerdes alias Baxxter, der gebürtiger Niedersachse ist und mal ein bisschen Jura studiert hat, bevor er in einem Musiklabel zu jobben begann, ist darüber mit wechselnden Soundtüftlern ein bisschen geworden, was einst Ritchie Blackmore von Deep Purple oder Dave Gahan von Depeche Mode für ihn waren: Star. Und so verwurstet er im Scooter-Sound jetzt halt auch Country, Trance-Klassiker – und Kirchenchoräle.

    Dazu gibt es ihn nun als Heiland in der Abendmahlszene samt Jüngern zwischen pulsierenden Boxen zu sehen. Und zu ersteigern. Als animierte Digital-Originale, sogenannte NFTs (non-fungible token). Man kann das gnadenlos komisch oder gnadenlos beschämend finden. Gnadenlos ist es auf jeden Fall. Döp döp.

    Lesen Sie dazu auch: El Hotzo: "Warum ich mir den Bullshit antue? Aus reiner Selbstsucht"

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden