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Porträt: Gekrönt bei den Grammys: Billie Eilish, die ganz andere Pop-Prinzessin

Porträt

Gekrönt bei den Grammys: Billie Eilish, die ganz andere Pop-Prinzessin

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    Billie Eilish hat bei den Grammys wahrlich abgeräumt.
    Billie Eilish hat bei den Grammys wahrlich abgeräumt. Foto: Chris Pizzello/Invision/AP/dpa

    Jeder Song in den Streaming-Netzen Hundert-Millionen-fach gehört, beim Hit „Bad Guy“ geht es in die Milliarden, bald 50 Millionen Follower, das Debütalbum „Where We All Fall Asleep, Where Do We Go?“ weltweit in den Chartspitzen, Nummer 1 auch in den USA und England, kürzlich die Adelung, den Song zum neuen James-Bond-Film beitragen zu dürfen – und nun, nach schon reicher Ernte etwa bei den MTV-Awards, der Triumph bei den Grammys, die immerhin als wichtigster Musikpreis der Welt gelten.

    Billie Eilish - warum ihr unglaublicher Erfolg nicht überraschend kommt

    Die vier Trophäen in den Hauptkategorien „Beste Aufnahme“, „Bester Song“, „Bestes Album“, „Bester Newcomer“ und dazu zwei Produzentenpreise für ihren älteren Bruder Finneas, mit dem sie ihre Musik macht. Unglaublich, was da über die gerade erst 18 gewordene Billie Eilish hereinbricht!

    Aber eigentlich nicht überraschend. Denn bereits seit Jahren, beginnend mit „Ocean Eyes“, kursieren die Lieder, die das Geschwisterpaar im heimischen Elternhaus in Los Angeles aufgenommen hat, in immer höherer Frequenz und Verbreitung in den Playlisten der Kids weltweit – erst im vergangenen Jahr nun haben sie eben nun auch noch die Schwelle in den klassischen Medien genommen. Aber insofern bedeuten die Grammys nun endgültig die Krönung einer ganz anderen Art von Pop-Prinzessin.

    Düstere Horror-Ästhetik: Billie Eilish passt so gar nicht in die Hollywood-Mädchenträume

    Denn die sich mit ihren ersten beiden Vornamen nennende Billie Eilish, die mit Familiennamen eigentlich O’Connell heißt und in eine irischstämmige Schauspieler- und Musikerfamilie geboren, nicht zur Schule ging und von der Mutter zu Hause unterrichtet wurde – sie passt so gar nicht in die Reihe zwischen Taylor Swift und Ariana Grande, Beyonce und Miley Cyrus. Nichts schillert hier wie ein Hollywood-Mädchentraum, kein knappes Dress gibt Haut für Männer-Fantasien frei, sie ist nicht trallalla und nicht sexy. Sondern eher düster und melancholisch, immer in weite Klamotten gehüllt, höchstens die Haare leuchten in wechselnd grellen Farben, ansonsten pflegt Billie eher eine Horrorästhetik. Und das nicht von ungefähr.

    Denn in ihren Song breitet die noch immer bei den Eltern lebende Billie Eilish über den feinen Elektro-Arrangements ihres Bruders zumeist ihre dunklen Seiten aus. Es geht um Ängste und Depressionen, auch mal um Selbstmordgedanken – und darüber teilt sie sich auch in den „Sozialen Netzwerken“ mit. Und neben weiteren eigenen Schwierigkeiten wie etwa einem diagnostizierten Tourette-Syndrom macht sie auch die Sorgen der Welt zum Thema: Sie bekennt sich auch zum Veganertum und ruft zur Verantwortung im eigenen Konsum auf.

    Die meisten anderen Popstars müssen solche Haltungen erst für sich entdecken, wenn sie sich durch den Erfolg in Verantwortung wähnen – Billie Eilish ist als Billie Eilish immer schon so, wie es scheint.

    Großes Pop-Talent: Wie geht Billie Eilish mit dem Hype um?

    Stellt sich bloß die Frage: Hält sie den Hype nun aus? Denn dass diese junge Frau ein zerbrechliches Wesen ist, wird jedem klar, der ihr auch nur ein bisschen zuhört oder liest, was sie von sich gibt. Und nachdem sich die Erfolgswelle zwar langsam aufgebaut hat, aber nun doch ziemlich plötzlich in olympische Höhen geführt hat, fragt sich: Kann sie diese Welle, die ja auch zu riesiger Aufmerksamkeit und gigantischen Erwartungen führt, reiten? Sollte sie es überhaupt versuchen? Kann sie sich entziehen? Weiter eingeigelt im Haus der Eltern? Dem sie nun spielend den Besitz weiterer hinzufügen könnte – mit gerade mal 18 Jahren!

    Es ist diesem großen Pop-Talent zu wünschen, dass sie mit der staunenden Gutgelauntheit neben der Welle steht, die sich in den vergangenen Monaten schon zur Schau gestellt hat. Auf Abstand, auch zu dem Trubel, der sich nun um ihr Privatleben entwickeln könnte. Selbst wenn das bedeuten könnte, dass dann nicht in Bälde die nächsten großen Hits zu erwarten sind.

    Die Pop-Geschichte kennt viel zu viele tragische Geschichte eines frühen, kometenhaften Aufstiegs mit tragischem Fall. Auch diesbezüglich wäre es Zeit für eine ganz andere Art Pop-Prinzessin... Herzlichen Glückwunsch und alles Gute, Billie Eilish Pirate (und Finneas) O’Connell!

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