Zehn Jahre scheinen keine lange Zeit zu sein, und doch war die Welt 2011 noch anders. In Deutschland wurde gerade die Wehrpflicht ausgesetzt, Smartphones ersetzten immer mehr Nokia-Handys, in den Kinos lief „The King’s Speech“. Und aus dem Radio schallte „Easy“ von einem bis dahin unbekannten Rapper mit einer Panda-Maske.
Cro brachte damals eine Leichtigkeit in den deutschen Rap, die eher nach Kalifornien klang als nach Stuttgart. 1990 als Carlo Waibel am Rand der Schwäbischen Alb geboren, schien Cro wie der perfekte Kompromiss. Seine Texte waren voller Jugendsprache, hin und wieder ein Schimpfwort und eine frauenfeindliche Bemerkung in klassischer Rap-Manier. Gleichzeitig waren die Botschaften meist fröhlich und die Refrains harmlos genug, um Eltern nicht zu sehr aufzuregen.
Am Freitag bringt der 31-Jährige nun sein viertes Album heraus. Dieses Mal ist tatsächlich nicht nur die Musik sonnig. Cro hat seit Ende 2019 fast die gesamte Zeit auf Bali verbracht. Geplant war dort eine Auszeit, doch als die Corona-Pandemie aufkam, beschloss er zu bleiben. Das Album, das er dort aufnahm, trägt passenderweise den Namen „Trip“, Kürzel für „Trapped in Paradise“, gefangen im Paradies.
Cro verbringt wegen Corona mehr Zeit auf Bali
Es ist ein Doppelalbum mit zwei sehr unterschiedlichen Seiten. Auf der ersten sind eher erwartbare Stücke mit viel Synthesizer. Klassische Rap-Beats und Zusammenarbeit mit anderen Künstlern aus der Szene wie Capital Bra sollen für Erfolg sorgen. Die zweite Seite nennt Cro einen „Selbstfindungstrip“. Mit Gospel-Chor und Hammond-Orgel erinnert sie an eine Zeit lange vor den Nokia-Handys. In einem Interview sagte Cro, er erwarte nicht, dass die „Hippie-Seite“ ein zu großer Erfolg werde. „Im Endeffekt ist es mir auch egal.“
Dass der Rapper nicht so viel Wert auf kommerziellen Erfolg legt, ist natürlich Teil der nahbaren, entspannten Kunstfigur Cro. Denn verkaufen wird sich sein Album sicher, auch wenn nicht jedes Lied dem Mainstream entspricht. Sein Debüt „Raop“ ist bis heute eines der meistverkauften Rap-Alben in Deutschland. 2012 bekam Carlo Waibel einen Bambi, 2013 einen Echo und eine H&M-Kollektion, 2014 landete sein zweites Album auf Platz eins der Charts. Im Mainstream, der ihm angeblich egal ist, ist er längst angekommen.
Neue Maske, neuer Stil, gleicher Cro
Sein Markenzeichen ist seine Panda-Maske, das Gesicht zeigt er nie. Wobei der Panda auf dem neuen Album nicht mehr zu erkennen ist. Cro trägt jetzt eine Art weißen Motorradhelm mit Batman-Ohren und schwarzem Visier. Auch wenn Musikstil und Maske sich verändern, textlich folgt Cro bekannten Mustern. Es geht um Geld und Frauen. Statt „Easy“ heißen die Songs jetzt eben „Dope“ und „Nice“. An der entspannten Stimmung seiner Musik hat sich nichts verändert. Und irgendwie ist es ja auch schön. Die Welt verändert sich und niemand hat mehr ein Nokia-Handy, aber bei Cro bleibt alles easy.
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