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Pop: So klingt das neue Album von „Hitmaschine“ Ed Sheeran

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So klingt das neue Album von „Hitmaschine“ Ed Sheeran

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    Ed Sheeran 2019
    Ed Sheeran 2019 Foto: Warner Music

    Es wirkt zunächst wie der durchsichtigste und zugleich zuverlässigste aller aktuellen Vermarktungskniffe. Demnach kriegt Ed Sheeran, der junge Gierschlund, auch mit seinem Maximalerfolg zuletzt nicht genug: Allein die Single „Shape of You“ über 40 Millionen Mal verkauft, das ganze dritte Album 2017 das meistverkaufte weltweit, seine Tour 2018 mit 432 Millionen Dollar die umsatzstärkste aller Stars. Und weil er dann auch noch in Duetten mit US-Mega-Stars wie Eminem und Taylor Swift absahnte, nachdem er für andere wie Rita Ora und Justin Timberlake ebenfalls Hits geschrieben hat: Warum nicht jetzt ein ganzes Album mit Duetten folgen lassen? Viele zusätzliche Star-Namen sammeln, Anschluss zu deren Millionen Fans bekommen, perfekt begleiteten Zugang zu umsatzstärksten Genremärkten der Gegenwart finden, zu HipHop und Dance.

    Ed Sheeran, die Kommerzmaschine?

    Auch dass das kein rundes Album zu werden verspricht, ist heutzutage ja kein Makel, sondern sogar eine Qualität. Denn beim Zielpublikum dominiert das Streamen, und da sorgen sowieso einzelne Songs für richtig Reibach. Das potenziert sich potenziell eben durch breite stilistische Streuung. So nett und wenig marktoptimiert er aussehen, so geerdet er wirken mag, dieser 28-Jährige aus dem englischen Hallifax, der inzwischen auch noch seine Jugendliebe geheiratet hat, und so gewissermaßen anti-spektakulär es ist, wenn er auf Tour ganz allein und ohne Feuerwerk auf der Bühne steht und fast alles über ein Loop-Gerät live einspielt: Es Sheeran scheint dann doch eine perfekt kalkulierte Kommerzmaschine zu sein, oder?

    Zufall, dass er gerade jetzt, da am Freitag sein neues Album erscheint, an diesem Donnerstag als Sidekick in einem Film in die Kinos kommt, der die Geschichte der Beatles ohne Beatles erzählt – und in der Geschichte des netten, geerdeten Jungen von nebenan, der plötzlich zum Weltstar wird, eigentlich die Geschichte von Ed Sheeran spiegelt?

    Runde Kommerzgeschichte also. Und tatsächlich schmiegen sich die Songs auf dem Album gekonnt überall an. „I Don’t Care“ ist eine hübsche Pop-Ballade mit Justin Bieber, „Beautiful People“ ein sommercool groovendes Dance-Stück mit Khalid, „Cross Me“ eine punktgenau nach Hit-Rezept Pop und Rap kreuzende Kooperation etwa mit Chance the Rapper, „Blow“ dagegen eine richtig Rocknummer mit dem Funk von Bruno Mars, „Best Part Of Me“ die ganz große Liebesballade im Bekenntnisduett mit der Sängerin Yeeba – schließlich finden in Superstar-Events auch noch die A-Promi-Feinde Eminem und 50 Cent zusammen …

    Stars stehen an den Reglern

    Alles zusammen wirkt das willkürlich und disparat, was bisherige Fans womöglich ein bisschen enttäuschen wird. Aber jedes Stück für sich ist gut und höchst professionell drapiert – an den Reglern stehen mit Leuten wie Skrillex und Fatboy Slim ja auch Stars. Funktioniert die Kommerzmaschine also auch breit streuend perfekt? Wahrscheinlich ist es sogar noch besser.

    Denn das Album trägt nicht umsonst den Titel „No. 6 Collaborations Project“. Sheeran hat schon fünf solcher Alben mit unbekannten Kollegen gemacht, bevor er zum Star wurde. Weil er verschiedenste Musikstile liebt und Spaß an persönlichen Kollaborationen und stilistischem Brückenbauen hat. Und das hat er nun eben auf Promi-Niveau wieder getan.

    Sicher, man hätte sich künstlerisch weitaus Interessanteres, Mutigeres vorstellen können. Aber der Eindruck, dass da einer mit etwas, was ihm selbst Erfüllung und Freude bereitet, Millionen Menschen Spaß macht, ist doch auch okay. Ed Sheeran scheint einfach selbst die Hitmaschine zu sein.

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