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Nikolaus: Die Kuschelpädagogik hat Knecht Ruprecht verbannt

Nikolaus

Die Kuschelpädagogik hat Knecht Ruprecht verbannt

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    In der Vorweihnachtszeit ziehen der Nikolaus und Knecht Ruprecht gemeinsam durch die Straßen und besuchen die Kinder.
    In der Vorweihnachtszeit ziehen der Nikolaus und Knecht Ruprecht gemeinsam durch die Straßen und besuchen die Kinder. Foto: Alexander Kaya (Symbolbild)

    Von „drauß’ vom Walde“ kommt er her, der raue Geselle im groben Gewand. Einen mächtigen, verfilzten Rauschebart muss er haben, einen riesigen Sack tragen und mit der Rute fuchteln. Knecht Ruprecht genießt wahrlich kein gutes Image. An der Seite des gütigen Nikolaus musste er immer den Kinderschreck geben. Trat Ruprecht ins Zimmer, drängten sich die Kinder ängstlich an die Mama. Wehe, wenn der heilige Nikolaus in seinem goldenen Buch Missetaten vorfand! Dann hatte Knecht Ruprecht als Vollstrecker seines Amtes zu walten und strafend die Rute zu schwingen, wenn nicht gar den Übeltäter in den Sack zu stecken, um ihn hinaus in die Finsternis mitzunehmen.

    Knecht Ruprecht: Wegen Traumagefahr aus den Häusern verbannt

    Die Kuschelpädagogik hat dem schrecklichen Zuchtmeister in den Siebzigern den Garaus gemacht. Ruprecht geriet in den Verdacht, die Kinder zu traumatisieren, und wurde deshalb aus den Häusern verbannt. Die empfindsamen Kleinen sollte der finstere Bursche nicht mehr fürs Leben verschrecken. Allenfalls beim Klausentreiben darf der Ruprecht, dessen Namen Volkskundler als „raue Percht“ lesen, noch öffentlich auftreten und sich als Waldschrat recht ungehobelt gebärden. Dann darf er sogar mit Schellen lärmen und mit einer Kette rasseln. Aber bitte abgeschirmt von den Zaungästen, die mit wohligem Gruseln aus sicherer Entfernung der ungezogenen Schar zuschauen.

    Früher trug Knecht Ruprecht noch Teufelshörner

    Seit 300 Jahren ist die Arbeitsteilung von dem guten Nikolaus, der die Kinder lobt und belohnt, und dem grimmigen Ruprecht bezeugt. Und wahrscheinlich ist sie noch ein gutes Stück älter. Aber was für einen Partner hat sich der heilige Bischof da angelacht! In alten Darstellungen trägt Knecht Ruprecht manchmal Hörner wie der Teufel selber. Der ist bekanntlich auf die Seelen aus, die er verführt und vom rechten Pfad abbringt. Der Barockdichter Johannes Praetorius reimte 1663 über Knecht Ruprecht: „Ich bin der alte böse Mann, der alle Kinder fressen kann.“ Wer in dessen Fänge gerät, dem gnade Gott!

    Der Erzähler Theodor Storm schildert Knecht Ruprecht 250 Jahre später schon wesentlich freundlicher. In seinem Sack schleift er nicht mehr die bösen Kinder fort, sondern beschert ihnen bei seinem Hausbesuch Äpfel, Nuss und Mandelkern. Die Rute schwingt dieser Knecht Ruprecht immer noch, „doch für die Kinder nur, die schlechten“.

    Konkurrenz bekam Knecht Ruprecht vom netten Weihnachtsmann

    Ruprecht hatte damals bereits Konkurrenz vom Weihnachtsmann bekommen. Dieser Kapuzenmann war nun gar nicht mehr böse, sondern fuhr mit putzigen Rentieren vom Himmel zur Erde, um den artigen Kindern reichlich Geschenke zu bringen. Knecht Ruprecht blieb gar nichts anderes übrig, als sich in seinem Verhalten anzupassen, den willigen Büttel des Nikolaus zu machen und zum gewaltfreien Kinderfreund zu mutieren. Wenn’s ihm dabei zu langweilig wird, kann er ja seinen ungezähmten Vetter, den Krampus, auf ein Schwätzchen einladen. Der darf noch immer sein Gesicht mit Ruß schwärzen und als Raufbold die Leute tratzen.

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