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Neues Gossip-Album "A Joyful Noise": Im Bett mit Beth Ditto

Neues Gossip-Album "A Joyful Noise"

Im Bett mit Beth Ditto

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    Die Band "The Gossip" bringt am 11. Mai ihr neues Album "A Joyful Noise" auf den Markt.  Frontfrau Beth Ditto klingt immer mehr wie Madonna.
    Die Band "The Gossip" bringt am 11. Mai ihr neues Album "A Joyful Noise" auf den Markt. Frontfrau Beth Ditto klingt immer mehr wie Madonna. Foto: Felix Hörhager, dpa

    Will eine Band heute einen Disko-Hit landen, muss sie sich einfach einen hippen Produzenten ins Haus holen. Der Brite Brian Higgins - Künstlername Xenomania - ist so ein Hit-Macher. Er strangulierte schon den Sound der Pet Shop Boys, Sugarbabes oder den von Kylie Minogue, bis die Massen dazu abtanzten. Bei dem neuen Gossip-Album "A Joyful Noise" - auf deutsch "erfreulicher Lärm" - drückt Higgins fast alle Post-Punk und Rock-Wurzeln der Kult-Band ohne Erbarmen ab.

    "The Gossip" auf Disko-Pfaden

    Die neue Scheibe von Sängerin Beth Ditto, Schlagzeugerin Hannah Blilie und Gitarrist Brace Paine, dem subversiven Trio aus Portland, Oregon, marschiert wie schon der Vorgänger "Music for Men" auf Disko-Pfaden. Produzent Rick Rubin ergänzte 2009 noch behutsam den von Soul und Funk geprägten Alternative-Sound von "The Gossip" mit Sythesizer-Effekten und Drumcomputer-Linien. Doch "A Joyful Noise" hat mit dem Durchbruchalbum von 2006, "Standing In The Way Of Control", gar nichts mehr zu tun.

    Vorbild Madonna gehuldigt

    Lediglich Beth Dittos süß trällernde Soulstimme ist geblieben. Die 31-jährige Lagerfeld-Muse hat schon mit ihrer Solo-EP 2011 einen Vorgeschmack auf das gegeben, was ab 11. Mai in den Läden steht. Ihr Video "I Wrote The Book" huldigte bereits ihrem Vorbild Madonna. Die  pfundige 1,55-Meter-Frau räkelte sich im schwarzen Domina-Geschirr eingerahmt von fluffigen Kissen, kopierte die Lockenfrisur der 53-jährigen Pop-Diva und einzelne Textstandards, die in keinem Madonna-Song fehlen. Sogar die Tanzszenen aus dem Video "Vogue" ahmten die Tänzer hinter Ditto nach.

    Die Band gab in Medienberichten zu, Fan von Madonna nicht nur wegen ihrer Musik, sondern auch wegen ihrem Umgang mit subversiven Themen wie Homosexualität und Kirche zu sein. Ditto und ihre Schlagzeugerin Blilie, die das Album-Cover von "Music for Men" ziert, sind lesbisch.

    90er-Jahre-Pop, Hymnen und Funk-Anleihen

    Ihre Obsession für Madonna lebt Ditto in "A Joyful Noise" an vielen Stellen aus. Ordentlich Hall auf der Stimme und Hymnen-Pop-Motive tragen die Auftakt-Songs "Melody Emergency" und "Perfect World". Relativ hitverdächtig. Das Video zu "Perfect World" gibt es auch schon. Musikfilm-Regisseur Price James, der auch schon das Video zu "Heavy Cross" inszenierte, feiert in weiß, rot und schwarz eine "Like A Prayer"-Renaissance in der Barockkirche.

    "Get A Job", der dritte Song auf dem Album, bricht den 90er-Popsound mit mechanisch klingenden, verzerrten Tonfrequenzen auf. Quasi eine verkappte Elektro-Nummer. Der folgende Pop-Einheitsbrei dümpelt etwas dahin, ersäuft in Gefälligkeiten. Alles schon gehört. Man wartet auf den großen Knall, aber es kommt nur wenig. Der Rückgriff auf die Funk-Anleihen in "Horus" wirkt zwischendrin konzeptlos. Erst der Rausschmeißer des Albums, "Love In A Foreign Place" nimmt wieder richtig Fahrt auf.

    "A Joyful Noise" ist ein solide durchproduziertes Album, ein Beitrag zur Populärkultur mit Höhen und Tiefen. Um das Dilemma der tonangebenden Musiker, die sich auf das Gespür von Hit-Produzenten verlassen und sich mit Abstrichen immer ähnlicher werden, kommt die US-Band auch nicht herum.

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