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Neuer Konzertsaal: Vorschusslorbeeren für die Isarphilharmonie

Neuer Konzertsaal

Vorschusslorbeeren für die Isarphilharmonie

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    So schaut das „Verteilerzentrum“ zum Münchner Ausweich-Gasteig, eine alte Transformatorenhalle, in einer digitalen Animation der Architekten aus. Rechts spitzt bereits die künftige Isarphilharmonie in Grau heraus. Sie wird mehreren Münchner Orchestern ein Podium bieten.
    So schaut das „Verteilerzentrum“ zum Münchner Ausweich-Gasteig, eine alte Transformatorenhalle, in einer digitalen Animation der Architekten aus. Rechts spitzt bereits die künftige Isarphilharmonie in Grau heraus. Sie wird mehreren Münchner Orchestern ein Podium bieten. Foto: gmp Architekten

    Jahrelang wurde debattiert, gestritten, nachgedacht, geplant, gebaut. Für den Herbst 2021 aber werden nun Tatsachen geschaffen – und eröffnet.

    Dann zieht Münchens riesiges Kulturzentrum Gasteig nach und nach, bis März 2022, mit Stadtbücherei, Volkshochschule und Teilen der Musikhochschule von Haidhausen nach Sendling um, zwei Kilometer südwestlich, die Isar überspringend, nahe deren Auen. Und mit dem Gasteig-Innenleben wechselt natürlich auch das große Konzertpodium des Komplexes nach Sendling – auf dasselbe Stadtwerke-Areal, in die zunächst einmal als Ausweichspielstätte für rund 40 Millionen Euro erbaute Isarphilharmonie. Die Postadresse lautet Hans-Preißinger-Straße 4–8, die denn auch den Kurznamen für den Gasteig bis voraussichtlich Winter 2025/2026 hergibt: „Gasteig HP8“.

    Zu diesem Zeitpunkt soll das 1985 eingeweihte Gasteig-Kulturzentrum in Haidhausen für 450 Millionen Euro generalsaniert sein – zur Rückkehr vom Standort HP8. Am Stammplatz ist die Technik zu erneuern und das ewige Thema der Konzertsaal-Akustik zu lösen; der Trutzburg-Charakter soll durch Verglasung aufgebrochen werden und auf dem Dach dann ein Restaurant thronen.

    Die Isarphilharmonie wird die erste Anlaufstelle für Musikfreunde sein

    Aber bis das so weit ist – und bevor auch Münchens neues Konzerthaus im Werksviertel am Ostbahnhof frühestens 2022 in Bau geht –, wird die erste Anlaufstelle für bayerische und außerbayerische Musikfreunde die Isarphilharmonie im Gasteig HP8 sein. 1900 Sitzplätze umfasst der in Holzmodulbauweise gebaute (Ausweich-)Konzertsaal – knapp sechshundert weniger als im Stammhaus. Dort werden die Münchner Philharmoniker auftreten, dazu das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks – wenn es nicht im Herkulessaal musiziert –; auch die Isar Philharmonie, jener Klassikverein aus Profi- und Laienmusikern, der seinen guten Namen für den neuen Saal ausleiht, wird gelegentlich ein Podium erhalten und dazu das Münchner Kammerorchester.

    Für die Akustik ist Yasuhisa Toyota engagiert, der schon die Elbphilharmonie Hamburg und die Philharmonie in Paris zu einer außerordentlich hellhörigen Innenakustik verholfen hat. Vielleicht ist so zu erklären, dass die Presseeinladung zur Besichtigung von HP8 einen Saal ankündigt, der sich „mühelos in die Liste der großen internationalen Konzerthäuser einreiht“. Nicht, dass man sich das nicht wünschen würde, aber solche Euphorie könnte schnell die Nachfrage aufwerfen: Wäre das dort nicht auf Dauer auch besser? Zumal auch der Chefdirigent der Münchner Philharmoniker, Valery Gergiev, schon jetzt von „exzellenter Akustik“ spricht, jetzt, da erst einmal der Innenausbau erfolgt. Aber die fernere Zukunft der Isarphilharmonie und von HP8 ist ziemlich vage anders vorgegeben. Den Holzmodul-Konzertsaal will die Stadt München nach Rückkehr in den eigentlichen Gasteig planmäßig verkaufen, auf dass er – vielleicht – an anderem Ort auf neuem Fundament Zweitverwertung erfährt. Und für die anderen drei Gebäude drumherum gilt vorerst: Abbau für Wohnungserrichtungen. Beides klingt gut, für beides braucht man aber auch Glauben.

    Kern der Isarphilharmonie in München ist eine alte Transformatorenhalle

    Aber jetzt erst einmal HP8-Besichtigung: Der Kern des Ganzen ist eine alte Transformatorenhalle, denkmalgeschützt. Von hier aus geht es zur Stadtbücherei, zu einem Kino, zu Café und Bar. Die Trafohalle als Backsteinbau wird also Verteilerzentrale. Und von hier aus erreicht man auch über drei mögliche Ebenen den Konzertsaal mit zwei Rängen, die jetzt schon vertäfelt sind mit dunklem Holz in waagerechten Lamellen. Derzeit werden das ansteigende Parkett errichtet sowie die Konzertbühne mit angedeutetem Trapez-Grundriss. Sie ist – je nach Programm – in der Tiefe variabel. Kompakt und dicht wirkt das alles, kaum zu glauben, dass hier 1900 Hörer Platz finden.

    Eingeweiht wird die Isarphilharmonie ab 8. Oktober von den Münchner Philharmonikern unter Gergiev sowie dem ausgewiesen brillanten Pianisten Daniil Trifonov. Zusammen bieten sie einen Zyklus der fünf Beethoven-Klavierkonzerte. Die erste Saison der Philharmoniker im neuen Saal bringt darüber hinaus auch eine Richard-Strauss-Werkschau und im Januar 2022 das Festival „Neo“ mit zahlreichen Ur- und Münchner Erstaufführungen.

    Zurück zur ehemaligen Trafohalle. Um sie herum werden gerade auf dem Areal – neben der Isarphilharmonie – besagte drei weitere neue, temporäre Funktionsbauten hochgezogen, die der Volkshochschule München, der Musikhochschule München, der Verwaltung der Münchner Philharmoniker und einem Restaurant Raum geben – dazu noch einem Proben- und einem Kammermusiksaal. Bislang eingehaltener Kostenrahmen des von Gerkan Marg und Partner entworfenen Ausweich-Gasteigs HP8, der zudem Ateliers, Werkstätten, Übe-räume und Kreativbüros auf Zeit umfasst: 70 Millionen Euro.

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