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Neue Erkenntnisse über die Kaiserpfalz Werla

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Neue Erkenntnisse über die Kaiserpfalz Werla

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    Neue Erkenntnisse über die Kaiserpfalz Werla
    Neue Erkenntnisse über die Kaiserpfalz Werla Foto: DPA

    "Wir haben Mauern entdeckt, die so gar nicht zum bisherigen Bild der Werla passen", sagt Bezirksarchäologe Michael Geschwinde. Die Pfalz war kleiner als gedacht, dafür hatte sich vor ihren Toren eine große Siedlung entwickelt. Die Werla werde damit zu einer wichtigen Grabungsstätte, in ihrer Bedeutung durchaus mit dem Ort der legendären Varusschlacht bei Osnabrück gleichzusetzen.

    Im 10. Jahrhundert war die Pfalz Werla ein wichtiger Ort der deutschen Geschichte. Mehrfach wurde dort über die Königs-Nachfolge entschieden. Und Kaiser Friedrich Barbarossa sprach einen Bann über Heinrich den Löwen aus, den mächtigsten Fürsten des Mittelalters. Heinrich hatte sich geweigert, Barbarossa Truppen zu stellen. Erstmals erwähnt wurde die Anlage 926, 1180 hatten sich dann letztmals alle Fürsten des Deutschen Reiches auf der Werla zum Hoftag versammelt. Danach wurde die Pfalz kaum mehr genutzt, die Anlage verfiel und wurde vergessen.

    Erst Jahrhunderte später suchten Historiker nach Spuren der Pfalz zwischen Schladen und Werlaburgdorf. Großangelegte Ausgrabungen von 1934 bis 1939 und von 1957 bis 1964 brachten die sichere Erkenntnis über den Standort einer Pfalz. Zum Schutz vor Raubgrabungen wurden die Grabungen dann wieder mit Erde abgedeckt. Die neuen Funde und Erkenntnisse waren erst jetzt möglich: "Wir haben moderne Geomagnetik eingesetzt", erläutert der Archäologe Markus Blaich. In dem schweren, dunklen Boden sei es ansonsten schwer, die wichtigen Punkte zu finden - und davon gibt es noch viele auf dem geschichtsträchtigen Hügel zu entdecken.

    Weitere Grabungen auf der Werla sollen vor allem Erkenntnisse über das frühere Leben von Bauern und Handwerkern bringen. Die Daten der großen Geschichte seien weitgehend bekannt: "Wir wollen Geschichten ausgraben. Unter diesem Aspekt ist die Werla nun noch viel spannender als gedacht", sagt Geschwinde. Dazu sollen weniger Einzelobjekte an das Tageslicht geholt werden, den Archäologen geht es um die Architektur der alten Siedlung. "Mit 22 Hektar ist das Areal so groß, dass vermutlich niemals alles ausgegraben wird", sagt Geschwinde.

    Bürgermeister Andreas Memmert (parteilos) und der CDU-Landtagsabgeordnete Frank Oesterhelweg sind von der neuen Situation genauso begeistert wie Geschwinde. Die Politiker sehen in den Ausgrabungen auch eine Chance für die strukturschwache Region - in den kommenden Jahren soll schrittweise ein "Archäologischer Park" entstehen. Verschiedene Stiftungen, das Land und die EU beteiligen sich an der Finanzierung, schon jetzt steht laut Memmert mehr als eine Million Euro bereit. "Im Frühsommer nächsten Jahres werden die ersten Besucher erwartet", sagt der Kommunalpolitiker.

    Die sollen dann nicht nur den Archäologen über die Schulter schauen können, sondern einen Einblick in das mittelalterliche Lebens bekommen. "Die Bepflanzung soll wie damals sein, wir wollen Teile der Landwirtschaft zeigen und später auch rückgezüchtete Tiere", schwärmt Oesterhelweg von den Plänen, deren Realisierung von einem Verein vorangetrieben werden sollen.

    Dabei ist der Ort schon von Natur aus einen Ausflug wert. Das hügelige Harzvorland erstreckt sich vor den Augen der Besucher, im Hintergrund ragen die Berge des Harzes hervor. Auf den fruchtbaren, schweren Böden wiegt Getreide im Wind, durch die Felder schlängelt sich der das Flüsschen Oker. "Kein Wunder, dass es auf dem Werla-Plateau schon immer Siedlungen gab", sagt Geschwinde.   

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