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Netflix-Film: "Pieces of a Woman": Wie lebt man nach dem Tod eines Babys?

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"Pieces of a Woman": Wie lebt man nach dem Tod eines Babys?

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    Herausragend: Vanessa Kirby in „Pieces of a Woman“.
    Herausragend: Vanessa Kirby in „Pieces of a Woman“. Foto: Netflix

    Das Gitterbett steht bereit. Davor ein Schaukelstuhl. Darüber in einem Rahmen die letzten Ultraschallaufnahmen. Das Nest ist gebaut. Martha (Vanessa Kirby) und Sean (Shia LaBeouf) erwarten voller Freude ihr erstes Kind und sind vorbereitet. Sie haben sich für eine Hausgeburt entschieden. Als die Wehen einsetzen, wird Martha von den Schmerzen überrollt. Sean heitert sie mit schlechten Witzen auf. Für einen kurzen Moment des Glücks halten die Eltern ihr Baby in den Armen, bis die Hebamme merkt, dass der Säugling um Atem ringt.

    Fast eine halbe Stunde dauert diese dramatische Eingangssequenz in „Pieces of a Woman“ (auf Netflix), die ohne Schnitt den kulminierenden Ereignissen während der Geburt folgt. Die Szene braucht keine reißerischen Effekte, aber sie stellt eine unmittelbare Nähe zu Martha her, die der Film auch danach nicht aufgibt.

    Der Tod eines neugeborenen Kindes ist ein Verlust, der mit nichts zu vergleichen ist. Es gibt keine tröstenden Erinnerungen, an denen man sich festhalten könnte. Nur die schmerzende Leere eines ungelebten Lebens und eine elterliche Liebe, die grausam unerfüllt bleibt.

    Das Ehepaar geht in "Pieces of a Woman" verschieden mit der unfassbaren Trauer um

    „Pieces of a Woman“ von Kornél Mundruczó und Kata Wéber zeigt, wie eine solche Erfahrung das Leben für immer verändert. Auf vollkommen verschiedene Weise gehen Martha und Sean mit dieser unfassbaren Trauer um. Während er den Schmerz nach außen kehrt und nach sechs Jahren Trockenheit wieder mit dem Trinken anfängt, scheint sich Martha in ihre Gefühle einzumauern.

    Die übergriffige Mutter (Ellen Burstyn) drängt sie zu tun, was man in Amerika im Fall einer Katastrophe tut: einen Schuldigen finden und verklagen. Fünf Jahre Haft drohen der Hebamme. Aber damit will Martha nichts zu tun haben. Mit einer Mischung aus Verstörung und Sturheit sucht sie in sich nach einem eigenen Weg im Umgang mit dem Trauma.

    Für "Pieces of a Woman" wurde Vanessa Kirby als beste Darstellerin ausgezeichnet

    „Pieces of a Woman“ folgt diesen Suchbewegungen mit ungeteilter Aufmerksamkeit. Der Blick ist nicht von Mitleid, sondern von tiefer Empathie gekennzeichnet, die nicht alles erklären muss, um es spürbar zu machen. Ohne jeden Anflug von Overacting spielt Vanessa Kirby („The Crown“), die beim diesjährigen Festival in Venedig zu Recht als beste Darstellerin ausgezeichnet wurde, die Schmerzen ihrer Figur genauso überzeugend wie die seelischen Taubheitsgefühle. Ihre Performance ist ein Ereignis – gerade weil sich in ihr ein tiefer Respekt vor Menschen offenbart, die ähnliches tatsächlich erleben müssen.

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