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Netflix: Der neue Spike-Lee-Film prangert Rassismus an

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Der neue Spike-Lee-Film prangert Rassismus an

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    Szenenbild aus Spike Lees neuem Film "Da 5 Blood", der jetzt auf Netflix läuft.
    Szenenbild aus Spike Lees neuem Film "Da 5 Blood", der jetzt auf Netflix läuft. Foto: Netflix

    Manche Filme verlieren auf eine sehr traurige Weise nie an Aktualität. Dazu gehört Spike Lees „Do The Right Thing“ aus dem Jahre 1989, der von einem heißen Tag in Brooklyn erzählt, wo die Ereignisse in einer schwarzen Community eskalieren. Im Zuge einer Schlägerei kommt es zu einem Polizeieinsatz, bei dem einer der Beamten einen Afroamerikaner in den Schwitzkasten nimmt und mit dem Schlagstock zu Tode würgt. 31 Jahre später gehen mit dem Mord an George Floyd fast die gleichen Bilder um die Welt - ganz real mit dem Smartphone aufgenommen. 31 Jahre, in denen die Polizeigewalt gegen Afroamerikaner kein Ende nahm und unzählige Tote gefordert hat. 31 Jahre, in denen Spike Lee mit seinen Filmen nicht aufgehört hat, den Rassismus in seinem Land anzuklagen und dessen Strukturen zu analysieren.

    In seinem neuen Film „Da 5 Blood“ schickt Lee nun vier schwarze Kriegsveteranen zurück nach Vietnam, wo sie die sterblichen Überreste ihres im Kampf getöteten Kameraden Norman (Chatwick Bodeman) ausfindig machen wollen. Gerade zu Beginn des Krieges war der Anteil der im Einsatz getöteten Afroamerikaner in Vietnam mit bis zu 30 Prozent überproportional hoch. Und die Freiheit, die die US-Regierung vorgab in Südostasien zu verteidigen, war eine Freiheit, von der die Schwarzen in den USA der 60er- und 70er-Jahre wenig zu spüren bekamen.

    Netflix führt mit "Da 5 Bloods" in den Vietnamkrieg

    Während die Napalmbomben über dem vietnamesischen Dschungel niedergingen, kämpfte die Bürgerrechtsbewegung unter Martin Luther King gegen die eklatante Diskriminierung im eigenen Land. Paul (Delroy Lindo), Otis (Clarke Peters), Eddie (Norm Lewis) und Melvin (Isiah Whitlock, Jr.) wurden in jungen Jahren zum Kriegsdienst eingezogen und sind bis heute von den Erlebnissen in Vietnam stark geprägt. Vor allem Paul wird von Ängsten, Schuldgefühlen, Albträumen und Panikattacken verfolgt.

    Für ihn ist auch das Vietnam von heute noch Feindesland, durch das er sich voller Misstrauen bewegt. Schließlich geht es hinein in den Dschungel, wo auch eine Kiste Gold aus CIA-Beständen lagert, das die afroamerikanischen GIs damals „beschlagnahmt“ und vergraben haben.

    Spike Lee verwendet eine unangestrengte Rückblendendramaturgie

    In einer unangestrengten Rückblendendramaturgie verbindet „Da 5 Bloods“ Kriegserlebnisse und Schatzsuche miteinander und reichert beides durch dokumentarisches Hintergrundmaterial an, in dem das Massaker der amerikanischen Armee in My Lai ebenso gezeigt wird wie die Rassenunruhen in den USA.

    Aus dem Propaganda-Radio der Vietcong erfahren die Soldaten im April 1968 von der Ermordung Martin Luther Kings, den brennenden Barrikaden und der Armee, die auf die wütenden Demonstranten schießt. „Schwarze GIs, wofür kämpft ihr?“, fragt die Stimme aus dem Lautsprecher und bringt damit das tragische Dilemma auf den Punkt, das die Männer bis heute verfolgt. Wenigstens das Gold soll sie nachträglich entschädigen.

    Aber wer „Der Schatz der Sierra Madre“ (1948) gesehen hat, weiß, dass mit dem Ausgraben des Goldes der Ärger erst richtig anfängt. Unübersehbar knüpft Lee an den Klassiker von John Houston an und lässt die Konflikte der Kriegsveteranen im letzten Filmdrittel aufkochen. Allerdings sind es hier weniger die materielle Gier als die posttraumatischen Belastungsstörungen Pauls, durch die die Lage außer Kontrolle gerät. Auch wenn sich der Film im Finale zwischenzeitlich in chaotischer Action verliert, überzeugt Lees Gesamtpaket, das verschiedene Genres vom Kriegsfilm bis zum Western, historisches Hintergrundwissen und politische Haltung schlüssig miteinander verschnürt.

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