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Nachruf: Er sorgte für die tiefen Töne an der Seite von Keith Jarrett

Nachruf

Er sorgte für die tiefen Töne an der Seite von Keith Jarrett

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    Souverän am Bass: Gary Peacock.
    Souverän am Bass: Gary Peacock. Foto: Gerd Löser

    Es muss ein Meisterstück der Überredungskunst gewesen sein, das Keith Jarrett da im Januar 1983 gelang. Denn eigentlich wollte Gary Peacock nie mehr Mitglied eines Pianotrios werden. Der Bassist mit den feingliedrigen Fingern, die elastisch federnde Töne, abstrahierte Klangfarben oder einen herrlich melodischen, geradezu selbstverständlichen Groove erzeugen konnten, kannte Jarrett schon seit 1977. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft und einer legendären Erfolgsgeschichte, an dessen Ende das Keith Jarrett Trio als das Nonplusultra dieser Besetzungsform stand, gerade wegen seines offenen Umgangs mit klassischen Standards.

    Auf der anderen Seite kämpfte Gary Peacock – inspiriert von Free- Jazz-Ikone Ornette Coleman – aber auch für die Befreiung des Jazz von allen Konventionen. Colemans Musik sei „ein Wendepunkt“ für ihn gewesen, sich „einem viel größeren musikalischen Universum zu öffnen“. Zu Deutschland pflegte der in Liberty bei New York lebende Bassist eine besondere Beziehung. Ausgerechnet im hessischen Gelnhausen wechselte der hagere GI 1956 vom Klavier zum Kontrabass. „Keiner wollte das Ding anfassen, weil es zu wenig Romantik ausstrahlte und kaum zu hören war“, erinnerte sich Peacock.

    In einer Reihe mit klingenden Namen

    Also opferte er sich. Zum Glück. Nach der Entlassung aus der Army blieb er zunächst in Fulda, Düsseldorf und Duisburg, spielte mit Attila Zoller, Hans Koller, Rudi Sehring, Tony Scott und Bud Shank. Der Rest ist Jazz-Geschichte, verbunden mit solch klingenden Namen wie Miles Davis, Albert Ayler, Bill Evans, Chick Corea, Ralph Towner, Marc Copland oder Bill Frisell und zu einem beträchtlichen Teil auf deutschen Labels dokumentiert (ECM und Pirouet).

    Mit Peacock (Foto: Gerd Löser), der die Ruhe liebte und als praktizierender Zen-Buddhist regelmäßig in Strafvollzugsanstalten mit Gefangenen meditierte, ist am vergangenen Samstag einer der wichtigsten Bassisten der Jazz-Geschichte im Alter von 85 Jahren gestorben.

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