Mit Eitelkeit hatte Alois Knoller nichts am Hut, weder als Journalist noch als gläubiger Katholik oder als Familienmensch. Er war sich für keine Geschichte, die geschrieben werden musste, zu schade, er war immer bereit, sich in ein ihm völlig fremdes Thema einzuarbeiten. Wenn sein Telefon klingelte, hob er ab - und es klingelte oft. Geduldig und freundlich hörte er denen zu, die ihn anriefen, selbst dann, wenn er gerade an einem schwierigen Artikel arbeitete und der Druck, ihn kurz vor Redaktionsschluss noch zu Ende zu bringen, extrem hoch war.
Ursprünglich hatte Alois Knoller für seinen Lebensweg etwas anderes vorgesehen. Der religiöse, junge Mann, der aus Dießen am Ammersee stammte, wollte Priester werden, besuchte auch das Seminar in Augsburg, studierte in Rom, lernte in dieser Zeit viele Geistliche kennen, denen er sein Leben lang freundschaftlich verbunden war.
Alois Knoller schrieb voller Hingabe und Leidenschaft
Die Kirche und der Glaube hätten sein Leben werden können. Aber dann trat zur Liebe im Glauben auch die Liebe zu einer Frau, die seinen Plan in eine andere Richtung lenkte. Alois Knoller heiratete, er wurde Vater von zwei Söhnen und das Bedürfnis, den Menschen zuzuhören und vor allem auch ihnen etwas zu sagen, stillte er anders. Er wurde Redakteur bei unserer Zeitung, stürzte sich fortan ewig neugierig in Geschichten und schrieb voller Leidenschaft und Hingabe. Bremsen konnte Alois Knoller dabei so gut wie nichts.
Seinen Beruf begriff er nie als Verlegenheitslösung, sondern immer als Berufung, der er sich umfassend stellte. Alois Knoller war auch Jahrzehnte engagiertes Mitglied der Journalisten-Gewerkschaft und vertrat die Interessen der Belegschaft unseres Zeitungsverlags als Betriebsrat.
Selbstredend war Alois Knoller mit seiner Vorgeschichte fast schon gesetzt, die religiösen Themen als Journalist zu bearbeiten. Und das hieß, dass er nicht nur über die katholische Kirche, sondern genauso über die evangelische und auch andere schrieb. Er scheute sich nicht, Kritik zu üben, wo er sie geboten fand.
Schon früh hatte Alois Knoller schwere gesundheitliche Probleme
Dann hatte Alois Knoller auch ein Faible für das Puppenspiel, begleitete sein ganzes Berufsleben lang die Augsburger Puppenkiste. Er nahm mit einer nie versiegenden Ausdauer Termine wahr, ob nun Kinopremieren, Tagungen des Bezirks Schwaben, Vorträge, Ausstellungseröffnungen oder seltene Theaterpremieren und Konzerte. Und wenn er schrieb, und er schrieb in seinen 38 Berufsjahren viel, versteckte er sich nicht hinter Floskeln, sondern ließ seine Leserinnen und Leser teilhaben an dem, was ihn überrascht, oft auch begeistert hatte.
Es ist schier unglaublich, dass Alois Knoller all das geleistet hat, obwohl er schon mit Anfang 30 mit schweren gesundheitlichen Schlägen konfrontiert war. Sich deshalb zu schonen, kam für ihn nie in Frage. Als später nach weiteren schweren Herzproblemen sein Leben merklich eingeschränkt war, verzweifelte er nicht, sondern nahm es klaglos als sein Schicksal an. Nur wenigen erzählte er davon, wie viel Kraft ihn das kostete, wie viele Ängste er durchgestanden hatte.
Umso größer nun der Schock auch in der Redaktion, als uns die Nachricht seines Todes erreichte. Alois Knoller wurde nur 63 Jahre alt, aber er starb voller Zuversicht auf die Auferstehung und die Freude, die ihn danach erwartete. Kurz vor seinem Tod schrieb er: „Was uns hier hält, unsere Schmerzen, unsere Trauer, unsere Enttäuschungen, sie lösen sich auf. Unsere Liebe, unsere Freude verstärken sich. Aus dieser Hoffnung lebe ich.“