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Motörhead-Sänger tot: Porträt: Lemmy Kilmister - der letzte Mann

Motörhead-Sänger tot

Porträt: Lemmy Kilmister - der letzte Mann

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    Motörhead-Chef Lemmy Kilmister ist tot.
    Motörhead-Chef Lemmy Kilmister ist tot. Foto:  Jeon Heon-Kyun (dpa)

    „I was born to lose and gambling is for fools/but that’s the way I like it baby, I don’t want to live forever.“

    Keine Ahnung, was Lemmy Kilmister in seinen Grabstein gemeißelt haben wollte, aber diese Zeilen wären eine gute Wahl, umreißen sie doch seine Lebenseinstellung ziemlich präzise.

    Auf der Verliererseite geboren hat er einen Haufen ungesundes Zeug gemacht, war ihm aber egal, er wollte ja nicht ewig leben. Es sind die Zeilen, die in jedem Motörhead-Konzert Tausende von Fans mitbrüllten, weil sie das Herzstück von „Ace of Spades“ bilden, dieser nicht mal drei Minuten dauernden Raserei, diesem Bastard aus Punk und Metal. Der Song kickt einen mehr als eine Palette Red Bull. Und, damit hatte Lemmy alles gesagt: Leb’ schneller, Baby. Solche Sachen schreibt man eben, wenn man so um die 35 ist und das Ende nicht in Sicht scheint.

    Aber, so schnell dieser Mann gelebt hat – Lemmy Kilmister war immer noch unterwegs. Jetzt ist er mit 70 an Krebs gestorben, ein biblisches Alter für jemanden, der so ohne Rücksicht auf andere und vor allem auf sich selbst gelebt hat. Lemmy Kilmister von Motörhead stirbt zwei Tage nach Krebs-Diagnose

    Vor einigen Jahren gab es einen Riesenwirbel um die Biografie von Keith Richards, und keiner vergaß bei der Buchbesprechung zu erwähnen, dass der Kult-Stone erstaunlicherweise immer noch lebe, wo der doch alles mögliche an legalen und illegalen Giften in sich hineingestopft hat … Das galt genauso für Lemmy Kilmister, der sich sein knorriges Haudegen-Image redlich verdient hat. Mögen andere flach auf der Nase liegen, er stand immer noch als letzter Mann und tat das, was er konnte: unfassbar schnellen, wunderbaren Lärm produzieren.

    Seine Steherqualitäten hatten ihn zu einer Kultfigur gemacht, die selbst von Leuten bewundert wurde, in deren Augen (und Ohren) Heavy Metal eigentlich gegen die Genfer Konvention und das Folterverbot verstößt. Sie liebten Lemmy für genau das, was sie sich selber niemals trauen würden – und sie taten gut daran, denn aus solchem Hartholz waren eben nur wenige geschnitzt.

    Lemmy Kilmister gründete 1975 Motörhead

    Seinen ersten Schrei tat Ian „Lemmy“ Kilmister ausgerechnet am Weihnachtstag des Jahres 1945 in Stoke-on-Trent in England. Der Ort hatte schon den Kapitän der Titanic hervorgebracht und wurde später zur Geburtsstätte einer anderen Musiker-Berühmtheit, Robbie Williams. Nachdem Lemmy von der Schule geflogen war, arbeitete er unter anderem als Bühnenhelfer für Jimi Hendrix, spielte in diversen Bands und hatte mit den Weltraum-Schwurbelrockern Hawkwind seinen ersten Hit, „Silver Machine“.

    1975 gründete er Motörhead, die nicht nur wegen der beiden Tüpfelchen auf dem „o“ auffielen, sondern eine unerhört radikale Musik spielten: simpel, schnell und von brachialer Lautstärke. Den Titel als lauteste Band der Welt holte sich das Trio um seinen Bassisten und Sänger Lemmy im Turbogang. Bis zuletzt hatte ein Auftritt von Motörhead mehr von einem Stahlgewitter als von einem Konzert. Mit seiner Musik wurde er zum Gottvater von so ziemlich allen, die hart und schnell spielen wollen, sein Einfluss auf die Metal-Szene war gewaltig. Doch das Wort „Gott“ hätte er abgelehnt, denn Lemmy war Radikal-Atheist.

    Lemmy Kilmister ist gestorben. Doch seine Legende dürfte noch lange nach seinem Tod fortdauern.

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