Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kultur
Icon Pfeil nach unten

Trailer und Kritik: "Mortal Engines" im Kino: Das Spektakel nach der Apokalypse

Trailer und Kritik

"Mortal Engines" im Kino: Das Spektakel nach der Apokalypse

    • |
    Die City of London verwandelt sich im „Krieg der Städte“ zu einer gigantischen Kampfmaschine.
    Die City of London verwandelt sich im „Krieg der Städte“ zu einer gigantischen Kampfmaschine. Foto: Universal Pict. & MRC

    Man wundert sich ja über nichts mehr im Kino. Dass man, ausgerüstet mit den entsprechenden digitalen Superkräften, eine ganze Stadt aus dem Erdreich reißen und in der Luft schweben lassen kann, das hat man ja schon in „Avengers – Age of Ultron“ gesehen. Da ist es bis zu dem Szenario von Christian Rivers „Mortal Engines – Krieg der Städte“ nur ein kleiner Schritt. Hier wird halb London wie eine Torte übereinandergestapelt, St. Paul’s Cathedral als Garnierung obendrauf gesetzt und das Ganze auf einen riesigen Panzer gepackt, der mit seinen Ketten drei Meter hohe Spuren ins europäische Festland gräbt.

    "Mortal Engines - Krieg der Städte" ist post-apokalyptisches Kino

    Man schreibt ungefähr das Jahr 1000 nach der Apokalypse. Die Menschheit hat sich im sogenannten 60-Minuten-Krieg nahezu selbst ausgelöscht. Die Verbliebenen üben sich im darwinistischen Überlebenskampf und haben ihre Städte zu rollenden Festungen ausgebaut. Als der Film beginnt, macht London gerade Jagd auf ein kleines Schürfer-Städtchen. „Bereit machen zum Verschlingen“, lautet der Befehl von der Brücke und die harpunierte Ortschaft wird samt Bewohnern in den sich öffnenden Bauch der mobilen Metropole hineingezogen. Da haben wir doch gestaunt, obwohl es uns nicht wundern sollte. Denn „Krieg der Städte“ ist eine Produktion von Peter Jackson und seinen neuseeländischen Pixel-Freaks. Die haben mit „Herr der Ringe“ auf dem Gebiet computergenerierter Bildproduktion Pioniergeschichte geschrieben und zuletzt mit der „Hobbit“- Trilogie der digitalen Großmannssucht gefrönt.

    Unter den verschlungenen Beutemenschen ist auch die junge Hester Shaw (Hera Hilmar), die nur ein Ziel hat: Sie möchte den einflussreichen Ingenieur Thaddeus Valentine (Hugo Weaving) umbringen, der seinerseits ihre Mutter ermordet hat. Das Attentat kann nur teilweise gelingen, weil der übereifrige Geschichtsforscher Tom Natsworthy (Robert Sheehan) dazwischengeht und so ein Film ja nicht ohne veritablen Bösewicht weitergehen kann.

    Film bedient sich bei Klassikern wie "Tribute von Panem" und "Terminator"

    Schon bald stellt sich wenig überraschend heraus, dass der Schurke aus den Vernichtungswaffen des letzten Jahrtausends an einer riesigen Quantenkanone baut. Natürlich ist es an dem jungen, ungleichen Paar, die Weltenrettung zu übernehmen. Ähnlich wie das alles verschlingende Stadtmonster im Film plündert sich Rivers mit Anleihen an „Brasil“, „Terminator“ oder „Tribute von Panem“ durch die einschlägige Genregeschichte. Am Schluss, wenn die Rebellenarmee in ihre Flugzeuge steigt, um den monströsen Aggressor zu bekämpfen, schaltet man dann ganz auf „Star Wars“-Modus um. Nichts gegen Zitate, aber wer sich aus Bequemlichkeit im Genrefundus bedient, sollte wenigstens ein bisschen Eigenleistung in die Figurenentwicklung investieren.

    Schwächen zeigt "Mortal Engines" bei der Ausarbeitung der Charaktere

    In diesem Krieg der Städte bleiben die Charaktere derart farblos, dass man sich für die bereits anvisierten drei Sequels Namensschilder mit einem kleinen Persönlichkeitsprofil wünschen würde. Ähnlich wie in den „Hobbit“-Filmen ist auch hier alle kreative Energie in die digitale Bilderflut geflossen. Und tatsächlich sehen das rollende London, das verwüstete Brachland, der Luftstützpunkt der Rebellen über den Wolken und das bunte, asiatische Metropolis fantastisch aus. Jedoch wird ein gigantisches Setting neben dem anderen aufgebaut, ohne dass die abgehetzte Gefechtsdramaturgie sich die Zeit nimmt, die Räume zu erkunden. Die ästhetische Überfrachtung führt dazu, dass man sich wie bei einem All-you-can-eat-Restaurant fühlt, wo man zu viel isst, ohne genießen zu können.

    Wertung: 4 / 5

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden