Diesen Hang zur Weltabgeschiedenheit, den hat der Autor mit seinen Figuren gemein. Ob nun der Parfümeur Jean-Baptiste Grenouille, der Wachmann Jonathan Noel oder der so illusions- wie namenlose Kontrabassist, sie alle sondern sich ab von der Menge. Auch der Junge, der stets einen gewissen Herrn Sommer beobachtet, macht da keine Ausnahme, kommt ihm doch die Welt vor wie „eine einzige ungerechte, bösartige, niederträchtige Gemeinheit“.
Süskind feiert seinen 70. Geburtstag – Mit „Das Parfum“ wurde er berühmt
Rückzug auf sich selbst, das gilt, wie gesagt, auch für den Autor dieser Figuren. Was zunächst merkwürdig erscheint bei jemandem wie Patrick Süskind – und doch unbedingt nachvollziehbar. Denn Süskind ist der Verfasser des Romans „Das Parfum“, mit geschätzt 20 Millionen Verkaufsexemplaren und rund 50 Übersetzungen in alle Welt das wohl erfolgreichste belletristische Buch eines deutschen Autors überhaupt. Leicht vorstellbar, wie die Öffentlichkeit einem Schriftsteller, der so einen Coup gelandet hat, immer hart auf den Leib rücken würde, sobald er sich nur ein wenig ins Ungeschützte hinauswagte.
Da zieht sich Patrick Süskind schon lieber vollständig zurück in eines seiner Domizile in München, in Frankreich oder am Starnberger See, von woher er auch stammt. Dieses sich Unsichtbarmachen betreibt er mit eherner Konsequenz. Keine Interviews, keine Auftritte, keine Fotos. Und vor allem, zum Leidwesen seiner Leser, keine neuen Bücher. Sieht man von ein paar Schubladentexten ab, mit denen Verlage sich zu helfen wissen, wenn ihr Bestsellerautor die Produktivität einstellt, dann hat Süskind mit „Die Geschichte des Herrn Sommer“ seine letzte umfangreichere Arbeit vorgelegt – im Jahr 1991. Seitdem ist er verstummt.
Patrick Süskind: „Das Parfum“ wurde verfilmt
Süskind, Sohn des Feuilletonisten Wilhelm E. Süskind, studierte in München Geschichte, ohne es damit zum Abschluss zu bringen. In Schwabing lernte er Helmut Dietl kennen, eine Freundschaft, die bis zum Tod des Filmemachers 2015 bestand und auch zu wiederholter Zusammenarbeit führte. Mit Dietl verfasste Süskind die Drehbücher zu „Monaco Franze“ und „Kir Royal“, und es ist ein offenes Geheimnis, dass der unvergleichliche Münchner Schmäh dieser TV-Perlen vor allem auf das Konto des Literaten zu buchen ist. Auch an Dietls Schickeria-Epos „Rossini“ war Süskind beteiligt, die Figur des Jakob Windisch gilt als sein Selbstporträt, unter anderem deshalb, weil Windisch sich standhaft weigert, sein Buch verfilmen zu lassen. Im richtigen Leben hat es der Produzent Bernd Eichinger trotzdem geschafft, Süskind die Rechte für „Das Parfum“ abzuluchsen. Tom Tykwer hat den Stoff verfilmt.
Süskind stand zwei Jahre lang auf der Bestsellerliste
Mit dem Roman um den mit einem außerordentlichen Geruchssinn begabten Außenseiter Grenouille, der letztlich zum Mörder wird, hat Süskind sich 1985 in die Weltliteratur eingeschrieben. Zwei Jahre lang stand der Roman in der BRD an der Spitze der Bestsellerliste. Das Folgewerk „Die Taube“ vermochte daran bei weitem nicht anzuknüpfen. Jenseits des „Parfums“ verbindet sich der Name des Autors vor allem noch mit dem Monolog „Der Kontrabaß“ (1981), nach wie vor ein beliebtes Stück auf Theaterbühnen.
„Ich kenne Menschen, in denen steckt ein ganzes Universum, unermesslich“, räsoniert der Protagonist im „Kontrabaß“. „Aber herauskriegen tut man es nicht. Ums Verrecken nicht.“ Was man über den Schriftsteller Patrick Süskind immerhin herausbekommen hat, ist, dass er am heutigen 26. März seinen 70. Geburtstag begeht. (AZ)