Sowohl seine klassischen als auch seine populären Alben verkauften sich millionenfach. Bis heute sind seine Songs vom andächtigen "Ave Maria" über das romantische "Be My Love" bis zum schmachtenden "O Sole Mio" Publikumsrenner. Am Mittwoch jährt sich zum 50. Mal Lanzas Todestag: Er starb am 7. Oktober 1959 mit 38 Jahren - vermutlich an einem Herzinfarkt.
Sein kurzes Leben war dramatisch wie eine Tragödie von Shakespeare. Als Sohn italienischer Einwanderer in Philadelphia geboren, muss sich Alfredo Arnold Cocozza, so sein bürgerlicher Name, nach einer abgebrochenen Schulkarriere mit Gelegenheitsjobs durchschlagen. Als er einmal Instrumente in eine Musikakademie bringt, hört Dirigent Serge Koussevitzky den fröhlich singenden Laufburschen - und verschafft ihm begeistert ein Stipendium zur Stimmausbildung.
Im Krieg muss der junge Mann, der sich inzwischen mit dem Mädchennamen seiner Mutter Mario Lanza nennt, vor allem für die Unterhaltung der Truppe sorgen. Das trägt ihm den Spitznamen "Dienst-Caruso" ein. Später macht er sich mit einem Gesangstrio in Clubs einen Namen und steht 1948 in New Orleans als US-Marineoffizier Pinkerton in Puccinis "Madame Butterfly" zum ersten und einzigen Mal auf einer regulären Opernbühne.
Als der Chef des Filmstudios Metro Goldwyn Mayer (MGM), Louis Mayer, ihn bei einem Konzert in Los Angeles erlebt, ändert sich sein Leben schlagartig. Er bekommt einen großzügigen Sieben-Jahres-Vertrag in Hollywood angeboten und soll zu einem singenden Clark Gable aufgebaut werden. Filme wie "Ein Kuss um Mitternacht", "Der Fischer von Louisiana" und "Mein Herz singt nur für Dich" machen den attraktiven Italo-Amerikaner mit der klaren und zugleich wunderbar warmen Stimme zum populärsten US-Sänger neben Frank Sinatra.
Sein Film "Der große Caruso" befördert ihn 1951 endgültig in den Olymp. Richard Thorpes Biografie über Lanzas lebenslanges Vorbild Enrico Caruso, dessen Musik er schon als Fünfjähriger von den Schallplatten seiner Eltern nachsang, spielt die für damalige Verhältnisse gewaltige Summe von fünf Millionen Dollar ein. In den USA bricht das "Lanza-Fieber" aus. Besonders begeisterte Fans verbreiten die Kunde, der 1921 gestorbene Caruso habe dem 1921 geborenen Lanza seine Stimme vererbt.
Doch so hoch der Aufstieg, so tief der Fall. Schon ein Jahr später wird dem Star die Hauptrolle in dem Film "The Student Prince" entzogen - Unzuverlässigkeit und Jähzorn am Set haben ihn schwer vermittelbar gemacht. Dramatische Hungerkuren, zunehmender Alkohol- und Tablettenkonsum sowie manische Depressionen treiben Lanza immer tiefer in eine Negativspirale. 1957 verlässt er mit seiner Familie das Land der unbegrenzten Möglichkeiten und versucht in Rom einen Neubeginn.
Von Italien aus kann der Sänger noch einige Konzertreisen durch Europa starten, doch er findet nie zu seiner alten Größe zurück. Wenige Monate nach seinem Tod in einer Klinik in Rom stirbt, seelisch gebrochen, auch seine Ehefrau Betty an einer Alkoholvergiftung. Die Tochter Colleen, ältestes der vier Kinder, kommt 1997 bei einem Autounfall ums Leben. Der jüngste Sohn Marc erliegt 1991 mit 37 Jahren ebenfalls einem Herzinfarkt.
Um Lanzas Tod ranken sich bis heute Spekulationen. So gab es Gerüchte, er solle sich für sein nächstes Filmprojekt einer allzu überstürzten Abmagerungskur unterzogen haben. Sogar von einem Mordkomplott der Mafia war die Rede. "Ich singe aus dem Herz heraus. Ich singe, als ob mein Leben davon abhängen würde", sagte er selbst einmal. "Und wenn ich jemals aufhöre, so zu singen, dann höre ich auf zu leben."