Der Maler Edvard Munch (1863–1944) hat sich beim glutroten Himmel in dem berühmten Bild „Der Schrei“ möglicherweise von einem seltenen Wetterphänomen inspirieren lassen. Mit dieser Theorie stellt sich die norwegische Meteorologin Helene Muri gegen die gängige Betrachtung des gut 120 Jahre alten Werks.
Muri glaubt, dass Munch den Anblick sogenannter Perlmuttwolken verarbeitete. Bislang gingen Forscher davon aus, dass der Künstler aus Norwegen Himmelsfarben beschrieb, die durch eine Vulkanstaubwolke nach dem Ausbruch des Krakatau in Indonesien 1883 entstanden. Diese Himmelsfärbung sei ein paar Jahre lang fast täglich zu sehen gewesen, so Muri. Munch habe jedoch die Vision, die ihn 1892 inspirierte, als einmaliges Erlebnis beschrieben. „Plötzlich wurde der Himmel rot wie Blut“, schrieb er. Das passe zu Perlmuttwolken.
Perlmuttwolken seien selten im Winter in Polarregionen zu beobachten, berichtete Helene Muri bei einer Konferenz von Geowissenschaftlern in Wien. Sie entstünden bei sehr tiefen Temperaturen und gleichzeitiger hoher Feuchtigkeit. Die Farben seien extrem eindrucksvoll. Sie selbst habe das Phänomen vor einigen Jahren bei Oslo beobachten können. (dpa)