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Loki - Kritik zur Serie auf Disney Plus: Lohnt sie sich?

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Kritik zu "Loki" auf Disney plus: Eine Serie für den beliebtesten Schurken

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    Erst einmal ist Loki (Tom Hiddleston) seiner Superhelden-Fähigkeiten in der gleichnamigen Serie beraubt.
    Erst einmal ist Loki (Tom Hiddleston) seiner Superhelden-Fähigkeiten in der gleichnamigen Serie beraubt. Foto: Disney

    „Schuldig oder nicht schuldig“ will die Richterin (Gugu Mbatha-Raw) wissen. Aber der Angeklagte nimmt sie nicht ernst. Götter wie er lassen sich nicht den Prozess machen. Stattdessen breitet Loki (Tom Hiddleston) die Arme aus und spannt die Brustmuskulatur an - so wie er es in zahlreichen Marvel-Filmen getan hat, wenn er mit seinen magischen Kräften den Gegner bezwingen oder die Gegend in Schutt und Asche legen wollte.

    Aber außer dem Musculus Pectoralis unter dem T-Shirt will sich nichts regen. Die Wachen fangen an zu kichern. Denn sie wissen, dass die übernatürlichen Fähigkeiten des Gefangenen hier nichts wert sind. Der beliebteste Schurke im Marvel-Universum bekommt mit „Loki“ bei Disney+ nun eine eigene sechsteilige Serie und wird erst einmal all seiner männlich-göttlichen Pracht beraubt.

    Als Loki in „Avengers: Endgame“ (2019) im Tumult mit dem magischen Tesserakt entkam, konnten er und das Publikum nicht ahnen, was ihn erwartete. Aber mit der Flucht aus der Gegenwart gerät der Gott des Unfugs vom Regen in die Traufe. Denn bei solchen Zeitreisen verstehen die Angestellten von der „Time Variance Authority“ (TVA) keinen Spaß.

    Loki bekommt bei Disney plus eine eigene Serie

    Vor vielen hundert Jahren haben die Hüter der Zeit das Chaos des Multiversums in die geordneten Bahnen eines einzigen Zeitstrahls gebündelt. Seitdem geht es im erschaffenen Universum ordentlich chronologisch zu. Eine riesige Behörde wacht darüber, dass das Schicksal seinen vorgezeichneten Verlauf nimmt.

    Das gilt auch für Gottheiten wie Loki, der im Verhör mit dem Zeitpolizisten Mobius (Owen Wilson) wenig glamouröse Szenen aus der Videoakte seines Lebens vorgeführt bekommt – bis hin zu seinem bitteren Ende, wenn Oberbösewicht Thanos ihm im Würgegriff das Genick bricht. Der arrogante Gott muss feststellen, dass auch er nur ein unbedeutendes Rädchen im Getriebe der Zeit ist.

    Die Macht des Schurken, der nach interplanetarer Weltherrschaft strebte, war eine narzisstische Illusion. Als Nemesis diente Loki nur dazu, die guten Helden des Avenger-Teams zu noch besseren Helden zu machen. Das trifft einen Mann bzw. Gott wie Loki, Adoptivsohn des Odin und Bruder von Thor, besonders hart. Denn Loki gehört zu den hinterlistigsten Figuren im Marvel-Universum, die sich stets aus den misslichen Situationen herauswindet, indem sie andere für die eigenen Zwecke manipuliert.

    Das Selbstbewusstsein von Loki ist erschüttert

    Und das alles soll nun Teil eines von einer höheren Macht vorgezeichneten Zeitverlaufs gewesen sein? In „Avengers“ (2012) polemisierte Loki noch gegen die Freiheitsideale, die nur Unheil über die Menschen gebracht hätten, und bot sich als neuer Diktator an. Nun muss er feststellen, dass auch die eigene göttliche Freiheit nur eine Attrappe war.

    Das Selbstbewusstsein des arroganten Antagonisten ist in seinen Grundfesten erschüttert, als Mobius ihm ein Angebot macht. Statt nach einem „Reset“ zurück in den Zeitstrahl geschickt zu werden, könne Loki mit den Zeithütern zusammenarbeiten. Der TVA-Mann will wissen, wie Schurken ticken. Macht es ihnen Spaß andere zu quälen? Woher kommt dieses alberne Streben nach Weltherrschaft? Wohnt in ihnen die verängstigte Seele eines kleinen Jungen oder ist ihre Bösartigkeit eine genetische Disposition? Mit Lokis Hilfe will Mobius nicht nur das Wesen des Bösen entschlüsseln, sondern einen besonders gewieften Schurken fassen, der sich munter durch den Zeitstrahl zappt und droht die heilige, chronologische Ordnung über den Haufen zu werfen.

    Kritik: Loki verliert nicht sein kreatives Potenzial

    Nach „WandaVision“ und „Falcon and the Wintersoldier“ folgt nun die dritte Serienauskoppelung aus dem Marvel-Katalog in diesem Jahr. Und die überzeugt schon in den ersten beiden Folgen, die der Presse vorab zugänglich gemacht wurden, durch ihre frische Herangehensweise, mit der Regisseurin Kate Herron („Sex Education“) das Superhelden-Genre aufs Korn nimmt. Genussvoll wird in der ersten Episode das narzisstische Selbstbild des Titelhelden, den Hiddleston mit selbstironischer Spielfreude belebt, dekonstruiert und die Figur all ihrer Macht entkleidet, um zu deren eigentlichem Kern vorzudringen.

    Denn auch in den Tiefen der Midlife-Crisis verliert dieser Loki nicht sein kreatives Chaos-Potenzial, das hier auf eine scheinbar allmächtige bürokratische Ordnung trifft - eine vielversprechende Konfrontation, die mit philosophischer Vergnüglichkeit und einigen Denksportaufgaben für die Marvel-Fangemeinde munter voran getrieben wird.

    Neben der belebenden Grundidee, die viele Möglichkeiten für eine verwinkelte Plotkonstruktion eröffnet, überzeugt „Loki“ vor allem durch ein futuristisches Retro-Design, das in seinem liebevollen Detailreichtum an „Brazil“ und die Science-Fiction-Klassiker der 1980er erinnert.

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