Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kultur
Icon Pfeil nach unten

Literaturnobelpreis für Herta Müller

Kultur

Literaturnobelpreis für Herta Müller

    • |
    Literaturnobelpreis für Herta Müller
    Literaturnobelpreis für Herta Müller Foto: DPA

    Das Nobelpreiskomitee in Stockholm lobte Müllers Werke am Donnerstag als "Landschaften der Heimatlosigkeit". Die Autorin war 1987 aus Rumänien nach Deutschland übergesiedelt und schreibt seitdem gegen das Vergessen und politische Verfolgung an.

    Schriftsteller und Politiker nahmen die Entscheidung mit riesiger Freude, aber auch Verblüffung und ungläubigem Erstaunen auf. Die Autorin selbst zeigte sich ebenso überrascht. "Es ist noch nicht in meinem Kopf angekommen", sagte sie am Abend auf einer überfüllten Pressekonferenz in ihrer Wahlheimat Berlin.

    Bundespräsident Horst Köhler nannte es "eine glückliche Fügung", dass Müller die höchste Auszeichnung, die ein Schriftsteller erhalten könne, gerade in diesem Jahr erhält, "in dem wir an das Ende der Diktaturen in Osteuropa vor 20 Jahren erinnern". Bundeskanzlerin Angela Merkel freute sich "von ganzem Herzen" für Müller, die den Preis "mehr als verdient" habe. Grass würdigte die 56-Jährige als ausgezeichnete Schriftstellerin, hielt jedoch Amos Oz aus Israel für einen besseren Kandidaten.

    Müller hat auch andere Favoriten wie die US-Autoren Philip Roth und Joyce Carol Oates sowie die in Frankreich lebende Algerierin Assia Djebar aus dem Feld geschlagen. Im vergangenen Jahr hatte sich die Schwedische Akademie für den Franzosen Jean-Marie Le Clézio entschieden. Zu den bekanntesten deutschen Preisträgern gehören neben Müller und Grass auch Thomas Mann (1929) und Heinrich Böll (1972).

    Es ist das zwölfte Mal, dass eine Frau mit dem Literaturnobelpreis geehrt wird. Zu den Preisträgerinnen gehören unter anderem die Schwedin Selma Lagerlöf, die genau vor 100 Jahren als erste Frau den Preis erhielt, sowie Nadine Gordimer, Pearl S. Buck und Elfriede Jelinek. Die Auszeichnung ist mit rund einer Million Euro (zehn Millionen schwedische Kronen) dotiert und wird traditionell am 10. Dezember in Stockholm vergeben.

    Müller hat zuletzt in diesem Herbst mit ihrem neuen Roman "Atemschaukel" (Hanser Verlag) großes Aufsehen erregt und viel Anerkennung gefunden. Für den Literaturkritiker Hellmuth Karasek ist es ein "sehr eindrucksvolles Buch über die Menschenzerstörung im Kommunismus". Müller erreiche damit die Kraft eines Autors wie Alexander Solschenizyn ("Der Archipel Gulag"). "Atemschaukel" ist auch für den Deutschen Buchpreis nominiert.

    Der Alltag in einem erstarrten, totalitären System ist auch das Thema von Herta Müllers Roman "Der Fuchs war damals schon der Jäger" (1992). "Herztier" (1994) beschreibt das Leben der Oppositionellen in Rumänien. Müller erhielt bereits zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Kleist-Preis, den Joseph-Breitbach-Preis und den Würth-Preis für Europäische Literatur. Seit 1995 ist sie Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

    www.nobelprize.org

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden