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Literatur: Kritik: Ein Tier als Protagonist im neuen Roman von T.C. Boyle

Literatur

Kritik: Ein Tier als Protagonist im neuen Roman von T.C. Boyle

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    T.C. Boyle hat seinen neuen Roman "Sprich mit ihr" zuerst auf Deutsch veröffentlicht.
    T.C. Boyle hat seinen neuen Roman "Sprich mit ihr" zuerst auf Deutsch veröffentlicht. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

    „Tiere sind auch nur Menschen“, heißt es eher scherzhaft. Doch wie menschlich sind Tiere wirklich? Der amerikanische Erfolgsautor T. C. Boyle geht in seinem neuesten Roman „Sprich mit mir“, der auf Deutsch noch vor der englischen Originalausgabe erscheint, der Frage nach, ob Tiere uns nicht ähnlicher sind, als wir denken.

    Sam, der Schimpanse, den Professor Guy Schemerhorn in eine TV-Show bringt, kann in der Gebärdensprache nicht nur einen Cheeseburger bestellen, sondern auch seinen Namen sagen. Wie ein Kleinkind wird er von Wissenschaftlern umsorgt, trägt Windeln und Latzhose und isst am Tisch. Vor allem für Frauen entwickelt Sam ein Faible. Zu keiner fühlt er sich so hingezogen wie zur schüchternen Studentin Aimée.

    Die Vermenschlichung von Tieren ist ein wichtiges Thema von Boyles "Sprich mit ihr"

    Die beiden entwickeln eine einzigartige Beziehung zueinander, in die anfangs auch der Professor eingebunden ist. Dass dieser und Aimée ein Liebespaar werden, verfolgt Sam mit Eifersucht. Es ist eine verrückte, aber glückliche Ménage-à-trois, bis Guys Mentor das Projekt Sam abbricht und den Schimpansen zurückholt – in einen Laborstall mit anderen Affen. Während Guy aufgibt, wird Aimée zur Rebellin. Sie reist Sam nach und verdingt sich als Tierpflegerin, um ihrem Schützling nah zu sein. Sam schöpft Mut. Auf Aimée ist Verlass, für sie steht Sams Wohlergehen über allem, auch über ihrer Sicherheit. So stürzt sie sich in ein Leben mit Sam auf der Flucht.

    Das Ganze ist eine tragikomische Geschichte. Doch hat sie einen sehr ernsthaften Kern: die Vermenschlichung von Tieren. Bei Hunden ist sie schon sehr weit fortgeschritten. Schimpansen laden geradezu dazu ein, sie zu Menschen zu erziehen. Doch ist unsere Lebensweise auch tiergerecht? Wie viel Tier steckt im Menschen, wie viel Mensch kann ein Tier sein? Der Roman wirft philosophische Fragen auf, ohne sie lösen zu wollen. Was er deutlich zeigt, ist die Rücksichtslosigkeit, mit der sich viele Forscher der Tiere bedienen.

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