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Literarisches Quartett: Das "Quartett“ mit Lisa Eckhart war hochinteressant

Literarisches Quartett

Das "Quartett“ mit Lisa Eckhart war hochinteressant

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    Kritikerin Thea Dorn (l-r), Schauspieler Ulrich Matthes, Tennisspielerin und Autorin Andrea Petkovic und die österreichische Kabarettistin Lisa Eckhart sitzen im Studio zur Sendung "Das Literarische Quartett".
    Kritikerin Thea Dorn (l-r), Schauspieler Ulrich Matthes, Tennisspielerin und Autorin Andrea Petkovic und die österreichische Kabarettistin Lisa Eckhart sitzen im Studio zur Sendung "Das Literarische Quartett". Foto: picture alliance, dpa, ZDF, Jule Roehr

    Die maximale Debatten-Temperatur war schon erreicht, bevor das erste Wort im letzten „Literarischen Quartett“ des Jahres gesprochen war. Natürlich ging es dabei nicht um Bücher, sondern ums Personal, das 2020 ja auch grundlegend verändert worden ist. Es war Zeit für eine denkwürdige Abrechnung.

    Maxim Biller, zuvor selbst Kritiker im ZDF-Klassiker, prangerte mit typischem Furor in der SZ als „Geschmacklosigkeit“ an, dass die inzwischen allein gastgebende Thea Dorn als einen ihrer drei Gäste Lisa Eckhart eingeladen hatte: eine Kabarettistin, die alte antisemistische Vorurteile wiederbelebe, nun in einer Sendung, die vom Holocaust-Überlebenden Marcel Reich-Ranicki erfunden wurde. Biller eben. Nach der Sendung am Freitag sprang ihm im selben Medium eilfertig eine Redakteurin bei, das „Literarische Quartett“ sei zur Talkshow verkommen. Kritiker eben.

    Thea Dorn ging im Literarischen Quartett durch ihr Gegenüber baden

    Dabei war gerade diese Ausgabe, die in der ZDF-Mediathek nachzusehen ist, was über kaum ein Quartett unter Vorgänger Volker Weidermann zu sagen war: hochinteressant. Es wurde Wesentliches über die Qualität von Literatur und Kritik offenkundig, dazu ging die Gastgeberin durch ein brillantes Gegenüber baden – wie zuletzt nur Weidermann dank Biller, hier Dorn dank Eckhart. Die auf den Punkt formulierende Kabarettistin fand mit ihrer Empfehlung von „Ein bisschen schlechter“ des geistverwandten Star-Querdenkers Michel Houellebecq versierte Entgegnung nur durch den Schauspieler Ulrich Matthes und der Frage: Aber wozu sich den provokativen Gedankenspielen ausliefern?

    Dorns Empfehlung, den Holocaust-Roman „Es wird wieder Tag“ von Minka Pradelski, kanzelte Matthes, selbst leidend und von Eckhart flankiert, als Schmöker ab – woraufhin Dorn verdutzt faselte, das Buch mache das Thema breitem Publikum zugänglich. Zum Beweis stimmte ihr der dritte Gast zu, die arme Andrea Petkovic, die neben einem Tennisstar zwar leidenschaftliche Leserin und zudem literarische Debütantin ist – die aber sprechen über Literatur nur persönlich emphathisch beherrscht, nicht professionell analytisch. Ein herrliches Scheitern, sehr fruchtbar.

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