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Kulturbranche: Kulturstaatsministerin Grütters wünscht sich mehr Zuschauer in Kinos und Theatern

Kulturbranche

Kulturstaatsministerin Grütters wünscht sich mehr Zuschauer in Kinos und Theatern

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    Monika Grütters (CDU), Staatsministerin für Kultur und Medien, glaubt, dass vor allem Künstlerinnen und Künstler unter der Corona-Krise leiden, nicht nur Zuschauer.
    Monika Grütters (CDU), Staatsministerin für Kultur und Medien, glaubt, dass vor allem Künstlerinnen und Künstler unter der Corona-Krise leiden, nicht nur Zuschauer. Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa

    Inmitten der Debatte über mögliche Verschärfungen der Corona-Regeln hat sich Kulturstaatsministerin Monika Grütters dafür ausgesprochen, mehr Zuschauer in Theater und andere Kultureinrichtungen zu lassen. „Bei allem Respekt vor der Eineinhalb-Meter-Abstands-Regel: Es muss auch Szenarien geben, bei denen man bei entsprechenden Grundvoraussetzungen, zum Beispiel in Häusern mit einer hervorragenden Lüftungsanlage, über pragmatische Öffnungs-Lösungen nachdenkt“, sagte die CDU-Politikerin unserer Redaktion. Natürlich hätte niemand Freude an einem risikobehafteten Kulturerlebnis, sagte Grütters. „Aber wir sind es unserer Gesellschaft und den Künstlerinnen und Künstlern schuldig, die jeweiligen Gegebenheiten vor Ort genau anzuschauen und danach zu entscheiden“.

    Kulturstaatsministerin und Bühnenverein fordern Anpassung der Corona-Regelungen

    Grütters verglich die Situation in Deutschland mit der in Ländern wie Österreich und der Schweiz, wo die Regeln zuletzt lockerer waren als hierzulande. „Wenn ich dagegen die Eröffnung der Berliner Philharmonie nehme: Da wurde mit sehr schematischen Regeln gearbeitet, weil das Land Berlin im Moment noch sehr restriktiv vorgeht“, kritisierte die Staatsministerin. Bei der Eröffnung des Musikfestes seien bei 2400 Sitzplätzen nicht einmal 500 Leute im Saal gewesen. „Das tut mir in der Seele weh“, sagte Grütters und betonte gleichzeitig, dass es ohne Regeln und Maßnahmen nicht gehe. „Wer ins Konzert, Theater oder Kino gehen will, muss dies ohne gesundheitliches Risiko tun können. Wenn man will, ist das aber auch machbar.“

    Der Deutsche Bühnenverein plädierte ebenfalls für mehr Zuschauer. „Wichtig ist eine einheitliche Regelung“, sagte der geschäftsführende Direktor Marc Grandmontagne unserer Zeitung. Wenn in einem Theater in Nordrhein-Westfalen beispielsweise 1000 Plätze belegt werden könnten, in Bayern aber nur maximal 200, sei das den Menschen schwer zu vermitteln. „Bei konsequenter Umsetzung der Hygienestandards – Desinfektion, Mund-Nasen-Schutz, ausreichende Durchlüftung, Nachverfolgbarkeit der Besucher - sollte es möglich sein, wenigstens jeden zweiten Platz eines Theaters oder Konzertsaals aufgelockert zu besetzen“, meinte Grandmontagne. Dieses Vorgehen gewährleiste einen hohen Sicherheitsstandard im öffentlichen Leben.

    Hauptverband Deutscher Filmtheater wünscht sich höhere Auslastung von Kinosälen

    Die Sprecherin des Hauptverbandes der Deutschen Filmtheater, Christine Berg, erklärte, eine „bundesweit einheitliche Abstandsregelung mit einer Reduzierung auf einen Meter würde den Kinos sehr helfen“. Die aktuelle Regelung von 1,5 Meter führe leider weiterhin dazu, dass nur 20 bis 25 Prozent der Kapazitäten ausgelastet werden könnten. „Und das, obwohl eine im Juni vorgenommene unabhängige Atemluftstudie deutlich gemacht hat, wie sicher das Kino als Veranstaltungsort ist.“

    Eine Erhöhung der Auslastung durch einen geringeren Abstand würde Berg zufolge den Start weiterer Filme sicherlich beschleunigen – und im umgekehrten Fall Filme weiter zurückhalten. „Diesen Teufelskreis müssen wir unbedingt unterbrechen“, erklärte sie. Am Beispiel des Films „Tenet“ sehe man gerade, dass neue und gute Produktionen und Filme auch stabile Besucherzahlen ergäben. „Wir hoffen daher inständig, dass weitere große Startverschiebungen ausbleiben.“

    Grütters sagte zu ihren persönlichen Erfahrungen mit einem Kultursommer unter Corona-Bedingungen, sie habe die letzten Wochen und Monate unter den Umständen gelitten. „Mir blutet immer noch das Herz“, erklärte die Ministerin, die gleichzeitig eine Lanze für die Akteure auf Bühnen und Leinwänden brach: „Und wenn ich sehe, was schon mir als Besucherin fehlt, vor allem die Musik, dann denke ich manchmal, um wie viel schlimmer das für die Künstlerinnen und Künstler sein muss.“ Die CDU-Abgeordnete verwies in diesem Zusammenhang auf das Konjunkturpaket „Neustart Kultur“, auch als Kulturmilliarde bezeichnet. Anträge können noch gestellt werden, eine Übersicht hat Grütters ins Internet gestellt.

    Grütters: Geschichtliche Bezeichnungen können nicht einfach verbannt werden

    Die Staatsministerin nahm auch zur Rassismusdebatte in Deutschland und am Beispiel des Begriffes „Mohr“ zum Gebrauch von Sprache Stellung. „Wichtig ist, dass man sich mit Geschichte auseinandersetzt und dann begründet entscheidet: Darf man Mohr noch sagen oder darf man das nicht mehr?“ Selbst wenn man den Begriff für dunkelhäutige Menschen nicht mehr benutzen solle, sei er damit nicht zwangsläufig böse gemeint. „Allein daran zu erinnern, dass es solche Wandlungen im Sprachgebrauch und damit auch im Bewusstsein gegeben hat, hat einen Wert“, sagte Grütters.

    Es sei richtig, Straßen mit den Namen einschlägiger Militärs aus der Kolonialzeit umzubenennen, erklärte die Ministerin. „Aber dass man eine Bezeichnung wie Mohr völlig aus dem Sprachgebrauch tilgen möchte, finde ich schwierig.“ Denn Geschichte vergehe nicht einfach. „In diesem Zusammenhang halte ich es übrigens für sehr wichtig, dass der Geschichtsunterricht in den Lehrplänen der Schulen einen höheren Stellenwert erhält“, appellierte Grütters.

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