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Kultur in der Krise: Die Kultur im Lockdown: Wäre alles doch so schön gewesen

Kultur in der Krise

Die Kultur im Lockdown: Wäre alles doch so schön gewesen

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    In diesem Jahr nicht mehr im Kino: Bully Herbig als Boandlkamer in  "Der Boandlkramer und die ewige Liebe".
    In diesem Jahr nicht mehr im Kino: Bully Herbig als Boandlkamer in "Der Boandlkramer und die ewige Liebe". Foto: Leonine Distribution

    Kino - Die meisten Premieren wurden wegen Corona verschoben

    Nein, kein Bully mit Hape Kerkeling in „Der Boandlkramer und die ewige Liebe“ mehr dieses Jahr. Auch kein Wiederbestaunen von Gal Gadot in „Wonder Woman 1984“. Keine Monica Bellucci in Gaspar Noés „Irreversibel“, kein Weihnachtskino mit „Lauras Stern“ als Realverfilmung, kein Erwachsenen-Quatsch von und Karoline Herfurth in „Wunderschön“. Und sollte nicht auch noch Rita Falks Eberhofer mit „Kaiserschmarrndrama“ loslegen? Nichts mehr! Hatte ja eh keiner mehr damit gerechnet, dass es dieses Jahr doch noch für den neuen Bond reichen könnte – oder für die Neuverfilmung des Science-Fiction-Klassiker „Dune“ von Denis Villeneuve. Aber immerhin scheinen diese Filme im Gegensatz zu Disneys „Mulan“ noch fürs Kino 2021 aufgehoben, statt ins Streaming verscherbelt.

    So bleibt die Liste mit den erfolgreichsten Filmen 2020 bei: Will Smith in „Bad Boys for Life“ vor Christopher Nolans „Tenet“ vor Elyan M’Barek in „Night Life“. Keiner auch nur annähernd bei zwei Millionen eingespielten Euros. Und Petzolds „Undine“ sahen keine 30.000, den Berlinale-Sieger „Berlin Alexanderplatz“ keine 20.000 Menschen. Aber wenigstens waren sie noch zu sehen. Das gilt in diesem Jahr nun erst mal nicht für Sönke Wortmanns „Contra“ mit Christoph Maria Herbst, das Animationsabenteuer „Die Croods“, „Falling“ mit Viggo Mortensen. Keinen Mel Gisbon als schrägen Weihnachtsmann in „Fatman“ und keine Milla Jovovic in Paul W. S. Andersons Fantasy-Spektakel „Monster Hunter“. Hach … Aber nächstes Jahr dann: Alles, alles! (ws)

    Ganz Aug’ und Ohr: Kinder bei einer Kindertheateraufführung.
    Ganz Aug’ und Ohr: Kinder bei einer Kindertheateraufführung. Foto: Peter Fastl

    Das Kindertheater trifft es in der Corona-Krise hart

    Die Jüngsten trifft es hier tatsächlich am härtesten. Denn ausgerechnet jetzt, wenn in den Stadt- und Staatstheatern die Familienstücke auf den Spielplänen stehen, bleiben die Zuschauerräume geschlossen. Keine Reise zur eisigen „Schneekönigin“ also im Theater Ulm, auch keine Verwandlung des „Aschenbrödel“ in eine Ballschönheit am Theater Ingolstadt. Im Landestheater Schwaben wäre es mit Paul Maars Kinderbuch „In einen tiefen dunklen Wald“ gegangen und im Staatstheater Augsburg wären die jungen Zuschauer in „Tintenherz“ nach Cornelia Funkes Bestseller zusammen mit Meggie in die Welt der Bücher eingetaucht. Am Jungen Theater Augsburg hätte „Das kleine Engele und die Wieselbande“ Premiere gehabt. Auch das verlegt ins nächste Jahr, denn Engelchen sind eben vorzugsweise vor Weihnachten unterwegs.

    Klar kann man das alles in Büchern nachlesen oder sich vorlesen lassen, aber ein Ersatz für das Erlebnis einer Aufführung ist das natürlich nicht. Denn das Weihnachtsmärchen ist für viele Kinder festes Ritual im Jahr, für einige sogar die erste Gelegenheit, Bekanntschaft mit dieser Wunderkiste Theater zu machen. Schulklassenweise besetzen sie in normalen Jahren die Ränge und können kaum still sitzen auf ihren Plätzen. Sie fiebern mit den Helden mit, halten sich die Augen zu, wenn es gefährlich wird, schreien, wenn unvermittelt der Bösewicht erscheint und halten sich auch sonst mit Kommentaren nicht zurück. Kinder sind das beste Publikum, sagen Theaterleute. Auch sie werden die Vorstellungen mit dem Zuschauernachwuchs vermissen. (m-b)

    Literatur hat es in Corona-Zeiten verhältnismäßig gut

    Wer liest, ist im Vorteil. Derzeit zumindest zu denen, die lieber schauen, lieber hören. Ein gutes Buch braucht nichts außer einen aufmerksamen Leser. Es braucht keine Bühne, kein Orchester, keine Schauspieler, keine Techniker. Nur gutes Licht. Was also verpasst man als Leser eigentlich in Zeiten, in denen Theater, Kinos und Konzertsäle zugesperrt sind? Wenig. Stattdessen gibt es wahnsinnig viel Zeit, um zu lesen. Man könnte sich sogar jene Bücher vornehmen, von denen man immer denkt, man sollte. Und auch noch alle jene, bei denen man ahnt, man müsste. Also warum klagen, zumal ja auch die Buchhandlungen geöffnet sind, der Leser ja noch nicht einmal mehr aufs Stöbern, aufs Anlesen, Querlesen, Reinschnuppern verzichten muss? Und die Verlage im Übrigen zwar dünnere Programme präsentieren, jedoch noch lange keine dünnen. Aber!

    Aber nämlich ist es auch so: Elke Heidenreich zum Beispiel hätte man gerne im Münchner Literaturhaus gesehen, wenn sie aus ihrem Buch „Männer mit Kamelhaarmänteln“ gelesen hätte. Abende mit Heidenreich sind ein Heidenspaß. Ulrike Draesner, eben ausgezeichnet mit dem Bayerischen Literaturpreis für „Schwitters“, ach, entfällt auch. Robert Seethaler hätte man auch gerne mal wieder gehört, der kippte die Lesetour schon im Frühjahr. Lesearm ist das Jahr sicher nicht, lesungsarm aber schon. Was also fehlt: Literarischer Manegendampf, die Einnahmen für die Autoren, die anderen Leser – Literaturabende eben, über die man reden kann. Aber gut, hilft nichts, lesen wir jetzt halt einfach mal weiter. (stw)

    In den Sälen der Museen entfaltet sich die ganze Aura großer Kunst.
    In den Sälen der Museen entfaltet sich die ganze Aura großer Kunst. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Museen müssen in der Corona-Krise viel verschieben

    Es wäre keiner der üblichen Verdächtigen gewesen, keiner der historischen Stars wie Rubens oder Raffael, Riemenschneider oder Rembrandt. Es wäre ein rätselvoller Maler gewesen, dessen Gemälde den allgemeinen Horizont beträchtlich erweitert hätten: Jacobus Vrel. Ihn hatte die Alte Pinakothek München 2020 präsentieren wollen, was sie dann aber wegen Corona – unter Vorbehalt – auf den Herbst 2021 verschob und jüngst nun vollkommen absagte. Schade, sehr schade. Denn hier wäre etwas Stilles und weitgehend Unbekanntes zu entdecken und (auch wissenschaftlich) einzuordnen gewesen. Kaum etwas ist über Jacopus Vrel bekannt – woher er kam, wo er wirkte, wo er starb. Belegt ist wenig mehr, als dass er kurz nach der Mitte des 17. Jahrhunderts in Holland arbeitete und einige wenige intime Interieurs und kontemplative Straßenszenen hinterließ, die auf den ersten Blick an Jan Vermeer erinnern und an Pieter de Hooch.

    Viel mehr an Werken als von Vermeer gibt es auch nicht seitens des Zeitgenossen Jacopus Vrel, aber sie sind der Stolz bedeutendster Museen in Amsterdam, Brüssel, Los Angeles, Madrid und Wien. Zwei Jahrhunderte vor dem Dänen Vilhelm Hammershøi, noch so ein Leiser und Behutsamer unter den Malern, machte Vrel den vollkommen privaten Einblick zum Motiv. Kommt auch die erste Station der Wanderschau mit 35 Vrel-Bildern nicht zustande, so doch hoffentlich die weiteren Stationen in Den Haag und Paris. Was es auf jeden Fall bei diesem Forschungsprojekt geben wird: eine Monografie mit Werkverzeichnis. (rh)

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    Klassik - Die Konzerte fehlen uns seit Monaten

    Schlimm, wenn man darben muss, schlimm vor allem für den, der zuvor schon darben musste. Ein paar Wochen ohne live miterlebte Musik kann man ja mal aushalten. Aber wenn den paar Wochen schon ein paar weitere vorausgingen, wird es happig. Wenn man also schon in diesem November nicht ins Sinfoniekonzert gehen konnte – wo man da doch bereits ausgehungert war nach diesem wahrlich nicht konzertträchtigen Sommer und Frühjahr – und also zähneknirschend hinnehmen musste, dass das angesetzte Konzert der Augsburger Philharmoniker, das unter anderem die Begegnung mit Astor Piazzollas sagenhaft gutem Bandoneon-Konzert gebracht hätte, lockdownbedingt von der Bildfläche verschwand – dann schluckt man die Kröte noch viel schwerer hinunter, im anstehenden Dezember nun schon wieder auf ein sinfonisches Live-Erlebnis verzichten zu müssen.

    Weiterhin also Wochen ohne die Begegnung mit einem lebendig atmenden Orchesterkörper, kein Wiederhören von Rossinis „Tell“-Ouvertüre, Rachmaninoffs c-Moll-Klavierkonzert und Mendelssohns 1. Sinfonie, wie sie eben im Dezember-Programm der Philharmoniker erklungen wären. Von anderen Künstlern, weiteren Aufführungen, saisongemäßen Weihnachtsmusik-Programmen ganz zu schweigen. Gewiss, die Philharmoniker wollen ihr Dezember-Programm im Februar nachholen, wie ja gerade so vieles in irgendeine als besser ersehnte Zukunft verschoben wird. Aber mal ehrlich, mit den Nornen aus Wagners „Ring“ gefragt: „Weißt du, wie das wird?“ Nein, keiner weiß es. (sd)

    Schauspiel - zwischen Hoffnung und Verzicht

    Ehrgeizig ist der Plan, in der Augsburger Brechtbühne bis zum Sommer 2021 den gesamten Roman „Tyll“, Daniel Kehlmanns großes Gemälde des Dreißigjährigen Kriegs, in sechs Kapiteln zu lesen – ergänzt um Illustrationen. Am 9. Dezember sollte es losgehen. Alles ist fraglich. Wird die aufgeschobene Märchenkomödie „Der Drache“ kommen? Vielleicht hat man beim Landestheater Schwaben in Memmingen mehr Glück mit dem Auftragswerk „Futuristische Retrospektive über das Allgäu im Ausnahmezustand“ der Kluftinger-Erfinder Volker Klüpfel und Michael Kobr. Auch die „Szenen einer Ehe“ nach dem Film von Ingmar Bergmann hätten auf der Bühne von Intendantin Kathrin Mädler Premiere. Im Ulmer Theater trotzt das Ensemble im Livestream der Pandemie. Die Premiere von Elfriede Jelineks „Am Königsweg“ findet heute Abend vor Kameras statt – das passe hervorragend zur reflektierten Fieberstimmung des Abends, als Donald Trump 2016 zum US-Präsidenten gewählt wurde. Leider nur vor auserwählten Abonnenten.

    Auf die Weihnachtskomödie „Der Messias“ – im freien Augsburger Sensemble-Theater ein Dauerbrenner seit vielen Jahren – warten die Ulmer heuer wahrscheinlich vergeblich. Im Theater Ingolstadt entgeht einstweilen dem Publikum der Thriller „Amsterdam“ der Israelin Maya Arad Yasur, der direkt aus der Gegenwart in die Nazizeit zurückführt. Im Münchner Residenztheater gibt es noch eine klitzekleine Hoffnung auf „Lola M.“, die abenteuerliche Oper von und mit Georg Ringsgwandl als konzertante Vorpremiere zu Silvester. (loi)

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