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Kritik & Trailer: Lohnt sich das "König der Löwen"-Remake im Kino?

Kritik & Trailer

Lohnt sich das "König der Löwen"-Remake im Kino?

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    Das Löwenjunge Simba kann es kaum erwarten, seinem Vater Mufasa als König der Löwen nachzufolgen.
    Das Löwenjunge Simba kann es kaum erwarten, seinem Vater Mufasa als König der Löwen nachzufolgen. Foto: Disney Enterprises

    Heute, zum Kinostart von "König der Löwen", ist das Remake des Disney-Klassikers selbstverständlich der Hansdampf in allen Gassen der Medienlandschaft. Die Meinungen sind dabei durchaus geteilt. "So täuschend echt sah 'Der König der Löwen' noch nie aus!", jubelt Bild. Der Spiegel hingegen ist da weit weniger enthusiastisch: "Ein optisches Update, aber sonst?"

    „Wir sind alle Teil des Lebenskreislaufes“ so lehrt der Löwenvater den Sohn. Die Raubkatze, die die Antilope frisst, wird nach ihrem Tod zu Staub, aus dem heraus das Gras wächst, das der Antilope als Nahrung dient. Mit solchen Verwertungsketten kennt man sich im Hause Disney gut aus. Mit der neuesten Recycling-Technik werden gerade die alten Zeichentrick-Klassiker des Konzerns fotorealistisch reanimiert.

    Nach „Dschungelbuch“ und „Dumbo“ folgt nun mit „König der Löwen“ ein Disney-Spektakel, das ganz und gar auf tierische Charaktere setzt. Das Original aus dem Jahre 1994 gehört zu den erfolgreichsten Werken des Studios und wurde in Musical-Produktionen bis heute am Leben gehalten.

    Die dramatische Geschichte des Löwenprinzen, der nach dem Tod des Vaters von Schuldkomplexen getrieben ins Exil geht, um später seine Verantwortung zu erkennen und den fiesen Onkel vom Thron zu stürzen, ist ja allerbester Savannen-Shakespeare.

    "König der Löwen"-Remake ist ein fast schon haptisches Seherlebnis

    Wenn sich der Vorhang zum Remake öffnet und die Kamera durch die afrikanische Fauna und Flora schwebt in jene Tierschar hinein, die dem neugeborenen Prinzen huldigt, ist man zum Staunen genötigt. Auch wenn hier auf 3-D-Technik verzichtet wurde, ist das Bad in der Menge schon fast ein haptisches Seherlebnis. Es dauert nur wenige Minuten, bis man akzeptiert, dass man sich hier nicht in einer zoologischen Dokumentation befindet, sondern in einer fiktiven Welt, in der die vollkommen echt aussehenden Tiere auch sprechen und singen können.

    Mag sein, dass man sich bald an diesen Effekt gewöhnt hat. Noch darf man sich wundern, wie bruchlos Mimik und Bewegungsabläufe der Tiere digital imitiert und zu funktionierenden Filmcharakteren geformt werden. Es ist eine Sache, ein Löwenjunges artgerecht beim Herumtollen zu animieren, eine andere dem Tier dabei auch eine Seele einzuhauchen.

    Beides gelingt hier auf frappierende Weise bei fast allen Charakteren. Das gilt besonders für die Gestalt des diabolischen Onkels Scar, die mit den Hyänen gegen den eigenen Bruder intrigiert und die Macht an sich reißt. Eine vielschichtige Mephisto-Figur wie diese durch ein fotorealistisches Löwenkostüm hindurch zu gestalten, ist ein beachtliches Kunststück.

    Regisseur Jon Favreau, der auch schon „Dschungelbuch“ reanimierte, hat hier sein Handwerk noch einmal deutlich verfeinert. Die Mischung aus Charakterstück und digitalem Überwältigungskino funktioniert reibungslos. Die düsteren Teile der Story werden im Kontrast zu den Wohlfühl-Sequenzen atmosphärisch stärker herausgearbeitet als im Trickfilm-Original. Das Ödland, in das Scar und seine Verbündeten das einst blühende Königreich mit einer rigiden Ausbeutung der Jagdgründe verwandelt haben, ist eine weithin sichtbare, apokalyptische Metapher für menschliche Zerstörung der Natur.

    "König der Löwen"-Remake: Technisches Meisterstück, kreatives Armutszeugnis

    Aber auch wenn dieses Remake mit seiner technischen Präzision, den tierischen Charakteren und dem hochdramatischen Output vollkommen überzeugt, bleibt im Abgang ein fader Nachgeschmack.

    Denn tief in seinem Herzen ist dieser „König der Löwen“ eben auch ein sehr mutloser Film, der sich fest an seine Vorlage klammert, aus Angst deren Fans zu enttäuschen. Hier fehlt es deutlich am Willen den bekannten und beliebten Stoff über die technische Innovation hinaus neu zu interpretieren. Und das ist das Resultat einer Unternehmenspolitik, die in der Massenunterhaltung im großen Stil nur noch auf Nummer sicher geht. Für Disney ist das ein riesengroßes, kreatives Armutszeugnis.

    Wertung: 4 / 5

    Infos zum Film "König der Löwen"

    König der Löwen (1 Std. 57 Min.), Animation, USA 2019

    Regie Jon Favreau

    Musik Hans Zimmer

    Mit Florence Kasumba als „Shenzi“

    • König der Löwen (1 Std. 57 Min.), Animation, USA 2019
    • Regie Jon Favreau
    • Musik Hans Zimmer
    • Mit Florence Kasumba als „Shenzi“
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