30 Jahre war er Benediktinermönch. Als Prior von Kloster Andechs hat Anselm Bilgri die weltberühmte Klosterbrauerei und ihr Bräustüberl wirtschaftlich saniert, erfolgreich zur Marke aufgebaut und obendrein Andechs als spirituell-kulturelles Zentrum mit dem Florianstadl und dem Carl-Orff-Festival geformt. Dann trat er 2004 aus dem Orden aus und wurde Unternehmensberater. Schließlich ist der 67-jährige Bilgri nun in die alt-katholische Kirche übergetreten.
„In dieser Kirche ist all das verwirklicht, was auch meine Vision von Katholizismus in der modernen Welt ist. Ich glaube nicht mehr an den aufrichtigen Reformwillen in der römisch-katholischen Kirche“, begründete Anselm Bilgri seinen Übertritt. Die Bischöfe hätten nicht den Mut, mit Papst Franziskus zukunftsweisende Schritte zu gehen.
Bilgri liebäugelt schon seit Jahren mit dem Wechsel
Die alt-katholische Kirche gründete sich, weil sie nach dem Ersten Vatikanischen Konzil 1870 die Unfehlbarkeit des Papstes nicht anerkannte. Sie fordert keinen Pflichtzölibat, lässt Frauen zu allen Weiheämtern zu und traut gleichgeschlechtliche Paare. In Deutschland zählt ihr Bistum 15.000 Mitglieder.
Er trage sich seit Jahren mit dem Gedanken des Übertritts, erklärte Bilgri. Zumal er den Pfarrer der Münchner Gemeinde, Siegfried J. Thuringer, seit dem Studium kenne. Auf seinen Schritt gebe es von offizieller Seite „noch keine Reaktion“.
Anselm Bilgri wurde 1953 in Unterhaching bei München als Sohn eines Gastwirts geboren. Die Erfahrung daraus brachte er seit 1986 in die Andechser Wirtschaftsführung ein. Allerdings wurde 2003 nicht er, der dank seiner Eloquenz längst zum Liebling der Medien aufgestiegen war, sondern Johannes Eckert zum Abt gewählt. Mit ihm gab es Differenzen über die Führung der Wirtschaftsbetriebe. 2004 gründete Bilgri das Zentrum für Unternehmenskultur, seit 2008 ist er als Autor und Coach tätig und 2013 rief er die Akademie der Muße ins Leben.
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