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Klüpfel und Kobr: Neuer Roman "Funkenmord": Kluftinger im Gender-Dschungel

Klüpfel und Kobr

Neuer Roman "Funkenmord": Kluftinger im Gender-Dschungel

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    Die Autoren Michael Kobr (links) und Volker Klüpfel haben gut lachen mit dem Erfolg ihrer Kluftinger Krimis. Ihr Protagonist dagegen gerät auch im elften Fall „Funkenmord“ in manch missliche Situation. Das wiederum amüsiert die Leser.
    Die Autoren Michael Kobr (links) und Volker Klüpfel haben gut lachen mit dem Erfolg ihrer Kluftinger Krimis. Ihr Protagonist dagegen gerät auch im elften Fall „Funkenmord“ in manch missliche Situation. Das wiederum amüsiert die Leser. Foto: Hans Scherhaufer

    Bisweilen spielt ihm das Leben ziemlich übel mit. Aber ist dieser Adalbert Ignatius Kluftinger nicht auch selbst schuld an all den Malheuren, die ihm zustoßen? Klar, da tauchen dauernd Probleme auf, obwohl er eigentlich nur eine gehörige Portion Kässpatzen, eine Halbe Bier und vor allem seine Ruhe haben möchte. Aber er muss sich nun mal mit eigensinnigen Mitarbeitern, renitenten Familienmitgliedern und Freunden, die ihm wie Feinde vorkommen, herumschlagen. Zu allem Überfluss will er gegen viele Widerstände einen brutalen Mordfall in seinem Heimatdorf, der Jahrzehnte zurückliegt, neu aufrollen. So wie es aussieht, hat er damals dummerweise den Falschen hinter Gitter gebracht.

    Halb Deutschland kennt den kultigen Kommissar Kluftinger

    Ja, die Rede ist von Kluftinger, seines Zeichens Hauptkommissar bei der Kriminalpolizei in Kempten. Die beiden Allgäuer Autoren Volker Klüpfel und Michael Kobr haben diese skurrile Figur im Jahr 2003 erfunden und seither immer wieder romanhaft auf Verbrecherjagd geschickt. Inzwischen kennt diesen komischen Kommissar der halbe deutschsprachige Raum. Nicht nur, weil die Bücher zu Bestsellern geworden sind und die witzigen Lesungen der beiden große Säle landauf, landab füllen. Fünf der zehn Kluftinger-Romane sind verfilmt worden und zur besten Sendezeit gelaufen. Der aus dem Allgäu stammende Schauspieler Herbert Knaup spielte den kultigen Kommissar so eindrücklich, dass man sich beim Lesen gern sein Gesicht und seine Figur vorstellt.

    Nun schicken Klüpfel und Kobr ihr literarisches Schlachtross ein elftes Mal ins Getümmel, um aufzuräumen mit Gesetzesbrechern im geliebten Allgäu und dem Durcheinander in der eigenen Familie. Auf ein Neues also? Im Grunde bleibt alles beim Alten. Auch in "Funkenmord" muss ein Verbrechen aufgeklärt werden. Aber dieser – spannend inszenierte – "Cold Case" ist nur Beiwerk.

    Ländliche Komödien mit schrägem Personal

    Denn eigentlich hat das Schriftsteller-Duo erneut einen lustigen Heimatroman geschrieben rund um das Leben und Leiden eines älteren (weißen) Allgäuer Mannes mit all seinen Stärken und Schwächen, Freuden und Beschwerden, Siegen und Demütigungen. Das Verbrechen ist ein Vehikel, um dies zu erzählen. Die Kluftinger-Romane sind nicht nur Allgäu-Krimis, sondern auch Comedy-Unterhaltung in Buchform. Ländliche Komödien, die von der Überzeichnung leben, von schrägem Personal, klamaukhaft-absurden Szenen und dem Spiel mit Klischees.

    Manch einer hat schon bezweifelt, ob die beiden Autoren Klufti treu bleiben. Schließlich hatten sie zuletzt einen (fast) Kluftinger-freien Thriller veröffentlicht, angesiedelt in der Prepper-Szene Brandenburgs. Bei "Draußen" war Schluss mit lustig. "Wir wollten mal was machen ohne Humor", so erklärte Volker Klüpfel dieses Buchprojekt in einem Interview mit unserer Zeitung. Zugleich wollten sie zeigen, dass sie nicht nur Klufti können. Aber, das machten sie auch klar: Die Figur des Kommissars ist noch nicht auserzählt.

    Kluftinger-Krimi "Funkenmord": Eine Frau bringt Unruhe ins Ermittlerteam

    Der muss sich auch diesmal an mehreren Fronten beweisen. Eine junge Frau rückt in sein Ermittlerteam nach und bringt Unruhe in die Männerriege. Zu Hause im beschaulichen Altusried findet sich Kluftinger in einer neuen Rolle wieder: Weil Ehefrau Erika psychisch angeschlagen ist, darf er sich als Hausmann betätigen. Beim Wäschewaschen setzt er gleich mal den Keller unter Wasser. Klar, dass dies alles den einfach gestrickten Mann verwirrt. Gendergerecht zu sprechen und mit den eingefahrenen Rollenmustern zu brechen, bereitet ihm massive Schwierigkeiten.

    Volker Klüpfel und Michael Kobr greifen also auch aktuelle gesellschaftspolitische Themen auf. Gleichzeitig können sie damit schön ihre Späße treiben. Der Protagonist stolpert von einer komischen Situation in die nächste, lässt kein Fettnäpfchen aus. Dabei zeichnen die Autoren den Kommissar zwar gnadenlos tollpatschig, aber eben auch menschlich, sympathisch. Und wenn Recht und Ordnung Gefahr droht, versteht der Gesetzeshüter überhaupt keinen Spaß mehr.

    Die Kluftinger-Fangemeinde sitzt vor dem Computer

    Die Fans lieben offenbar diese humorvolle Melange. Als Klüpfel und Kobr am Mittwochabend ihren gerade erschienenen "Funkenmord" bei einer 75-minütigen Online-Lesung inklusive vieler Albereien im Internet vorstellen, geraten die Zuschauer vor den heimischen Computern schnell aus dem Häuschen, wie ihre Chat-Beiträge zeigen. "Ich kann nicht mehr vor lachen", teilt Kadi mit. Susi schreibt: "Ich fall gleich von der Couch." Daneben debattiert die Fangemeinde, die ziemlich eingeschworen wirkt, über die Haare von "Michi" Kobr oder das T-Shirt von Volker Klüpfel.

    Buch Volker Klüpfel/MichaelKobr: Funkenmord. Ullstein-Verlag. 490 Seiten: 22,99 Euro,

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