Regie-Legende Oliver Stone („Platoon“, „JFK“) will in seinem Leben keine weiteren Spielfilme drehen. „Ich habe genügend Filme gedreht, und das hat viel Energie gekostet“, sagte der 74-Jährige unserer Redaktion. „Einen Film auf die Beine zu stellen, kostet ein, zwei Jahre deines Lebens“, fügte er hinzu. „Ich habe keine Motivation, mit 74 irgendetwas ohne große Ambition zu drehen, nur um des Filmemachens willen“, betonte Stone. Außerdem gebe es aktuell kein Thema, das ihm unter den Nägeln brenne. „Es gibt noch so viele andere Dinge, die mich interessieren. Ich mache ja auch weiter meine Dokumentationen.“
Abgesehen davon sei Hollywood nicht mehr an ihm interessiert, sagte Stone. Und er wolle auch nicht für das Fernsehen und Streamingdienste arbeiten: „Das alles passt nicht zu den Filmen, wie ich sie gedreht habe. Die liegen außerhalb der Norm. Ich glaube nicht, dass ein Netflix sie verstehen würde.“
Stone: "Wir leben in einer Fantasiewelt"
Hart ging der Filmemacher mit seinen Landsleuten ins Gericht. „Ein Durchschnittsamerikaner lebt in einer Welt voller Schmerz, er begreift es nur nicht, denn er ist spirituell tot und nur am Materiellen interessiert“, sagt er. So eine Existenz ist die "Hölle auf Erden". Der 74-Jährige hält Japaner und Europäer für „viel gebildeter und lebensklüger“. Wie im Vergleich auch die Politik versäumt habe, aus der Geschichte zu lernen, so lebten auch zu viele Menschen in den USA ohne historische Perspektive: „Sie leben in Disneyland oder auf einem Golfplatz. Sie kämpfen nur darum, wirtschaftlich voranzukommen. Das ist ihr einziger Gedanke.“ Und das wiederum habe auch politische Folgen: „Wir leben in einer Fantasiewelt aus Videos und Kriegsfilmen. Die Leute haben keine realistische Vorstellung von der Natur des Krieges. Deshalb haben wir auch keine Skrupel, die Menschen auf der ganzen Welt in Furcht und Schrecken zu versetzen, weil wir ihnen unseren Blickwinkel und Lebensstil aufzwingen wollen.“
Stone will nur noch weitere Dokumentationen drehen. Aber nicht über Donald Trump. Der sei, so der Regisseur, „einfach nur ein Hochstapler und Narzist“. „Der schlimmste Präsident“ den die USA je hatten sei ohnehin George W. Bush gewesen, „ein Nichtsnutz“ und „ein Schwächling, der so tat, als wäre er stark, und uns dann in einen verheerenden Krieg in den Nahen Osten geführt hat, von dem wir uns bis heute nicht erholt haben“. (AZ)
Das ganze Interview mit Oliver Stone lesen Sie hier: Regisseur Oliver Stone: "Amerikaner leben in einer Fantasiewelt"
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