Der Sommer neigt sich dem Ende zu und Jep Gambardella, erfolgreicher, im Jetset Roms beheimateter Journalist lässt sich treiben durch eine seltsam leere Metropole. Es ist die Stadt, die er so liebt, deren Oberflächlichkeit und Dekadenz ihn jedoch auch anwidern. Erneut hat Paolo Sorrentino („Cheyenne – This must be the Place“) die Hauptrolle mit Toni Servillo besetzt, der für seine Darstellung des Giulio Andreotti in Sorrentinos viel gerühmter Politsatire „Il Divo“ 2008 den Europäischen Filmpreis erhielt.
Protagonist sinniert über sein Leben
„La Grande Bellezza“ beginnt mit einer großen, wilden Party zu Ehren Gambardellas, der 65 wird und sich wie kaum ein anderer aufs exzessive Feiern, aufs Genießen versteht. Immer mehr aber spürt Jep, dass auch seine Zeit begrenzt ist. Und immer häufiger sieht er sich mit der einen, der Schlüsselfrage seines Lebens konfrontiert: „Warum hast du nicht noch ein Buch geschrieben?“ Der einzige Roman, den er zustande gebracht hat, liegt 40 Jahre zurück. Als Jep auch noch vom Tod einer frühen Liebe erfährt, lässt er sich bereitwillig von einem melancholischen Strudel ergreifen.
Skurrile Figuren, liebevoll entworfen
„La Grande Bellezza“ hat lauter skurrile Figuren: Da ist der Freund Jeps, der über Schlüssel zu sämtlichen historischen Gebäuden Roms verfügt und diese auch mal nachts aufschließt. Da ist der fast ausschließlich mit Kochrezepten beschäftigte Kardinal. Da sind die so dekadenten wie degenerierten, von Schönheits-Operationen entstellten Neureichen Roms, denen Langeweile und Überdruss ins Gesicht geschrieben stehen. Sorrentino aber führt sein Personal nie vor; alle Charaktere sind liebevoll entworfen.
Sorrentino feiert die Ewige Stadt
Nicht zuletzt der von seinem so rauschhaften wie hedonistischen Leben zunehmend angeödete Protagonist. Toni Servillo gibt diesen Jep sehr überzeugend mal als lässig-charmanten Playboy, mal als traurigen, desillusionierten Clown. Bei aller ausgestellten Schönheit ist „La Grande Bellezza“ ein melancholischer Film; die Schwermut überträgt sich auf den Kinobesucher. Die Ewige Stadt ist ein denkbar guter Ort, um über Liebe und Leben, Sinn und Vergänglichkeit nachzudenken. Sorrentinos Film ist ein Abgesang auf Rom, das er zugleich mit jeder Einstellung feiert. ***