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Kino: Früher Orchester, heute Soundtrack: Die Geschichte der Filmmusik

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Früher Orchester, heute Soundtrack: Die Geschichte der Filmmusik

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    Selten spielte Filmmusik eine solch große Rolle wie im Western-Klassiker "Spiel mir das Lied vom Tod".
    Selten spielte Filmmusik eine solch große Rolle wie im Western-Klassiker "Spiel mir das Lied vom Tod". Foto: Dz/js/rs

    Ein staubiger Bahnhof irgendwo im Wilden Westen. Eine Fliege umschwirrt mit nervtötendem Summen ein stoppeliges Gesicht. Aus einem Tank tropft Wasser in eine Hutkrempe. Ein Windrad quietscht monoton. In wenigen Augenblicken wird eine Melodie einsetzen. Eine der bekanntesten Melodien der Filmgeschichte.

    Die nervenzerfetzende Mundharmonika in Sergio Leones Western „Spiel mir das Lied vom Tod“: Sie hat akustisch ebenso Filmgeschichte geschrieben wie in optischer Hinsicht das Streitwagenrennen in „Ben Hur“. Der Film wäre ohne seine Musik von Ennio Morricone wohl niemals so berühmt geworden. Sich die markanten Szenen des Films ohne Soundtrack vorzustellen, scheint unmöglich. Auch er beweist: Kino ohne Filmmusik ist kaum mehr vorstellbar.

    Filmmusik: Oscar seit 1935

    So wird denn auch wieder am Sonntag in Los Angeles ein Oscar für „beste“ Filmmusik verliehen – wie seit 1935, sechs Jahre nachdem der Academy Award ins Leben gerufen worden war. Heuer sind die Newcomer Steven Price („Gravity“), William Butler sowie Owen Pallett („Her“) nominiert – neben den erfahrenen Komponisten John Williams („Die Bücherdiebin“), Alexandre Desplat („Philomena“) und Thomas Newman („Saving Mr. Banks“).

    Sie zählen im Grunde zu den Stars der Branche; ihre Werke sind längst weltweit bekannt, etwa John Williams’ „Imperial March“ aus „Star Wars“. Klassik-Radiosender nehmen ihre Musik bereits seit Jahren ins Programm. Es werden Filmmusik-Konzerte auch mit ihren Schöpfungen veranstaltet und Kino-Abende, bei denen ein Orchester die originale Musik zu den laufenden Bildern spielt – ganz wie zu Stummfilmzeiten.

    Bevor 1927 der erste längere Ton-Streifen herauskam, begleiteten schon über 30 Jahre lang Pianisten die Filmvorführungen. Um den Menschen die Angst vor dunklen Kinosälen zu nehmen, heißt es, und um die lauten Projektoren zu übertönen. In den großen Kinos spielten in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg gar 80-köpfige Orchester.

    Musik im Kino: Seit den 40er Jahren heißt es Soundtrack

    Bereits damals wurde begonnen, Musik für Filme zu komponieren. Sergej Eisensteins Revolutionsfilm „Panzerkreuzer Potemkin“ wurde in Russland noch mit pathetischen Tönen von Beethoven und Tschaikowski unterlegt. Für die deutsche Fassung komponierte Edmund Meisel 1926 eine eigene Musik. Bald gab es solche für jeden Film. Seit den 40er Jahren wurden sie unter dem Namen Soundtrack vermarktet.

    1960 wandelte sich Filmmusik erneut. Nach Jahrzehnten, in denen symphonische Orchestermusik im Kino erklang, wurden nun wieder bereits bestehende Kompositionen verwendet. Aber statt Beethoven fand nun die Populärmusik den Weg zum Film. Ein Beispiel ist der Soundtrack von „Forrest Gump“, eigentlich ein Best-of amerikanischer Musik aus drei Jahrzehnten.

    Während bei „Forrest Gump“ die Songs zur Handlungszeit passen, verwendet Regisseur Quentin Tarantino jedoch, ein Markenzeichen, für seine Filme Musik verschiedener Epochen. Nur einmal, für „Django Unchained“, ließ er sich von Altmeister Morricone einzelne Stücke komponieren.

    Filmmusik: Nicht immer kommt der Soundtrack ins Kino

    Bisweilen aber geraten Regisseur und bestellter Komponist in Konflikt. Dies liegt am Entstehungsprozess von Filmen: Ein Soundtrack kann erst komponiert werden, wenn der Film fertig geschnitten ist. Während des Schneidens aber legen Regisseure oft eine vorläufige Tonspur, einen „temp track“, über die Szene. Diese Spur soll dem Komponisten als Orientierung dienen und wird später ersetzt – oder auch nicht.

    Bekanntes Beispiel dafür: „2001: Odyssee im Weltraum“. Alex North sollte eigentlich die Musik komponieren. Doch im Kino dann ging die Sonne zu „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauss auf, während ein Raumschiff zu Johann Straußens „An der schönen blauen Donau“ durchs All gleitet. Der „temp track“ wurde zum Soundtrack, die Komposition von North wurde nicht verwendet.

    Wie sieht der Soundtrack der Zukunft aus? Eine Prognose sei gewagt: Da Filme optisch immer realistischer werden, wird sich die Akustik dem angleichen. Der Zuschauer hört dann nur noch, was auch der Darsteller hört: Musik aus dem Autoradio, Musik vom Barpianisten. Oder auch nur ein quietschendes Windrad.

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