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Kino: China sendet Botschaften an die Filmwelt

Kino

China sendet Botschaften an die Filmwelt

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    Neuer Kinostartrekord weltweit: „Chinatown Detectives 3“.
    Neuer Kinostartrekord weltweit: „Chinatown Detectives 3“. Foto: WanDa Pictures

    Unterschiedlicher könnten die Filme kaum sein, aber gemeinsam senden sie nachdrücklich eine doppelte Botschaft an die Welt – nicht nur die des Films. Die eine zeugt von Hoffnung, die andere von Macht

    Doch zunächst die blanken Fakten: Mit dem patriotischen Kriegsepos „The 800“ und einem Einspielergebnis von 461 Millionen Dollar stammt der weltweit kommerziell erfolgreichste Film des vergangenen Jahres aus China; und gleich einen neuen Allzeitrekord für das umsatstärkste Startwochenende überhaupt hat die chinesische Action-Komödie „Chinatown Detectives 3“ aufgestellt – mit 397 Millionen Dollar ganze 40 Millionen mehr als „Avengers: Endgame“, der bislang an der Spitze eines ganzen Führungsheeres an Blockbuster-Produktionen aus Hollywood thronte. Dessen Gesamtergebnis-Rekord von 2,8 Milliarden Dollar aber scheinen nicht in Gefahr, solange die Kinos im Gegensatz zu China in den meisten Ländern der Welt noch als Teil der Anti-Corona-Maßnahmen geschlossen sind – gerade darum konnte „The 800“ freilich die weltweite Jahresauswertung gewinnen.

    Der Hunger auf Film-Events treibt in China die Massen in die Multiplexe

    Als unmittelbare Botschaft immerhin bleibt trotzdem: Der Sorge in der Branche, das Publikum könnte auch nach Ende eines Lockdowns nur zögerlich oder weniger zahlreich in die Vorführsäle gerade des Blockbuster-Kinos zurückkehren, strahlt hier ein Zeichen der Hoffnung entgegen. Der Hunger auf Film-Events abseits des heimischen Streamings treibt jedenfalls in China die Massen sogar in noch nie da gewesenen Ausmaßen in die Multiplexe, die dort oft nicht nur noch größer, sondern deren Ticketpreise meist auch noch höher liegen als etwa in den USA und Deutschland. Und auch bei „Chinatown Detectives 3“ handelt es sich um einen Film, dessen Start wegen der Pandemie ein ganzes Jahr Verspätung hat. Die Kinowelt darf also hoffen.

    Auf der anderen Seite aber hat sie durch die Rekorde auch ein Signal zu vernehmen. Häufig werden gerade in Krisenzeiten Entwicklungen erkennbar, die sich bis dahin schleichend vollzogen haben. Hier betrifft es den sich anbahnenden Aufstieg Chinas an die Weltspitze der Filmwelt. Längst versucht das Blockbusterkino aus Hollywood, das mit seinen Großproduktionen immer häufiger von der Finanzierung durch internationale Konsortien abhängt, dieser ungeheuren Marktgröße Rechnung zu tragen: Für „World War Z“ etwa wurden extra Szenen für eine chinesische Version mit Stars von dort gedreht; in den letzten „Star Wars“-Episoden schien eine tragende Nebenrolle für eine chinesische Schauspielerin obligatorisch; und mit der Neuverfilmung von „Mulan“ zielte Disney explizit auf chinesisches Publikum. Aber nichts davon war in Konkurrenz zum einheimischen Kino dort von besonders großem Erfolg gesegnet.

    Kritiker meinen, das interessanteste Kino der Welt käme derzeit aus Asien

    Viel mehr etabliert sich in der Gegenrichtung Chinas Film durch den im Wirtschaftsaufschwung weiter wachsenden Markt zusehends selbst als Weltmarke. Und das bedeutet auch Souveränität über die Stoffe und den Umgang damit. Im Westen mag mancher Filmkritiker meinen, das interessanteste Kino der Welt käme derzeit zwar aus Asien – aber aus dem US-geprägten und kürzlich für „Parasite“ Oscar-prämierten Südkorea. Kunst mit Macht aber kommt aus China. Und wie es Hollywood aus eigener Geschichte kennt und im Gegensatz zum völlig heterogenen Film-Massenmarkt Indien steht: Sie ist auch eine Kunst der Macht, der politischen und historischen Deutung. Welche Wirkung die nationalistische Blockbuster–Propaganda von Filmen wie „The 800“ international entfaltet – auch das ist somit eine der spannenden Frage des Kinos der Zukunft.

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